Ausblick: Badisches Staatstheater 2023/24
Bühne & Klassik // Artikel vom 01.08.2023
Die letzte Spielzeit von Schauspieldirektorin Anna Bergmann, Operndirektorin Nicole Braunger und Ballettdirektorin Bridget Breiner geht mit einem vielfältigen Programm, klangvollen Namen und Produktionen vom Studio bis zur großen Bühne in die Vollen.
Schauspiel
Romeo und Julia – von hinten nach vorne erzählt. Geht das? Gibt es dann ein Happy End? Anna Bergmann eröffnet das Große Haus mit einer Musicalversion des Klassikers. In dieser Saison liegt der Fokus erneut auf herausragenden Autorinnen und Regisseurinnen. Bestsellerautorin Joyce Carol Oates bringt mit „Miss Golden Dreams“ das Leben von Marilyn Monroe auf die Bühne. Neben Wiederaufnahmen gibt es neue, spannende Zusammenschlüsse von Kate Tarker, Caren Jeß oder Katharina Stoll und Werken von Gabriele Tergit oder Elfriede Jelinek. Die letzte Schauspielpremiere wird ein Abschiedsabend zwischen Musik, Tanz, Theater und Performance: Regisseurin Alia Luque lässt für „Kein Sportstück“ das gesamte Ensemble auf die Bühne kommen.
Ballett
Mit „Das Mädchen & der Nussknacker“, „Maria Stuart“ und „Giselle“ schaffen es gleich drei Wiederaufnahmen in die neue Ballettsaison. Ballettdirektorin Bridget Breiner betont mit diesen erfolgreichen Handlungsstücken die Kraft des Tanzes, Geschichten aus immer neuen Perspektiven erzählen zu können. Mit den Ballettabenden „Saiten/Sprünge“, „Jazz“ und „Per aspera“ wird entlang des Zeitstrahls getanzt, von der Vergangenheit bis in die Zukunft.
Oper
Die Saison steht ganz unter dem Zeichen von Macht in ihren unterschiedlichen Facetten. Fake News, religiöser Fanatismus, PolitikerInnen, die mehr im Wahn als im Realen leben – in der Opern-Premiere „Nabucco“ dreht sich die Gewaltspirale der Macht immer enger. In Strauss’ Spätwerk „Die schweigsame Frau“ geht es um eine sanftere, auch mal humorvolle Seite der Macht – die der Musik. Was Liebe alles nicht ist, zeigt das Singspiel „Così fan tutte“ von Mozart und da Ponte: eine Fabel über Romantik und ihren Betrug, im Schatten des Krieges. Auch in Händels „Siroe, Re di Persia“ von Intendant Ulrich Peters und Wagners „Tannhäuser“ geht es um den kurzweiligen Rausch von Liebe und Macht, bevor mit „Der Kreidekreis“ eine selten gespielte Zemlinsky-Oper ein „Musterbeispiel für die Macht des Patriachats“ auf die Bühne kommt, so Operndirektorin Nicole Braunger.
Konzert
Generalmusikdirektor Georg Fritzsch, dessen Vertrag um weitere drei Jahre verlängert wurde, lässt in der neuen Saison einige Jubiläen feiern: Zum 150. Geburtstag Max Regers gibt es das 1. Sonderkonzert quer durchs Werk. Bedřich Smetana, dessen Musik im „6. Sinfoniekonzert“ zu hören ist, wäre 200 geworden. Anton Bruckner wird mit dem „8. Sinfoniekonzert“ und dem „5. Sonderkonzert“ (ein Nachtkonzert in St. Bernhard) gleich zweimal geehrt. Auch Mahlers gewichtige Auferstehungssinfonie wird im „4. Sinfoniekonzert“ von Orchester, Chor und SolistInnen zum Klingen gebracht. Im November wird mit „Offenbarung“ ein Stück des Künstlerischen Leiters Marc Sinan uraufgeführt. Auch zwei neuere Werke des 21. Jh. werden das Große Haus bespielen: Unsuk Chins Cellokonzert und das „Triple Concerto“ von Mike Svobodas für Trompete, Posaune und Tuba.
Volkstheater
Wer entscheidet eigentlich? Diese Frage lässt Volkstheaterleiterin Nike-Marie Steinbach ein Programm zusammenstellen, das nachdenklich, mutig und kraftvoll ist. In der Koop „Alles tanzt!“ mit dem Staatsballett wird die „Human Condition“ mit Tanz und Begegnung zwischen Menschen ausgelotet, unter Leitung von Paul Calderone, der als Choreograf, Tänzer und Komponist die Künste in sich vereint. Im Hörspiel „Walkaway“ geht es multimedial weiter, schnell und düster in die Zukunft. Der Titel „Ganz im Glück. Qui veut gagner le bonheur? Happiness Is The goal!“ erscheint erst mal lustiger. Es geht aber auch in der skurrilen Spielshow ans Eingemachte: Was ist Glück, Wohlstand, Gesundheit? Vor dem Hinter- oder eher Vordergrund rassistischer Gewalt in Deutschland erzählt das Auftragswerk „Black And Blue“ von Nele-Felicitas Müller ein Familienporträt aus afrodiasporischer Perspektive.
Junges Staatstheater
Was sind Möglichkeiten des Handelns angesichts der Klimakrise? In „Zukunft“ entscheidet sich das nicht auf der Bühne allein, sondern gemeinsam mit dem Publikum. Weiter partizipativ geht es in „Raumrauschen“ zu, einem Klassenzimmerstück über die Wirkung von Sprechen und Schweigen, Zuhören und Erzählen; ein Projekt mit Partnertheatern aus ganz Europa. Damit mehr Kinder um ihre Rechte wissen, gibt es neben dem Märchen „Kinderrechte“ auch Veranstaltungen zum Thema über die gesamte Saison verteilt, so Spartenleitung und -vertretung Nele Tippelmann und Mona vom Dahl. Zur Weihnachtszeit kommt „Pinocchio“ im Konzerthaus auf die Bühne. -sb
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