Nachhaltigkeit & Gaming – unvereinbar?

Bildung & Wissen // Artikel vom 15.06.2023

INKA Auszeichnung

Vom Schlagwort zur gelebten Wirklichkeit.

Umweltfreundlichkeit und Nachhaltigkeit führen in Deutschland längst kein Nischendasein mehr. Seit den Freitagsprotesten gegen den Klimawandel, die unter dem Titel „Fridays For Future“ von der jungen schwedischen Aktivistin Greta Thunberg initiiert worden sind, hat das Thema weltweit sogar neue Bedeutung gewonnen. Die 17 jahre alte Schülerin, die ein Jahr Auszeit vom normalen Schulalltag genommen und stattdessen online am Unterricht teilgenommen hatte, ist zur Symbolfigur geworden, die vor allem die Politiker in die Pflicht genommen hat, zu handeln, statt nur zu reden.

Doch auch im normalen Alltag wächst bei vielen Deutschen das Bedürfnis, mehr gegen Klimawandel und Ausbeutung von Ressourcen zu tun. Recycling, Komposttonnen und der Verzicht auf Plastiktüten für den Einkauf reichen ihnen da nicht aus.

Weil selbst kleine Veränderungen sich bemerkbar machen, gibt es zahlreiche Möglichkeiten, der Umwelt etwas Gutes zu tun, ohne dabei auf Lebensqualität zu verzichten. Im Café nach Zuckerstreuer statt Zuckertütchen zu fragen, Papierservietten gegebenenfalls als Taschentücher zu benutzen, damit sie nicht verschwendet werden, und im Büro darum zu bitten, Stoffhandtücher statt Papier zu verwenden ist einfach und dabei nützlich.

Nicht abgepacktes Gemüse kann im mitgebrachten Wäschebeutel transportiert werden und spart den Plastikabfall. Kleidungstücke können selbst dann noch nützlich sein, wenn sie kaputt oder aus der Mode gekommen sind. Alte Jeans, die zu Kissen umgearbeitet werden, Hemden und Blusen, die als Stoffbeutel, Flickendecken oder Putzlappen einen neuen Verwendungszweck finden, entlasten Umwelt und Geldbeutel.

Weil sich gerade importierte Waren durch den CO2-Fußabdruck für den Transport negativ in der Umweltbilanz niederschlagen, findet ein immer stärkeres Umdenken beim Einkaufen statt. Global handeln und lokal Kaufen gilt jedoch nicht nur für in der Nachbarschaft produzierte Lebensmittel, sondern kann mit etwas Überlegung häufig auch im Freizeitbereich eingesetzt werden.

Wer z.B. seine Spielkarten für Skat und Poker aus heimischer Fertigung kauft, hilft dabei, den CO2-Fußabdruck zu reduzieren und die eigene Wirtschaft zu stärken, ohne Abstriche am Vergnügen zu machen. Eine andere Möglichkeit ist es, Spiele umsonst online zu zocken, statt ins Casino zu fahren. Die virtuelle Spielbank verbraucht nicht nur deutlich weniger Energie für den Betrieb und ist damit umweltfreundlicher, für den Zocker fällt zudem die Anfahrt weg, die sich häufig deutlich in der Brieftasche und der Umweltbilanz bemerkbar macht.

Wer es sich angewöhnt, nach dem Spielen oder der Arbeit die Geräte vom Netz zu nehmen, die nicht gebraucht werden, kann durch den gesparten Strom einen weiteren Gewinn für die Umwelt und den Geldbeutel verbuchen. So bequem es auch ist, Ladegeräte, Fernseher, Laptop und Handy jederzeit einsatzbereit zu haben, so wenig umweltfreundlich ist es, weil auch der Standby-Betrieb sich rasch summiert, was den Verbrauch angeht. Spezielle Steckdosenleisten mit Schaltern machen es einfach, die nicht benutzten Geräte vom Stromnetz zu nehmen.

Der Stromverbrauch der einzelnen Geräte ist zudem ein wichtiger Gesichtspunkt, wenn es um die Neuanschaffung geht. Das gilt auch für den Gamingbereich. Weil Videospiele aller Art immer populärer werden und längst über Tablets und Smartphones selbst in die Mittagspause und den Pendelverkehr in Bus und Bahn Einzug gehalten haben, ist der damit verbundene Energieverbrauch enorm gestiegen. Esports, Virtuelle Realität und Augmentierte Realität und andere Trends werden den Bedarf, der derzeit weltweit bei zwischen 90 und 100 Mrd. Kilowattstunden im Jahr allein für den Gamingereich liegen soll, weiter steigen lassen.

Bei Desktops soll der Mehrverbrauch beim Game-Streaming bei rund 60 Prozent liegen. Bei Laptops sollen es sogar bis zu 300 Prozent sein, die zusätzlich an Strom verbraucht werden. Eine energieeffiziente und nachhaltige IT-Infrastruktur ist daher gefragt, um in unserer immer stärker digitalisierten Welt so ökologisch wie möglich zu handeln.

Vor allem bei Technologieprodukten stellt sich daher vor dem Kauf die Frage, welches Gerät auf längere Sicht das effizienteste und kostensparendste ist. Sind die Unterschiede zum jetzigen Laptop, Handy oder Fernseher nur gering, sollte die Überlegung nicht fehlen, ob die Neuanschaffung wirklich sinnvoll ist oder ob es nur darum geht, seiner Konsumlust zu frönen und neuen Trends zu folgen.

Umdenken gerät auch in anderen Bereichen in den Vordergrund. Mit dem Fahrrad statt im Auto zur Arbeit zu pendeln ist emissionsfrei, kostenlos und stärkt die Fitness. Das regelmäßige Treten der Pedale bringt den Blutkreislauf in Schwung, stärkt das Herz und trainiert die Muskel, ohne die Gelenke zu belasten. Das gilt auch bei kühleren Temperaturen oder Wind und Regen, obwohl dabei auf die geeignete Kleidung geachtet werden sollte. Die körperliche Bewegung an der frischen Luft bei unterschiedlichen Wetterbedingungen kurbelt das Immunsystem an. Zudem werden bereits nach 30 Minuten radeln Endorphine ausgeschüttet, die zur Entspannung beitragen. Das Hirn profitiert ebenfalls dank besserer Durchblutung und dadurch Versorgung mit Sauerstoff.

Kürzere Wege auf Schusters Rappen statt im Auto sind ebenfalls deutlich besser für Körper, Geist und Umwelt. Einkaufstaschen auf Rädern machen den Transport von Lebensmitteln in kleinen Mengen einfach. Strom- und Hybridfahrzeuge nehmen ebenfalls an Beliebtheit zu und sind dank stattlicher Förderung im vierstelligen Bereich nicht mehr nur für Besserverdiener erschwinglich. Aufladestationen sind inzwischen in der Bundesrepublik weitverbreitet, und die neue Generation der Stromfahrzeuge bringt es inzwischen auf mehrer Hundert Kilometer Reichweite mit einer Akkuladung.

Selbst im öffentlichen Nahverkehr tut sich einiges. In etlichen Großstädten können Pendler, denen der Weg zu weit oder zu stressig fürs Fahrrad ist, inzwischen im E-Bus zur Arbeit fahren. Die dadurch gewonnene Freiheit vom Auto lässt sich sinnvoll anders nutzen, und wenn es nur beim Planen des nächsten umweltfreundlichen Einkaufszettels oder Entspannen bei einem Spiel ist. „Fridays For Future“ können mit etwas Gewöhnung zum Alltag für die Zukunft werden.

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