Aufstieg in den Pokerolymp – so wurden Zocker zu Superstars
Bildung & Wissen // Artikel vom 12.03.2024
Pokern lernen, ist einfach.
Das Spiel beherrschen, steht hingegen auf einem anderen Blatt. Das größte Talent nützt auf Dauer nichts ohne Disziplin, Selbstkontrolle und eiserne Nerven. Wer all diese Eigenschaften besitzt, kann dafür auf Geld und Ruhm in Pokerkreisen hoffen.
Während heute die meisten Stars der Szene ihre Anfänge im Online Poker gemacht oder dort ihr Spiel verfeinert haben, ist Doyle Brunson ein Zocker der alten Schule, der das Pokern bei alten Texas Road Games und an Tischen in Las Vegas gelernt hat. Dass er selbst im hohen Alter die jüngeren Spieler das Fürchten lehren konnte, bewies er 2018 zum wiederholten Male. Im Alter von 84 Jahren schaffte er es bis zu einem Platz am Finaltisch der World Series Of Poker.
Im Laufe seiner mehr als ein halbes Jahrhundert anhaltenden Karriere hat er zehn Bracelets bei der WSOP gewonnen. Sieger im Main Event wurde er 1976 und ’77. Seit ’88 ist er Mitglied der Poker Hall Of Fame. Wer von Brunson lernen möchte, kann seine zwei Pokerbücher studieren. Mit 6,2 Mio. Dollar ist der Poker-Altstar zwar in den unteren Rängen, was den Reichtum angeht, aber an seinem Status als Legende ändert das nichts.
Die Nummer eins auf der Verdienerliste ist Justin Bonomo. Der US-Amerikaner griff bereits im Alter von acht Jahren regelmäßig zu den Karten, auch wenn es sich bei dem Deck um das Sammelkartenspiel „Magic: The Gathering“ handelte. Dass auch er auch beim Poker zaubern kann, stellte er als 16-Jähriger im Freundeskreis fest. Die notwendige Kombination aus Mathematik und Psychologie lernte er im Online-Poker.
Mit drei Bracelets und mehr als 43 Mio. Dollar Gewinn allein in Live-Spielen ist der 1985 geborene Zocker mit dem Spitznamen „ZeeJustin“ Rekordverdiener. Weil er auch anderen einen Platz auf der Gewinnerseite geben möchte, ist Bonomo Botschafter des Wohltätigkeitsprojekts „Raising For Effective Giving“.
Sein Landsmann Bryn Kenney ist durch Poker ebenfalls schwerreich geworden. Er hält den Rekord für das höchste Preisgeld in einem Turnier – sein Sieg im „Triton Million For Charity“ brachte ihm 2019 auf einen Schlag 20.537.187 Dollar ein. Sein bislang einziges Bracelet gewann er 2014 bei der WSOP in Las Vegas. So wie Bonomo zockte auch Kenney als als Kind „Magic: The Gathering“ und wechselte später zum Poker.
Was den 1986 geborenen New Yorker von den meisten Spitzenspielern unterscheidet, ist seine Risikobereitschaft. Meist hat sich das für ihn bezahlt gemacht, aber Kenney ist genauso mit Millionenverlusten vertraut, wenn sein Bauchgefühl ihn getäuscht hat.
Wer sich mit Profipoker beschäftigt, ist mit dem Namen Phil Ivey vertraut. Der US-Amerikaner musste am Anfang einen gefälschten Ausweis benutzen, um in Atlantic City zu zocken – er war nämlich minderjährig. Ivey, der den Spitznamen „Tiger Woods des Pokers“ trägt, ging bei seinem Studium des Spiels so methodisch wie möglich vor. In einem Tagebuch notierte er sich Informationen zu jedem Spiel, Zocker und Situationen während der Hände. Die anschließende Analyse half ihm so sehr dabei, sein Spiel zu verfeinern, dass er sein erstes WSOP-Bracelet im Alter von 23 Jahren gewann.
Endgültig berühmt wurde Ivey 2002. Drei Bracelets in einem Sommer bestätigten ihn als besten jungen Spieler in der gesamten Pokerwelt. Inzwischen hat er zehn Bracelets gewonnen und im Livespiel mehr als 26 Mio. Dollar eingestrichen.
Tragisch endete die Geschichte für Stu Ungar. Der US-Amerikaner, der als bester Gin-Rummy-Spieler und einer der besten Pokerspieler aller Zeiten galt, kämpfte privat gegen Drogensucht an. Im Alter von nur 35 Jahren starb er 1998 in einem Hotelzimmer an Herzversagen. „The Comeback Kid“ Ungar, der außer Brunson der einzige Zocker war, der drei Main Events der WSOP gewonnen hat, wurde 2001 posthum in die Poker Hall Of Fame aufgenommen.
Als erfolgreichster deutscher Zocker macht Fedor Holz regelmäßig von sich reden. Der gebürtige Saarbrückener und Wahl-Wiener schaffte in wenigen Jahren vor rund einem Jahrzehnt den Sprung vom unbekannten Spieler zum Star der Online-Poker-Szene und schließlich zum Helden der Livetische. Als begeisterter Schachspieler konnte er viele in dem Spiel erworbene Fähigkeiten aufs Kartenspiel übertragen. Holz gehört mit mehr als 24 Mio. Dollar an Preisgeld seit Jahren zu den Top Ten weltweit.
Zur Pokerlegende aus den falschen Gründen ist Molly Bloom geworden. Die US-Amerikanerin, die nach einem Unfall ihren Traum von der olympischen Ski-Karriere aufgeben musste, verlegte sich anschließend auf den Nervenkitzel des Pokers. Sie führte bald einen Hinterzimmer-Pokerroom, in dem sich Hollywoodstars, aber auch die Russenmafia zwecks Geldwäsche die Klinke in die Hand gaben. Schließlich wurde das FBI auf Molly aufmerksam.
Ihre illegalen Handlungen brachten ihr eine Gefängnisstrafe, aber auch eine zweite Chance jenseits des Pokerspiels ein. „Molly’s Game – Alles auf eine Karte“ wurde 2018 mit Jessica Chastain in der Titelrolle verfilmt.
Zu den Stars an Mollys Tisch gehörten einige der berühmtesten Zocker der Welt ohne Profistatus. U.a. griffen Matt Damon, Ben Affleck und vor allem der am Tisch als recht skrupellos geltende Tobey Maguire unter Mollys Aufsicht regelmäßig zu den Karten. Ruhm und Geld besitzen sie ohne Pokergewinne. Aber das Spiel macht auch ihnen vor allem Spaß.
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