Die 37. „Händel-Festspiele“ im Interview

Bühne & Klassik // Artikel vom 15.01.2014

Das INKA-Interview von Friedemann Dupelius mit Bernd Feuchtner, dem künstlerischen Leiter der Karlsruher „Händel-Festspiele“.

Die „Händel-Festspiele“ in Halle an der Saale 2013 fielen dem Hochwasser zum Opfer. Umso größer ist die Vorfreude unter Barockfans nun auf das Karlsruher Festival rund um die Barockmusik und ihren berühmten Vertreter. Bernd Feuchtner, Künstlerischer Leiter der Karlsruher „Händel-Festspiele“, führt in das Programm 2014 ein.

INKA: Ihr Programm 2014 ist vielseitig. Was sind besondere Highlights, abgesehen von den beiden Opern?
Bernd Feuchtner: Die tolle Sopranistin Roberta Invernizzi mit ihrem Cleopatra-Programm ist sicher ein Highlight. Und wer den Tanz liebt, sollte die „Voyage en Europe“ nicht verpassen.

INKA: Welche Neuheiten oder Einmaligkeiten gibt es?
Feuchtner: Wir gehen zum ersten Mal in einen echten Barocksaal der Region, in den Ettlinger Asam-Saal. Da passt das exquisite Caravaggio-Programm aus Rom ganz hervorragend hin.

INKA: Die diesmal gespielten Opern „Rinaldo“ und „Riccardo Primo“ sind beide im Mittelalter angesiedelt. Warum haben Ritterromantik und Kreuzzüge solche Faszination im Barockzeitalter ausgeübt?
Feuchtner: Cervantes hat sich im „Don Quichote“ über die Ritterromantik sehr lustig gemacht. Nach Ariosts „Rasendem Roland“ (Orlando furioso) und Torquato Tassos „Befreites Jerusalem“ (Gerusalemme liberata) gab es zahllose Romane, die die Abenteuer christlicher Ritter gegen die erotischen Versuchungen des Orients schildern – das hat den Leuten damals gefallen. Und das sind alles super Opernthemen, weil das Unwahrscheinliche in der Oper das perfekte Thema ist.

INKA: Warum wird „Rinaldo“ als Marionettentheater gespielt? Was ist der spezielle Reiz daran?
Feuchtner: In der Marionettenbühne hat sich die Barockbühne über die Zeiten gerettet: Das funktioniert alles noch genau so wie damals. Und versinkende Schlösser, sich auftürmende Berge und die Gestalt wandelnde Zauberinnen lassen sich auf der Marionettenbühne sehr viel kostengünstiger realisieren als im großen Theater.

INKA: Benjamin Lazar ist bekannt für seine barocken Inszenierungen bei Kerzenlicht. Was können wir bei seinem Debüt im deutschsprachigen Raum mit „Riccardo Primo“ von ihm erwarten?
Feuchtner: Lazar hat eine unglaubliche Fantasie und erfindet sein Barock selbst neu. Er behauptet gar nicht erst, es sei damals so gewesen, sondern nutzt alle verfügbaren Informationen darüber, wie es damals war, um seinen eigenen Traum der Barockoper zu gestalten.

INKA: Sie bieten spezielle Führungen durch die Kunsthalle an. Gibt es bestimmte Künstler oder Motive, die besonders zum Programm 2014 passen?
Feuchtner: Die Künste entwickeln sich einerseits getrennt und ungleichzeitig, andererseits sind sie doch vom gleichen Zeitgeist durchweht. Deshalb wird es keine direkten Bezüge geben, sondern Hinweise auf gleichzeitige Bilder, die man dann aber getrennt betrachtet und vielleicht besser versteht, wenn man die Musik noch im Ohr hat. Wenn man den Bildern ebenso viel Zeit gibt wie der Musik, fangen sie nämlich auch zu singen an.

16.2.-3.3., Tickets – VVK dringend empfohlen: Theaterkasse Baumeisterstr. 11, Mo-Fr 10-18.30 Uhr, Sa 10-13 Uhr,
kartenverkauf@staatstheater.karlsruhe.de, Tel.: 0721/93 33 33
www.staatstheater.karlsruhe.de/programm/haendel-festspiele

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