40. Heidelberger Stückemarkt

Bühne & Klassik // Artikel vom 28.04.2023

Seit vier Jahrzehnten kann man im frühlingshaften Heidelberg den Entwicklungen deutscher Gegenwartsdramatik nachspüren.

Der „Heidelberger Stückemarkt“ präsentiert Bühnenarbeiten des szenischen Nachwuchses und verleiht dabei gleich mehrere Preise. „Originäre Texte von AutorInnen für die Bühne sind wieder relevanter geworden“, stellt Festivalleiter Jürgen Popig fest. Der 40. „Stückemarkt“ beobachtet unterschiedliche Konzepte von Identität und Dasein und diskutiert über Körperbilder und Rollenzuschreibungen. Welches Bild machen wir von uns selbst? Und was sehen andere in uns? Das Festival eröffnet mit „Pirsch“ von Ivana Sokola (Regie: Jana Vetten), das 2022 den „AutorInnenpreis“ erhalten hat. Seit einer gewissen Nacht auf dem heimatlichen Dorffest will Marinka nicht mehr tanzen. Nach Jahren kehrt sie zurück in ihre Heimat und möchte nicht länger Opfer sein (28.4., Zwinger 1).

Aus den 72 für den deutschsprachigen „AutorInnenpreis“ eingereichten Stücken hat die Jury sechs ausgewählt. In szenischen Lesungen werden die Texte von Lamin Leroy Gibba, Kim de l’Horizon, Svealana Kutschke, Caspar-Maria Russo, Miriam Unterthiner und Lorena Wyss vorgestellt (29.+30.4., Zwinger 3 & Live-Stream). Nach jeder Lesung gibt es ein Publikumsgespräch. Für den Nachspielpreis, der mit einer Einladung zu den „Berliner AutorInnentagen“ verknüpft ist, gehen ins Rennen: Annalena und Konstantin Küspert mit „Über Leben“, ein Stück über einen, vielleicht den menschlichen Urinstinkt überhaupt. Wie verhalten bei einem Bärenangriff oder einem Flugzeugabsturz (30.4., Zwinger 1)? Sören Hornung und seine „Letzte Geschichte der Menschheit“, in der eine KI namens Karl aus der Zukunft referiert, was sie über die mittlerweile ausgestorbene Menschheit mittels Youtube-Binge-Watching gelernt hat. Warum hat Karl es nicht rechtzeitig geschafft, die Menschheit zu retten (4.5., Zwinger 1)?

In „Zwei Herren von Real Madrid“ erzählt Leon Meier von höflichen Profis, einem philosophierenden Sergio Ramos und Liebe unter Fußballstars (5.5.). Gastland 2023 ist Schweden, in dessen Theaterszene drei szenische Lesungen reinschmecken (6.+7.5.). Paula Stenström Öhman öffnet in einem Gastspiel die „Ambulanz“, in der zahlreiche Menschen ihre kleinen und großen Traumata lindern wollen (6.5., Marguerre-Saal). Der „Internationale AutorInnenpreis“ wird zwischen Adel Darwish, Asa Lindholm und Alejandro Leiva Wegner ausverhandelt. Jugendstücke, der SWR2-Hörspielpreis und das Programm „Netzmarkt“ für originär für den digitalen Raum entwickelte Stücke zeigen, wie vielseitig Theater 2023 ist. -fd

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