Tanz Karlsruhe 2024
Bühne & Klassik // Artikel vom 07.11.2024
Erstmals ist das traditionelle Herbstgastspiel von Gauthier Dance in das Festival „Tanz Karlsruhe“ einbezogen, und das gleich mit der spektakulären Koop von Theaterhaus Stuttgart und der Hofesh Shechter Company.
Gauthier Dance feat. Hofesh Shechter Compaganie
„Contemporary Dance 2.0“ ist ein fliegender Start mit choreografischem Überwältigungskino: Angetrieben vom puren Rausch der Bewegung und wie immer Hofesh Shechters eigenem unverkennbaren Sound, finden die Tänzer schnell in einen hypnotischen Flow – und das Publikum gleich mit. Der elektronische Soundtrack, die wogenden, sich wie in einem Kaleidoskop immer neuformierenden Tanzformationen lassen eher an einen Rave als an ein Bühnenstück denken. Tanz pur. Ursprünglich wurde „Contemporary Dance 2.0“ für die schwedische Göteborgs Operans Danskompani entwickelt, bevor Shechter das Stück für seine eigene Nachwuchskompanie Shechter II adaptierte.
Do+Fr, 7.+8.11. 20 Uhr, Tollhaus
Die lange Nacht der kurzen Stücke
Die zweitägige „Lange Nacht…“, in der sich die rege regionale Tanzszene mit neuen Choreografien vorstellt, ist auf der langen Strecke das erfolgreichste Format des Festivals. Die beiden Tage sind meist sofort ausverkauft. 13 Compagnies stellen sich 2024 vor, ein intensiver Abend mit drei Stunden Dauer inkl. Pause.
Sa+So, 9.+10.11., 19 Uhr, Tempel
ZKM: Charlotte Triebus & Alexander Whitley
Der Interaktion von KI und dem Menschentanz widmen sich im ZKM je zwei Tanzshows von Charlotte Triebus und Alexander Whitley (GB). Triebus’ „Precious Camouflage” ist ein performatives Tanzstück für vier Tänzer und vier KI-Systeme, das in enger Koop mit dem Mirevi Lab der Hochschule Düsseldorf und Vobe.digital entstand. Thema ist die Beziehung zwischen künstlerischer Tanzarbeit und künstlich-intelligenten Systeme, getanzt wird unter einer großen Installation aus fünf LED-Elementen (Mi+Do, 13.+14.11., 20 Uhr, ZKM). Eine spektakuläre Welturaufführung zeigt der Brite Alexander Whitley in zwei Shows: Tanz in digitalen Welten zwischen Karlsruhe und dem „Digital Body Festival“ London. Das Projekt von „Tanz Karlsruhe“, ZKM und „Digital Body“ ist eine faszinierende Fusion aus Technologie und Tanz, die radikal neue Möglichkeiten für die Performancekunst eröffnet. Durch den Einsatz von Motion-Capture-Streaming-Technologie können Tänzer in Echtzeit über große Entfernungen hinweg interagieren, was die Grenzen traditioneller Tanzaufführungen sprengt. Die Verwendung der Otmo-Software der Alexander Whitley Dance Company ermöglicht es, tänzerisch in Form von digitalen Avataren synchron in einer gemeinsamen virtuellen Welt zu agieren.
Sa, 16.11., 20+21 Uhr, ZKM
Premiere: Badisches Staatsballett – „Leuchtfeuer“
Licht, Rhythmus, Energie. Leuchtfeuer. Der dreiteilige Ballettabend steht ganz im Zeichen der neuen Programmatik des Staatsballetts – von der Uraufführung eines Handlungsballetts bis hin zu einem Klassiker der Moderne. Der neue Ballettdirektor Raimondo Rebeck stellt sich als Choreograf mit „A Journey Of A Memory“ vor. Zum 100. Todestag von Franz Kafka präsentiert die neue Hauschoreografin Kristina Paulin eine Uraufführung nach Kafkas „Das Schloss“. Und mit „Cantata“ ist zum ersten Mal in Karlsruhe die energiegeladene Ode an Schönheit, südliche Leidenschaft und Lebensfreude des großen italienischen Choreografen Mauro Bigonzetti zu sehen.
Sa, 16.11., 19 Uhr, Staatstheater
Xiexin Dance Theatre – „From In“
Eine Choreografie voller Gefühl und Poesie aus Shanghai: Xie Xin lässt uns in ein gefühlsbetontes Raum-Zeit-Kontinuum eintauchen, in dem die Erinnerungsschichten nicht aufhören, sich übereinander aufzutürmen. Als fantasmatische Figuren erscheinen und verschwinden ihre Tänzer in einer rätselhaften und eleganten Einheit zwischen Tradition und Modernität.
