4. Karlsruher Krimitage
Bildung & Wissen // Artikel vom 29.02.2008
Blut – am besten stiefeldick.
Das war einst die Devise für Krimiautoren. Aber das war einmal. Heute gelten andere Gesetze. Gefragt sind Psychologie, Feinsinnigkeit, Witz, Mundart und regionale Bindung. Es gibt Krimiformate, die nur wegen ihres Bezuges zu einem vertrauten Spielort Erfolg haben.
Beispiel Freiburg: Jean-Marie Hämmerle löst als verhinderter Psychologe, erfolgloser Journalist und dröger Taxifahrer wundersame Fälle. Sehr eigenständig und -artig, mit Dialektik und Dialekt. Oder auch Karlsruhe: Burger und Leix gaben den Ansatz vor, obwohl der einstige Forstmeister vom Hardtwald schon lange nicht mehr hier lebt und Burger inzwischen auf Heidelberg auswich. Förster Leix braucht zwar viel zu viele Worte, um eine Story aufs Papier zu bringen, dennoch werden die Krimis gerne gelesen. Man kennt die Schauplätze.
Die Karlsruher Krimitage (Koordination und Organisation beim Kulturamt) kommen in der vierten Auflage (29.2.-10.3.). Die Reihe setzte von Anfang an auf das regionale Konzept, und man tat gut daran: Die Krimitage sind beliebt. Schön, wenn Blut- und Publikumsströme fließen. Den Anfang machen Stephan Peters und Marlene Bach mit einem Marburger-Heidelberger Doppel aus dem studentischen Milieu (29.2., 20 Uhr, Prinz-Max-Palais).
Hier noch ein Geheimtipp sind die Lese-Performer Klüpfel und Kobr, die das Allgäu zum Schauplatz ihrer deftig humorvollen Kult-Krimis machen (1.3., 20 Uhr Jubez). Altmeisterin Ingrid Noll aus Schwetzingen kann auch ohne Blut Krimi-Spannung erzeugen, wie "Ladylike" zeigt: Zwei ältere Damen wollen noch etwas erleben. Und das tun sie auch (6.3., 18.30 Uhr, Amerik. Bibliothek, Kanalweg 52).
Mit Wolfgang Burger, Bernhard Leix, Rita Hampp und Eva Klingler sind gleich vier Lokalmatadore im Programm. Leix liest aus "Waldstadt" und einem noch unveröffentlichten Krimi (Arbeitstitel "Angstbeißer") aus der Obdachlosenszene (4.3., 20 Uhr, Staatl. Museum für Naturkunde); Eva Klingler (auch viel zu viele Worte) präsentiert ihr neuestes Werk "Blaues Blut ist auch rot" und greift darin das altgediente Kaspar-Hauser-Thema auf (5.3., 18 Uhr, Haus Solms, Bismarckstr. 24). Der "Mord im Grandhotel" geht auf Ereignisse in Baden-Baden zurück, die Rita Hampp verarbeitete (die Tat ist inzwischen weitestgehend aufgeklärt – 6.3., 16 Uhr, Kaffeehaus Schmidt, Kaiserallee 69).
Ganz anderes Milieu: Einen Starfriseur ermitteln lässt Christian Schünemann in seinem Debüt "Der Frisör" (7.3., 20.15 Uhr Thalia, Ettlinger Tor). Nomen est omen, sagt sich der erfolgreichste badische Krimiautor, Wolfgang Burger, und stellt exklusiv seinen vierten HD-Krimi mit weltweiten Verwicklungen vor (8.3., 11 Uhr, burger-Inneneinrichtung, Waldstr. 89-91). Tags drauf liest der bereits zweimal mit dem deutschen Krimipreis ausgezeichnete Freiburger Autor Oliver Bottini aus seinem neuen Krimi "Im Auftrag der Väter" (So, 9.3. 20 Uhr, Stadtmitte).
Komplettiert wird die blutige Reihe etwa mit "Arsen und Kartöffelchen" von Angela Esser, bei dem es immer irgendwie um das Nachtschattengewächs geht, inklusive Wein und Wodka (2.3., 11-14 Uhr, Kimmelmannschule, Ecke Graf-Rhena-/Frankenstr.). Um den Leichenschmaus dreht sich auch das Krimidinner à la mode d’Edgar Wallace als 4-Gang-Menü (2.3., 19 Uhr, Schlosshotel, Bahnhofplatz 2). In dieselbe Kerbe schlägt "Der Geschmack des Todes" als Lesung mit Weinverkostung und Martina Fiess, die von Todesfällen aus dem Spätburgunder-Bühlertal erzählt (7.3., 19.30 Uhr, Gurke, Augustastr. 3).
Neue Qualität ins Thema bringt der medienerfahrene Polizeipsychologe Adolf Gallwitz, der auf viel Praxis zurückgreifen kann (3.3., 19.30 Uhr, Landgericht, Hans-Thoma-Str. 7). Und es gibt auch Musik zum Thema: im Jazzclub/Kaldaune z.B. mörderisch-musikalische Hits der besten Krimis mit der Band Boogaloo (6.3., 20.30 Uhr, Durlacher Allee 64). Viele Veranstaltungen kosten nix, andere viel. -hs
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