Ein Stück Autarkie dank Stadtbalkon

Bildung & Wissen // Artikel vom 29.01.2024

Stadtbalkon (Foto: Jiří Rotrekl/pixabay.com)

INKA Auszeichnung

Auch an Karlsruhe und Umgebung ist die aktuelle Wirtschaftskrise nicht spurlos vorbeigegangen.

Die erhöhten Einkaufspreise aufgrund von Rohstoffknappheit, verbunden mit Lieferengpässen, haben sich direkt im Portemonnaie der Verbraucher niedergeschlagen. Die Inflation hat die Preisspirale zudem weiter befeuert.

Klimagünstiges Karlsruhe

So sind Waren des täglichen Bedarfs, folgt man dem Portal Statista, im Dezember 2023 gegenüber dem Vorjahresmonat bis zu zwölf Prozent (hier: Obst) teurer geworden. Kein Wunder, dass so mancher Verbraucher vermehrt über die Selbstversorgung nachdenkt. Glücklich ist da, wer über ein eigenes Grundstück mit Garten oder sogar Land verfügt. Karlsruhe ist in Sachen Landwirtschaft klimatisch begünstigt, wie allein die Existenz des Staatsweinguts Karlsruhe-Durlach beweist, denn wo Wein wächst, gedeiht auch vieles andere. Um sich mit den Erträgen der eigenen Ernte aus dem Selbstversorger-Garten das gesamte Jahr über weitgehend selbst versorgen zu können, ist einiges an Anbaufläche nötig. Allein für Gemüse rechnet man pro Person mit einem 100-Quadratmeter-Beet, für mehr Personen entsprechend mehr. Insbesondere Kartoffeln benötigen viel Ackerfläche. Hier kann eine Mischkalkulation aus Selbstanbau und Dazukaufen günstig sein.

Sonne satt

Ohnehin ist in der Stadt die Ackerfläche knapp. Auch immer mehr Brachen und Baulücken werden aufgrund des grassierenden Wohnungsmangels geschlossen, sodass vielen Städtern nur der eigene Balkon bleibt. Auch dieser lässt sich in einen sogenannten Naschbalkon verwandeln – sich damit komplett selbst mit Obst und Gemüse zu versorgen, ist aufgrund der beschränkten Anbaufläche allerdings utopisch. Balkongärtnern ist also eher ein entspannendes Hobby als ein Beitrag zur Haushaltskasse. Meist ist die Investition in Anbau und Pflege (etwa bei Balkonkartoffeln aus dem Pflanzsack) sogar teurer, als die Erntemenge im Supermarkt wäre. Glücklicher ist als Städter, wer es geschafft hat, einen der seltener werdenden Kleingärten zu ergattern – oder wer sich an einem kollektiven Urban Gardening Projekt in der Innenstadt beteiligen kann. Der eigene Balkon lässt sich aber auf eine weitere Art für ein autarkeres Leben nutzen, die den wenigsten bekannt sein dürfte: Seit 2015 nämlich ist es hierzulande für jedermann legal, sogenannte Stecker-Solaranlagen zu betreiben. Hierfür benötigt man auch keine Dächer, auf welchen großflächig Solarpaneele installiert werden – für kleine Balkonkraftwerke mit statisch geprüften Halterungen ist bspw. ein herkömmlicher Gitterbalkon völlig ausreichend.

Vom Naschbalkon zum singenden Balkon

Wer auf die kleinste Balkonkraftwerk-Variante setzt, ist schon mit einer Anfangsinvestition von knapp vierhundert Euro dabei. Dieser gegenüber steht die Eigenstromerzeugung von bis zu 430 kWh pro Jahr. Geht man davon aus, dass ein Single-Haushalt im Schnitt pro Jahr 1.900 kWh verbraucht, hat sich die Anschaffung eines Balkonkraftwerks bereits nach viereinhalb Jahren gerechnet, wobei von einer Lebensdauer der Balkonkraftwerke von mindestens 25 Jahren ausgegangen wird. Natürlich lässt sich ein Solar-Balkon auch mit der Anlage eines Naschbalkons kombinieren, denn die Solarpaneele werden an den Balkongittern angebracht und machen der Sonnenbestrahlung von Balkonpflanzen keine Konkurrenz. Wie wäre es bspw. mit einem Salat, bei dem alle Zutaten selbst angebaut sind? Z.B. ein Babyleaf-Salat mit Radieschen, Tomaten und Rucola, verfeinert mit Kräutern und Peperoni? Doch auch für Nicht-Köche gibt es in der Region so manchen Tag, der Besitzer von Balkonen begünstigt. Die „Nacht der singenden Balkone“ bspw. wendet sich an all diejenigen, die in Ludwigshafen über einen Balkon und ein gewisses Maß an Sangeslust verfügen.

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