Schlag auf Schlag

Bühne & Klassik // Artikel vom 19.02.2009

„Schlaglichter“ nennt sich das Ur- und Erstaufführungs-Festival des Badischen Staatstheaters mit interessanten Stücken zeitgenössischer Dramatik (19. bis 22.2).

Und es geht wirklich Schlag auf Schlag: Sieben Dramen werden in nur vier Tagen (an unterschiedlichen Spielorten) vorgestellt. Das Team um Schauspieldirektor Knut Weber stößt damit an seine Kapazitätsgrenze, aber „wir nehmen das eher sportlich“, kommentiert Weber. Und fügt hinzu: „Die Mischung macht’s“.

Tatsächlich bietet die zweite Auflage der „Schlaglichter“ eine Mixtur aus bekannten Autoren aktueller Dramatik wie Gérald Sibleyras (Der Tanz des Albatros, 19.2., Insel), Georg Packer (Verraten, 19.2., Nancyhalle) oder Conor McPherson (Der Seefahrer, 20.2., Schauspielhaus) und absoluten Newcomern wie Kai Grehn (Der Berg, über den kein Vogel fliegt, 21.2., Schauspielhaus) oder Catherine Aigner mit „Mexiko“ (20.2., Insel).

Leitmotiv der „Schlag­lichter“ ist die „Hybris“. Knut Weber: „Die anmaßende Selbstüberschätzung des Menschen ist das Thema der Stunde, wie auch die globale Wirtschaftskrise zeigt; wir zeigen zahlreiche Facetten aus ganz unterschiedlichen Blickwinkeln.“

Der Ire McPherson, dessen „Seefahrer“ Ende 2007 das New Yorker Publikum bei der Uraufführung am Broadway begeisterte, variiert ein altes Thema: Faust. Er siedelt den Pakt mit dem Teufel um die Seele, Macht und Reichtum aber in einer Hütte in den Outskirts von Dublin an (Regie Donald Berkenhoff, Spezialist für anglo-amerikanisches und irisches Theater).

Bei Sibleyras stehen die Figuren voll in der Midlifecrisis und an einem Wendepunkt, wollen sich ins Zeug legen, wissen aber nicht wirklich, wo sie stehen und wohin das Leben gehen soll. Der US-Amerikaner Georg Packer, eigentlich Journalist und Essayist, geht mit seinem ersten Theaterstück „Verraten“ weiter als bislang erlaubt und schildert die Situation von Millionen junger Iraker, die durch die US-Invasion auf einen demokratischen Neuanfang warteten und immer noch warten. Vor gut einem Jahr geriet Arne Lygre mit „Mama und ich und Männer“ ins „Schlaglichter“-Rampenlicht.

„Mann ohne Aussichten“ ist das jüngste Werk des Norwegers, dessen Arbeiten sich durch Sprachkunst und eine ungewöhnliche Dramaturgie auszeichnen (21.2., Insel). In der Szene nicht unbekannt und unbeachtet ist das Autorenduo Jörn Burmester und Stefan Nolte, das sich in „Wild werden. Ein Notstand“ (22.2., Nancyhalle) mit dem Thema Genforschung auseinandersetzt.

Weber: „Dass wir mit dem Drama-Marathon richtig liegen, zeigt nicht nur die Publikumsbegeisterung, sondern auch, dass sich Verlage und Autoren sehr um eine Teilnahme bemühen.“ Nach den Aufführungen gibt es Gelegenheit, mit Regie, Schauspielern und teilweise auch den Autoren ins Gespräch zu kommen. -hs

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