Kabarett in der Orgelfabrik

Bühne & Klassik // Artikel vom 16.12.2015

„Ein Mann – ein Jahr – ein Blick zurück“.

Der Name von Thilo Seibels kabarettistischem Überblick über die vergangenen zwölf Monate (Mi, 16.12.), steht stellvertretend auch für das, was seine Bühnenkollegen zur Zeit so treiben. Mit einer kleinen, aber wichtigen Änderung: Denn es sind schließlich nicht nur Männer, die die Kunst des gepflegten Rückblicks beherrschen. Anny Hartmann (Mi, 6.1.) fasst die Lage folgendermaßen zusammen: „Frauen sind erstaunt, was Männer alles vergessen. Männer sind erstaunt, woran Frauen sich erinnern.“ – doch „Schwamm drüber“, sagt sie und macht Tabula Rasa mit 2015. Und auch Helga Siebert (Do, 14.1.) ist mit ihrem politisch-satirischen „Jahresultimo“ schon eine feste Institution.

Stefan Reusch gibt wöchentlich im Radio seine kalauernde Kurzzeitrückschau, einmal im Jahr wird all dies dann gebündelt zum „Rückblick auf ein richtig dummes Jahr“ (Fr, 8.1.) unter dem traditionellen Motto: „Reusch rettet 2015“. Noch viel mehr Rettung versprechen die Spiegelfechter mit Ole Hoffmann im Hausprogramm „Rette mich, wer kann“, denn vor lauter Rettungsbooten, Rettungsankern und Rettungswesten wird der Platz für Retter und Gerettete schon langsam knapp (18./19./26./31.12., Termine im Jan/Feb siehe Kalender).

Songs aus dem Great American Songbook sind am 10.1. mit dem Karlsruher Jazz Trio zu hören; freche Lieder mit um-die-Kurve-denkenden Texten und klavierbegleiteten Melodien singt Anna Piechotta unter dem Titel „Schneewittchen ist tot“ (Fr, 22.1.), und wenn dabei die Kehle trocken wird, dann ist Philipp Weber der Mann der Stunde: In „Durst – Warten auf Merlot“ (Do, 28.1.) klärt der lustigste Verbraucherschützer des Landes über die Vorzüge und Nachteile alles Flüssigen und Überflüssigen auf.

Am entgegengesetzten Ende der Nahrungskette schaut dann Severin Groebner genauer hin: „Vom kleinen Mann, der wissen wollte, wer ihm auf den Kopf g’schissen hat“, zitiert er leicht verändert ein vorzügliches Werk der Kinderliteratur (Fr, 12.2.) und begibt sich mitten hinein ins weite Feld zwischen Elend und Elite, klettert die soziale Leiter rauf und runter wie ein Wetterfrosch mit Brille und weiß am Ende doch immer noch nicht so genau: Wer sind „die da oben“, wo fängt „unten“ an und wo hört es eigentlich auf? -bes

Beginn je 20.15 Uhr, Kabarett in der Orgelfabrik Durlach

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