Straßentheater-Festival

Bühne & Klassik // Artikel vom 20.05.2008

Jonglage und reglose lebende Statuen, gewagte Akrobatik und interaktives Theater, freche Clownereien und poetisch-melancholische Darbietungen – all das sind Kunstformen der Straße.

Hier schränkt keine vorgefertigte Bühne den Aktionsradius ein, hier schafft kein Orchestergraben Distanz zwischen Aufführenden und Publikum, hier sind die Straßen und Plätze der Stadt das Podium für die große kleine Kunst.

Beim internationalen Straßentheaterfestival "tête-à-tête" in Rastatt kommen alle zwei Jahre Künstler und Gruppen aus verschiedenen Ländern zusammen. Einige sind schon seit Jahren dabei, andere wurden vom künstlerischen Leiter Charlie Bick auf Veranstaltungen entdeckt und sind nun erstmals eingeladen. Unter freiem Himmel starten die Aktionen in der Innenstadt täglich am frühen Nachmittag, am Samstag bereits vormittags, und bis in die Abendstunden ist das Programm kos­tenlos.

Die Auftaktveranstaltung und ihre Wiederholung tanzen als einzige preislich aus der Reihe (Di, 20.5., 20 Uhr/Mi, 21.5., 21 Uhr, BadnerHalle, 12 Euro); alle anderen Abendprogramme verlangen einheitliche neun Euro Eintritt. Zur Eröffnung sind dieses Jahr Joseph Collard und die Schweizer Gruppe Stage TV geladen. Ersterer, der große alte Mann der Pantomine, wirkt wie aus dem nächstbesten Comic entlaufen, seine Mimik spricht Bände, sein Mund dagegen nur wenig.

Das macht ihn international verständlich, wenn er in „Zic Zag“ das Hin und Her seines Lebens nacherzählt. Letztere warten mit einer Premiere auf: „Coloro“ ist eine Kombination aus Varieté, virtueller Animation und verträumten Verrückt­heiten. Die folgenden Festival-Abende umfassen eine breitgefächerte Mischung aus Altbewährtem und noch nie Dagewesenem, Klamauk und Poesie, Klängen, Liedern, Szenen und Bildern. Am Mittwoch und Donnerstag wird beispielsweise um 21 Uhr im Schlosshof der klassischste aller Bühnenklassiker aufgeführt: "Romeo und Julia", vom N.N. Theater inszeniert in einer frechen, aber niemals denunzierenden Bearbeitung.

Der Donnerstag, 22.5. (21.30 Uhr) bringt eine simple Idee in genialer Ausführung: Das Berliner GlasBlasSing Quintett spielt "Liedgut auf Leergut". Der Instrumentenkoffer ist ein Bierkasten, dessen Inhalt wird geblasen, geschlagen, geworfen oder mit den Daumen geploppt – und das orchestrale Ergebnis ist garantiert mehr wert als die paar Cent Flaschenpfand. Poetische Höhepunkte sind der "Sommernachtsbaum" (Fr, 23.5., 23.30 Uhr/Sa, 24.5., 21.45 Uhr), eine Performance, bei der das illuminierte Blätterdach des mächtigen Bergahorns hinterm Schloss zum Zirkuszelt wird, unter dem sich Luftartistik und Partnerakrobatik abspielen, sowie das begehbare und bespielte Lichterlabyrinth im Schlosshof (Sa/So, 22-1 Uhr).

Außerdem sind beim diesjährigen "tête-à-tête" mit dabei: das Wall Street Theatre, die Microband aus Italien, das Teatro Dei Piedi, die Gruppe I Pendolari Dell’Essere mit "Tatum.. Tatum.. Crack", der A-Cappella-Chor Voice Male, das Theaterlabor Bielefeld und das Musik-Kasperett "Zärtlichkeiten mit Freunden". -bes

Zurück

Einen Kommentar schreiben

Bitte rechnen Sie 9 plus 7.

WEITERE BÜHNE & KLASSIK-ARTIKEL