Bestätigung

Bühne & Klassik // Artikel vom 22.11.2017

Nach der Trump-Wahl machte die Rede von der eigenen Filterbubble die Runde.

War sein Erfolg für viele nur deshalb überraschend, weil unser soziales Umfeld (oder unser Facebook-Stream) uns anderes hat glauben lassen? Mit den Lücken der eigenen Wahrnehmung beschäftigen sich Chris Thorpe in „Bestätigung“ sowie Sarah Steinfelder, die das Stück inszeniert und mit Friedemann Dupelius für INKA sprach.

INKA: Thorpe bezieht sich auf das psychologische Konstrukt des Bestätigungsfehlers. Dieses besagt, dass wir Informationen gerne so selektieren, dass sie unsere bestehende Meinung bestätigen. Es kann ja auch verunsichernd sein, dass etwas dran sein könnte an dem, was jemand aus einem konträren politischen Lager sagt. Wie geht Thorpe damit um?
Sarah Steinfelder: Thorpe führt uns vor Augen, dass wir alle dem Bestätigungsfehler erliegen. Dieser „Fehler“ ist also nicht an ein politisches Lager gebunden. Die Frage ist: Wenn wir alle Zugang zu den gleichen Informationen haben, wie kann es sein, dass wir daraus so unterschiedliche Schlüsse ziehen, wie sie etwa in der Gegenüberstellung von linken und rechten Haltungen zu Tage treten? Bei der Auseinandersetzung mit dem politisch anders Denkenden geht es hier also nicht nur darum, den Anderen zu verstehen oder zu überzeugen, sondern zugleich darum, die Leerstellen in der eigenen Weltsicht zu finden. Genau dieser Verunsicherung wird sich in „Bestätigung“ gestellt. Das Gespräch mit einem Vertreter der extremen Rechten führt jedoch zugleich zu der Frage: Bis wohin möchte ich mich gesprächsbereit zeigen? Wann komme ich an den Punkt, an dem sich die Grundfeseten meiner Überzeugungen nicht mehr als flexibel erweisen?

INKA: Wie und woraus ist „Bestätigung“ aufgebaut?
Steinfelder: Der Text ist als Performance geschrieben, ist also kein klassischer dramatischer Text. Uns interessiert Thorpes Mischung aus Gedankengängen, Erfahrungsbericht und Selbstversuch. Zum Beispiel beobachtet er, wie die Menschen in der British National Party miteinander umgehen und was das für ihn bedeuten könnte.

INKA: Integriert ihr auch Beispiele aus eigener Erfahrung mit in die Aufführung?
Steinfelder: Wir bleiben nah an der Vorlage von Thorpe – auch wenn er von Großbritannien berichtet, ist sie brandaktuell. Ich bin der Meinung, dass die berichteten Begegnungen und Überlegungen in dieser oder sehr ähnlicher Weise überall hätten stattfinden können. Es gibt kaum Distanz zwischen der Welt, die der Text beschreibt, und unserer gegenwärtigen Lebenswirklichkeit. Auf den Proben setzen wir uns natürlich vor allem mit der politischen Lage in der Bundesrepublik auseinander. Was davon es in den Abend schafft, wird sich zeigen…

INKA: Welche Möglichkeiten bietet der Aufführungs­ort, der Ständehaussaal der Stadtbibliothek? Wie geht ihr auf ihn ein?
Steinfelder: „Bestätigung“ ist als mobile Inszenierung konzipiert. Das heißt: Alles, was wir brauchen, ist Platz für unsere Zuschauer und für den Schauspieler Jonathan Bruckmeier. Dennoch spielt der Ort, an dem wir zu Gast sind, natürlich immer mit. Der Ständehaussaal passt besonders gut: Hier war das erste neu gebaute deutsche Parlamentsgebäude. Letztlich wollen wir an möglichst vielen Karlsruher Orten spielen – am liebsten dort, wo gesellschaftliches Leben spürbar ist.

Premiere: Mi, 22.11., 19.30 Uhr, Stadtbibliothek, Ständehaussaal, auch Di, 28.11., 19.30 Uhr, Stadtbibliothek, Zeitungscafé, Fr, 8.12. + Mi, 13.12., jeweils 19.30 Uhr, Bundesgerichtshof. Das Staatstheater ist offen für Vorschläge für weitere Spielorte, Anfragen an: karin.kern@staatstheater.karlsruhe.de

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