Homevideo: „Cybermobbing kann jeden treffen“

Bühne & Klassik // Artikel vom 14.10.2013

Was frühere Generationen noch als Hänselei unter Kindern verharmlost haben, endet in unseren modernen Internet-Zeiten schon mal auf Psychoterrorplattformen wie Isharegossip.

Welcher Druck dabei allein über soziale Netzwerke ausgeübt werden kann, zeigt „Homevideo“, ein u.a. mit dem „Deutschen Fernsehpreis“ und dem „Grimme-Preis“ ausgezeichneter TV-Film, den das Theater Baden-Baden erstmals auf die Bühne bringt. INKA-Redakteur Patrick Wurster befragte Produktionsdramaturgin Leona Benneker vor der Uraufführung.

INKA: Warum haben Sie das Thema Cybermobbing fürs Jugendtheater aufgegriffen?
Leona Benneker: Beim Jugendtheater ist es elementar, aktuell zu sein, damit man die Zuschauer erreichen und sensibilisieren kann. Entsprechend gibt es Stücke über Cybermobbing – wenngleich das Thema bislang nur peripher behandelt wird. „Homevideo“ aus dem Jahr 2011 war der erste deutsche Film, der sich mit diesem Problem auseinandergesetzt hat, und hier feiern wir die Uraufführung des Stücks. Aber für die Jugend ist das Thema längst hochbrisant: Jeder sechste Schüler wurde schon einmal online schikaniert, jeder fünfte hat bereits übers Internet andere gemobbt. Cybermobbing wird zwar öffentlich diskutiert, aber Lösungen sind fern.

INKA: Nun ist der 15-jährige Jakob alles andere als das klassische Opfer. Warum wird er dennoch zur Zielscheibe?
Benneker: Natürlich gibt es immer Außenseiter, aber im Grunde kann es doch jeden treffen – und Mobbing findet schnell Mitläufer. So gerät Jakobs Leben erst aus den Fugen, als ein kompromittierendes Video in die falschen Hände gerät.

INKA: Wo liegt der Unterschied zwischen der Film- und der Theaterinszenierung?
Benneker: Unsere Schauspieler haben ihr Spiel aus der Improvisation heraus entwickelt und sehr körperlich angelegt. Das erzeugt eine ganz andere Stimmung als im Film. Ein Problem war die Darstellung des Cybermobbings auf der Bühne: Wir können nicht an eine Chatnachricht heranzoomen, wie es die Kamera tut, und lösen das mit Projektionen, die den Raum teils ganz beherrschen und damit eine sehr bedrohliche Wirkung entwickeln.

Mo, 14.10., 10 Uhr, weitere Termine: 16./17./19.10., Theater Baden-Baden

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