So, 17.11., 19 Uhr, Tollhaus
Preisträger des „Solo-Tanz-Theater-Festivals Stuttgart“
Die Stars von morgen präsentieren sich in der traditionellen Kooperation mit dem „28. Solo-Tanz-Theater-Festival Stuttgart“ auch in Karlsruhe mit ihren frisch preisgekrönten Choreografien. An Subin Cho aus Südkorea ging der erste Preis für Choreografie, der zweite an Gianni Notarnicola aus Italien, woher auch die Tänzerin Sofia Scarpellini stammt: Sie tanzt in „Origami“ der Französin Aline Braun. Weitere Solos kommen von Vitor Hamamoto (Brasilien), Dantzaz Saria, Davide Benigni sowie Tänzerin und Choreografin Emma-Lynn MacKay-Ronacher.
Mo, 18.11., 20 Uhr, Tempel
Silent Cosmonauts Kollektiv
Die Produktion des Freiburg-basierten Silent Cosmonauts Kollektivs ist eine tänzerisch-musikalische Mitmachperformance für Klein und Groß, ein partizipatives Tanz- und Musiktheaterstück, das in unterschiedlichen Universen spielt: Unerwartet treffen eine Schneckenfrau, ein Zauberer und eine Riesin aufeinander. Ab drei Jahre.
Di, 19.11., 16 Uhr; Mi, 20.11., 11 Uhr, Staatstheater, Insel
Starke Stücke aus Baden-Württemberg
Unter dem Label „Starke Stücke aus Ba-Wü“ gastieren im Tempel, dem P8 und dem Franz-Bernhard-Haus die Compagnies Cie.los, Ben Rentz und die Dagada Dance Company.
Compagnie Cie.los – „Under Construction“
„Tanz Karlsruhe“ und P8 produzierten gemeinsam das Stück „Under Construction“ der Compagnie Cie.los. Acht Performerinnen, acht Körper zeigen eine Science-Fiction in Bewegung. Die Tanzcrew ging aus dem 2019 gegründeten Taktlos-Konnektiv von Katrin Panitz und Klaut Teich hervor. Weiter mit dabei sind Pia Tigges, Charlotte Bell, Julie Brochard, Katrin Martin, Jana Pfleging und die in Karlsruhe lebende Irina Castillo.
Do, 21.11., 20 Uhr, mit Nachgespräch; Fr, 22.11., 20 Uhr, mit Party im Anschluss, P8
Sebastian Weber Dance Company – „The Long Run“
„Souverän und berührend“ empfand FAZ-Kritikerin Wiebke Hüster das Stück „The Long Run“ der Sebastian Weber Dance Company: Ein Stück über kulturelle Aneignung und Identität, weiße Verantwortung und Rassismus. Weber untersucht die eigene Rolle als weißer Mann in einer schwarzen Kunstform, in den 90er Jahren erlebte er in New vor Ort die schwarzen Meister des Jazz-Tap und die Stepptanzszene als einen Ort, der Rassismus hinter sich gelassen hatte. Ab zwölf Jahren.
Sa, 23.11., 20 Uhr, Tempel
Ben Rentz – „Figuration“
Für den jungen Karlsruher Tänzer und Choreografen Ben Rentz schließt sich mit seinem neuen Stück „Figuration“ ein Kreis aus Stücken mit akuten Fragestellungen zur der Lebenswelt junger Menschen. Als Ausgangspunkt dienen Ben Rentz die Skulpturen des Bildhauers Franz Bernhard. Das Franz-Bernard-Haus wird auf mehreren Etagen bespielt, das Publikum kann sich frei umherbewegen. Der besondere Reiz ist die Nähe zu den Skulpturen und den sich zwischen ihnen bewegenden Körpern. Die Musik entwirft Ada Meret Helene Brack für Elektronik und zwei Violoncelli, die sie mit Clara Giocionda Angulo Hammes live spielt. Das Licht gestaltet der HfG-Medienkunst-Student Nik Wallbaum.
So, 24.11., 20 Uhr; Mo+Di, 25.+26.11., 20 Uhr, Franz-Bernhard-Haus
Dagada Dance Company
Mit „How Soon Is Now Performing Cities“ tourt die Freiburger Choreografin Karolin Stächele und ihr „Dagada Dance“-Team Durch verschiedenen Städte und entwickelt dort stets neue Versions ihres sinnlich erfahrbaren Tanzstücks – hier mit einem Bewegungschor aus rund15 Karlsruher Bürgern. Gemeinsam performen sie mitten in einem offenen, vernebelten Raum.
Sa, 30.11., 20 Uhr; So, 1.12., 18 Uhr, Tollhaus
Filme in der Kinemathek und jede Menge Workshops im ZKM, dem Staatstheater und dem Tanzareal ergänzen das Tanzfestival. Tickets: tickets.inka-magazin.de. -rw
7.11-1.12., Tempel/Staatstheater/ZKM/Tollhaus/P8/Kinemathek/Franz-Bernhard-Haus, Karlsruhe
www.kulturzentrum-tempel.de
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