Bedeutet das neue Glücksspielgesetz mehr Casinos für Frankfurt?

Bildung & Wissen // Artikel vom 09.01.2023

INKA Auszeichnung

In wenigen Monaten bricht die neue Ära in Sachen Glücksspiel offiziell an, doch schon jetzt sind die Veränderungen spürbar.

Wer bis vor kurzem im Online-Casino gezockt hat, war in einer rechtlichen Grauzone aktiv, weil mit Ausnahme von Schleswig-Holstein virtuelle Spielbanken in der Bundesrepublik als illegal eingestuft sind. Nach EU-Recht sind sie jedoch erlaubt, sofern sie über eine Lizenz aus einem der Mitgliedsstaaten der Europäischen Union verfügen.

Mit dem neuen Glücksspielländerstaatsvertrag, der seit dem 1.7.2021 gilt, werden u.a. Online-Casinos auch in Deutschland legalisiert, und bereits jetzt werden die entsprechenden Webseiten im Rahmen einer Übergangsregelung geduldet. Für die Betreiber ist dies zugleich eine Art Probezeit, denn nur wenn sie nicht unangenehm auffallen, können sie sich Hoffnungen auf eine der begehrten 20 Lizenzen machen, die in Deutschland für den Anfang vergeben werden sollen.

Landbasierte Casinos sind in der Bundesrepublik seit Jahrzehnten erlaubt, und als Unternehmen, die sich in erster Linie in öffentlicher Hand befinden, füllen sie die Staatssäckel alljährlich mit Millionensummen. Auf deutschem Boden befinden sich sogar einige der renommiertesten Traditionshäuser, was das Glücksspiel anbelangt. Die Spielbank Baden-Baden, die seit mehr als 200 Jahren zu den großen Häusern Europas gehört, zahlreiche gekrönte Häupter zu ihren Gästen gezählt hat und von Hollywood-Legende Marlene Dietrich zur schönsten Spielbank der Welt erklärt wurde, ist noch heute ein eleganter Treffpunkt.

Doch nicht alle Einrichtungen, in denen gespielt wird, haben einen derartigen Ruf. Das liegt in Deutschland u.a. daran, dass zu den Casinos auch Spielhallen und Betriebe mit Spielautomaten im Hinterzimmer wie in Frankfurt gezählt werden – und an der bisherigen Einstufung von Online-Casinos als illegal. Zwar besitzen diese auch in Deutschland zahlreiche Fans, und innerhalb der EU zugelassene Anbieter müssen strikte Auflagen erfüllen, aber das deutsche Verbot hat so manche Hobbyspieler verunsichert, die bspw. Roulette spielen oder sich Kartenspielen amüsieren wollte.

Mit dem neuen Gesetz soll auch damit Schluss sein. In der Bundesrepublik zugelassene Anbieter sollen ab dem Sommer von einer eigens geschaffenen Aufsichtsbehörde kontrolliert werden, die ein besonderes Augenmerk auf den Jugendschutz und die Suchtgefährdung legt.

Für die Zocker bedeutet das ebenfalls mehr Sicherheit und damit ein besseres Gefühl beim Casinobesuch. Wie beim Besuch in den staatlichen Spielbanken auch wird für die Anmeldung eines Kundenkontos online eine strikte Identitätskontrolle gefordert, inklusive Nachweis der Volljährigkeit. Während beim Zocken im echten Casino das Personal auf auffälliges Verhalten achtet, werden Spieler, die besonders häufig oder mit besonders hohen Einsätzen oder unter großen Verlusten spielen, auch online geflaggt. Im Zweifelsfall werden die Zocker in eine bundesweit geltende Sperrdatei aufgenommen, in die sie sich zudem freiwillig eintragen lassen können.

Dass Spieler wie einst der russische Schriftsteller Fjodor Dostojewski Hab und Gut verzocken, soll ebenfalls verhindert werden. Was seinen Roman „Der Spieler“ zum Klassiker der Weltliteratur gemacht hat, will schließlich niemand am eigenen Leib erfahren. Ein monatlicher Höchsteinsatz von 1.000 Euro pro Monat für alle Arten des Glücksspiels soll dafür sorgen, dass kein Zocker am Ende der Nacht ruiniert dasteht.

Mehr Sicherheit für die Spieler bedeutet im Normalfall auch eine höhere Akzeptanz, was den Besuch von Spielbanken online und in echt betrifft. Das kommt dem Staat ebenfalls zugute, weil Spielbankenabgaben und Lotteriesteuer einen nicht unerheblichen Beitrag zu den öffentlichen Kassen leisten. Der regulierte Markt, zu dem Lotto, Toto, staatliche Casinos, aber auch genehmigte Automatenhallen und erlaubte Sportwetten gehören, bringt es pro Jahr auf Bruttospielerträge von 11,07 Mrd. Euro. Davon fließen allein 1,5 Mrd. Euro als Lotteriesteuer an die öffentliche Hand. Der unregulierte Markt, zu dem noch Online-Casinos zählen, wird pro Jahr auf Bruttoumsätze von 2,21 Mrd. Euro geschätzt – ohne dass davon auch nur ein Cent in die Staatssäckel fließt, weil Abgaben stets im Land des Lizenzgebers gemacht werden.

Weil ein kräftiger Batzen der Lotteriesteuer an die Landeshaushalte fließt, die wiederum einen erklecklichen Teil in den gemeinnützigen Bereich von den Sportvereinen und kulturellen Trägern bis in die Wohlfahrt abgeben, sind im Endeffekt alle Bürger Nutznießer.

Ob die Legalisierung von Online-Casinos für verstärkte Nachfrage nach mehr landbasierten Spielbanken führen wird, steht noch in den Sternen. Aber mehr Rechtssicherheit und ein besseres Image auch für Einrichtungen, die nicht als Tummelplatz der feinen Gesellschaft gelten, wird dem Glücksspiel zumindest nicht abträglich sein. Und wer sich fein in Schale werfen möchte, um einen stilvollen Abend zu verbringen, hat es mit 65 über das gesamte Land verteilten staatlichen Casinos nie allzu weit.

In Frankfurt selbst gibt es derzeit zwar keine landeseigene Spielbank, aber mit vier Einrichtungen in Bad Homburg, Bad Wildungen, dem legendären Traditionshaus Wiesbaden und dem Casino in der Kurfürsten Galerie Kassel kann Hessen sich über Auswahl nicht beklagen.

Weil die renommierten Häuser seit jeher Wert auf gepflegte Manieren legen und es beim traditionellen Glücksspiel strikte Etiketteregeln gibt, die auch im Online-Casino gelten, sind die virtuellen Einrichtungen eine gute Möglichkeit, sich auf den Besuch im echten Casino vorzubereiten. Übungsspiele und Erklärungen erlauben es dem Novizen, sich vorab mit den Spielen vertraut zu machen und nicht durch Unwissenheit aufzufallen. Hinzu kommt die Gelegenheit, die Benimmregeln rund um die Tische kennenzulernen und nicht ins Fettnäpfchen zu treten, weil das Getränk falsch abgestellt wird oder die Karten falsch aufgehoben werden. Auch das gute Gefühl, sich mit zwangloser Eleganz im Raum zu bewegen, ohne gegen irgendwelche Sitten und ungeschriebene Regeln zu verstoßen, bietet ein Stück Sicherheit, die ebenfalls mit dem neuen Glücksspielgesetz verbunden ist.

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