Stephanus-Buchhandlung: Paul Kaufmann im Interview

Bildung & Wissen // Artikel vom 04.10.2020

Der Karlsruher Buchhändler Paul Kaufmann erzählt INKA-Redakteur Patrick Wurster, wie er sich seit Jahrzehnten mit inzwischen vier Ladengeschäften erfolgreich in der Stadt positioniert und gibt persönliche Empfehlung für die achten „Literaturtage“.

INKA: Sie sind seit über 40 Jahren Buchhändler und betreiben in Karlsruhe neben der Stephanus-Buchhandlung auch die Metzlersche (Karlstr. 13) sowie Der Rabe (Pfinztalstr. 60) und Mächtlinger (Pfinztalstr. 36) in Durlach. Wie behauptet man sich heutzutage mit einem stationären Sortiment erfolgreich gegen den Onlinebranchenriesen?
Paul Kaufmann: Die Stephanus-Buchhandlung und die Metzlersche sind die beiden ältesten Buchhandlungen in Karlsruhe und existieren seit weit über 100 Jahren. So bestehen enge Verbindungen zu den wichtigsten Institutionen, z.B. der Stadtbibliothek, der Landesbibliothek oder den Bundesbehörden. Dies gilt auch für die beiden Durlacher Buchhandlungen. Durch unsere Veranstaltungen, Lesungen und Buchpräsentationen erreichen wir eine große Lesergemeinde, die regelmäßig erweitert wird. Hier unterscheiden wir uns auch maßgeblich von den Amazons: Wir haben den direkten Kontakt, gehen persönlich auf die Kunden zu. Nur so kann man bestehen.

INKA: Wie wirkt sich die Corona-Zeit auf Ihre Geschäfte aus?
Kaufmann: Es ist eine sehr anstrengende Zeit für uns. Sorgen bereitet mir das Weihnachtsgeschäft: Eine Beratung und engerer Kundenkontakt sind schon jetzt schwierig und das wird auf Weihnachten hin noch schwieriger. Wir konnten während der Ladenschließung viel Erfahrung mit den Bestellungen über unsere Website und das Telefon sammeln – das hat uns viele zufriedene, neue Kunden gebracht. Dies gilt es auch mit Blick auf Weihnachten weiter auszubauen. Dazu muss man sehen, dass in den Innenstädten immer noch bis zu 25 Prozent weniger potenzielle KäuferInnen unterwegs sind. Der unabhängige inhabergeführte Buchhandel ist aber insgesamt durch seinen persönlichen Einsatz bisher besser durch die Corona-Krise gekommen als die Buchhandelsketten.

INKA: Sie treten mit Lesungen regelmäßig als Veranstalter in Erscheinung. Wie läuft die Zusammenarbeit mit der Literarischen Gesellschaft?
Kaufmann: Mittlerweile arbeiten die Literarische Gesellschaft in Person von Hansgeorg Schmidt-Bergmann und seinen MitarbeiterInnen seit über 25 Jahren mit uns zusammen – und das ist befruchtend für beide Seiten. Die Programme erstellen wir nach gemeinsamen Vorschlägen, woraus eine über Jahre enge und vertrauensvolle Beziehung entstanden ist.

INKA: Was ist neben der Lesung von Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller am Sa, 24.10., 19.30 Uhr, im Staatstheater Ihre persönliche Empfehlung für die achten „Karlsruher Literaturtage“?
Kaufmann: Die „Literaturtage“ zeichnen sich durch ein breites Engagement von wichtigen Institutionen in Karlsruhe aus. Ich möchte unter den vielen Angeboten neben dem genannten Höhepunkt besonders „Bei Orths unterm Sofa“ herausheben: Markus Orths stellt am Fr, 9.10. ab 18 Uhr im Café Lottis Traum ein Potpourri aus seinen Werken sowie das neue Romanmanuskript „Tote Tanten“ vor.

Herrenstr. 34, Karlsruhe, Tel.: 0721/91 95 20, Mo-Fr 9.30-19 Uhr, Sa 9.30-18 Uhr
www.stephanusbuch.de

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