„Ist das Streben nach Liebe lächerlich?“
Bühne & Klassik // Artikel vom 10.02.2014
Mit selbst gebauten Instrumenten von der Igel-Orgel bis zum Scharnierophon und Songtexten eines Poetry Slammers erweitern Regisseur Daniel Pfluger und Musiker Clemens Rynkowski Shakespears „Ein Sommernachtstraum“ im Staatstheater um eine neue Ebene.
Warum das aber nichts mit „Aufpimpen“ zu tun hat, erzählen sie Friedemann Dupelius im INKA-Interview.
INKA: Wenn man solch einen Klassiker inszeniert, ist die Motivation dann ein Selbstläufer oder fragt man sich verzweifelt, wie man da überhaupt noch etwas Neues hinzufügen kann?
Daniel Pfluger: Für mich persönlich ist es ein Selbstläufer. Wenn ich mich einem Stück nähere, versuche ich immer, mir von ihm erzählen zu lassen, was es eigentlich haben will. Wir setzen sehr viel Musik ein, aber es geht nicht darum, dass wir den Sommernachtstraum unbedingt aufpimpen wollen, weil er heute sonst nicht mehr gespielt werden könnte. Wir versuchen, durch den Einsatz der Musik Räume zu kreieren, in denen die Figuren noch mehr über sich erzählen können. Es soll eine zweite Ebene entstehen.
INKA: Welche neuen Blickwinkel oder Erkenntnisse können sich da ergeben?
Pfluger: Wir verschieben die Gesamtperspektive des Sommernachtstraums, auch über die Musik, und lenken sie auf das große Thema: „Was ist Liebe?“. Es gibt im Stück diese komische Kreatur Puck, die das Streben nach Liebe lächerlich findet. Natürlich machen sich die Menschen im Sommernachtstraum in diesem Streben lächerlich, und man kann sich fragen, ob sie nun aus Liebe oder Egoismus handeln. Mir war aber wichtig, die Frage zu kristallisieren: „Ist das Streben nach Liebe lächerlich?“ Meine Antwort ist: „Ja – trotzdem ist es toll!“
INKA: Auf musikalischer Ebene gibt es zwei Welten – die neuen Songs und die neuen Instrumente. Was kann man von den neuen Klangerzeugern erwarten?
Clemens Rynkowski: Die Instrumente haben wir im Staatstheater gebaut, wo wir den großen Fundus an Metallschrott und Tischlerei-Resten nutzen konnten. Es gibt perkussive Instrumente, aber auch melodische, wie die Glocken aus Tontöpfen, die wir solange im Baumarkt gesucht haben, bis wir eine chromatische Skala komplett hatten. Oder das Scharnierophon, das eine Oktave in 37 Abschnitte teilt. Dann haben wir eine Metallkugel mit großen Metallstäben, die so abgeschnitten sind, dass sie Tonhöhen ergeben, aber auch einen sehr diffusen Sound produzieren können – und es gibt unzählige kleine Instrumente...
INKA: Wie vertragen sich die Songtexte eines Poetry Slammers mit Shakespeare?
Rynkowski: Da mussten wir uns erst einmal finden. Teilweise gibt es bei Shakespeare verschiedene Sprachebenen, solche hat auch Tobias Gralke, der Slammer, gefunden. Die Elfen sprechen eine viel gestelztere Sprache als die Liebenden, daran hat er sich orientiert.
Pfluger: Er hat aber seinen eigenen Stil. Das ist auch gut so, wir wollten keine Shakespeare-Kopie haben, sondern dem eine eigene Sprachwelt entgegenstellen. Und es sollte zeitlos sein, so kommen keine heutigen Wörter wie „Ampel“ oder „Auto“ vor. Die Texte schmirgeln sich ganz gut ins Zeitlose.
Termine: Sa, 15.2., 19.30 Uhr + Do, 20.2.+13.3., 20 Uhr, Badisches Staatstheater, Kleines Haus, Karlsruhe
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