Staatstheater-Intendant Christian Firmbach im INKA-Interview
Bühne & Klassik // Artikel vom 01.10.2024
INKA (Stella Braasch): Nach langer Vorbereitung hat Ihre Intendanz im September begonnen. Haben Sie sich gut eingelebt, eine schöne Wohnung gefunden? Konnten Sie schon die Stadt mit ihren verschiedenen Stimmungen erkunden, den Gutenbergplatz, Schlossgarten oder Hardtwald?
Christian Firmbach: Wir haben eine schöne Bleibe im südlichen Karlsruhe gefunden und uns in unserer neuen Heimat vom ersten Tag an sehr wohlgefühlt. Hardt- und Oberwald habe ich als leidenschaftlicher Radfahrer natürlich umgehend erkundet und erstaunt festgestellt, wie leicht man sich in beiden verfahren kann... Das wunderbare Schloss kenne ich schon länger, aber jetzt konnte ich es im Glanz der „Schlosslichtspiele“ noch einmal mit ganz neuen Augen sehen. Dabei und auch beim „Fest“ im Juli hat mich sehr begeistert, wie sehr sich die KarlsruherInnen darauf verstehen, das Leben zu genießen. Das lässt mich darauf vertrauen, dass es uns gelingen wird, auch den Hermann-Levi-Platz vor dem Theater zu einem beliebten Treffpunkt werden zu lassen.
INKA: Neben vielen Neubesetzungen in Ballett und Oper bleibt im Schauspiel die Mehrzahl des Ensembles erhalten. Auch aus den Produktionen der vergangenen Jahre haben es einige in die neue Spielzeit geschafft. Was hat Sie dazu bewogen?
Firmbach: Dafür gibt es mehrere Gründe, vor allem die Qualität und der große Zusammenhalt des Schauspielensembles und auch dessen Bereitschaft, mit uns durch den Zusammenschluss mit dem Ensemble des Jungen Staatstheaters einen neuen Weg zu gehen. Da die Produktionen im Schauspiel immer an die DarstellerInnen gebunden sind, konnte man durch diese personelle Kontinuität auch einen großen Teil des hervorragenden Repertoires für das Publikum erhalten. Was gut läuft und auch perspektivisch vielversprechend ist, muss man nicht verändern.
INKA: Ihre Amtszeit wird durch die omnipräsente Baustelle des Staatstheaters geprägt sein. 2028 muss auch das Große Haus temporär umziehen. Was reizt Sie an dieser ganz physischen und logistischen Schwierigkeit? Gibt es schon Ideen für Ausweichorte?
Firmbach: Die umfassende Sanierung sehe ich vor allem als Bekenntnis der Träger zum Staatstheater und dann fällt es nicht schwer, die logistischen Herausforderungen der langen Bauphase auch als Chance zu sehen: So kommen wir nicht irgendwann in die Versuchung, uns bequem zurückzulehnen, sondern müssen immer wieder sehr kreativ darin sein, neue Spielorte und ungewöhnliche Kulturlocations zu erschließen. Dadurch verankern wir uns noch viel mehr in der Stadt und erweitern unser künstlerisches Profil. Fest steht schon jetzt, dass wir während der Sanierung des Großen Hauses u.a. im Konzerthaus spielen. Das wird eine Herausforderung, da wir nicht auf unsere gewohnten Prozesse und Kapazitäten zurückgreifen können. Aber auch hier ergeben sich sicher neue Ideen und Möglichkeiten.
INKA: Mit der neu geschaffenen Stelle einer Leitenden Dramaturgin für Oper, Konzert und die „Internationalen Händel-Festspiele“ hat ihre Ehefrau Stephanie Twiehaus eine wichtige Rolle im Staatstheater inne. In Oldenburg haben sie in gleichen Funktionen gemeinsam gewirkt. Was sind Vorteile einer solchen Nähe von Beruf und Privatem und vielleicht auch Herausforderungen?
Firmbach: Zunächst einmal ist das ja nichts Ungewöhnliches. Es gibt wohl in kaum einem Berufsfeld so viele (Ehe-)Paare innerhalb eines Betriebs wie in der Theaterbranche. Das hat den großen Vorteil, dass man nicht nur eine besondere Leidenschaft teilt, sondern auch viel Verständnis füreinander hat: hinsichtlich der speziellen Themen, die einen durchgehend beschäftigen, und auch in Bezug auf die für Familien nicht immer einfachen Arbeitszeiten. Im Übrigen gilt für alle Menschen, die aus Oldenburg mit nach Karlsruhe gekommen sind: Never change a winning team!
INKA: Auf welche Produktion im Herbst freuen Sie sich besonders?
Firmbach: Ich bin ein großer Fan von Mehrspartenhäusern und liebe deren Vielfalt. Wir bringen in allen Sparten so viele tolle Produktionen auf die Bühne, dass es unmöglich ist, sich für eine zu entscheiden. Da man immer besonders lange darüber nachdenkt, womit man eine Intendanz eröffnet, liegen mir natürlich gerade die ersten Eröffnungsproduktionen – „The Wreckers“ in der Oper, „Die rote Mühle“ im Schauspiel und „Paradise Found“ des Digitaltheaters – besonders am Herzen. Aber ich weiß schon jetzt, dass es noch viele Lieblingsstücke geben wird...
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