Theaterzelt vor dem Schlossplatz
Bühne & Klassik // Artikel vom 29.04.2009
Das Schauspiel des Badischen Staatstheaters geht wieder campen!
Mit der Premiere von „Romeo und Julia“ am 2.5. wird das abwechslungsreiche Programm im Zelt vor dem Schloss eröffnet. Produktionen wie „Der Tanz des Albatros“ von Gérald Sibleyras, „Wann wenn nicht jetzt“ von Heiner Kondschak und „Herr Puntila und sein Knecht Matti“ von Bertolt Brecht werden von der Insel auf den Schlossplatz umziehen. Gastspiele, Lesungen und Konzerte bereichern den Spielplan. Den Abschluss bilden die Deutsch-Französischen Autorentage „Blickwechsel/Regards Croisés“, die in diesem Jahr bereits zum fünften Mal in Karlsruhe stattfinden.
Den Auftakt macht ein Mythos der Romantik: Shakespeares „Romeo und Julia“ ist das Tränenrührstück schlechthin über eine Liebe, der die böse Gesellschaft keine Chance zum Leben gab. Das hat Shakespeare aber nicht so geschrieben und schon gar nicht so gemeint. Es ist bestenfalls die Folie, vor der das Stück (wohl das meistgespielte der Welt) abläuft. „R&J“ ist ein großartiges Werk mit viel Gefloskel, Geferkel und Gewitzel und mit Widerhaken, aber absolut hohem Unterhaltungswert. Entsprechend hoch ist beim Meister natürlich dann auch die dramaturgische Fallhöhe, bei der die Sache aus bekannten Gründen (Post kommt zu spät) ziemlich daneben geht.
Die richtige Wahl für den Sommertheaterstart im Zelt. Und nicht vergessen: „Wenn die Musik der Liebe Nahrung ist“... und es war doch die Lerche! Regie führt der in Berlin lebende, 26-jährige Wiener Regisseur Alexander Charim, der zuletzt „Rigoletto“ von Giuseppe Verdi am Schauspielhaus Graz und „Die Mountainbiker“ von Volker Schmidt am Schauspielhaus Wien inszenierte. Unser Foto zeigt den Regisseur bei einer Probenpause mit Jonas Riemer (Romeo) und Theresa Trauth (Benvolio).
Musikalischer Support kommt von Michael Rauter: Der junge Cellist stammt aus Basel und ist künstlerischer Leiter des von ihm 2006 in Berlin gegründeten Kaleidoskop Solistenensembles. Kaleidoskop ist so etwas wie die „Hausband“ des Berliner Veranstaltungsortes Radialsystem. Rauter zeichnete gemeinsam mit Sasha Waltz im März 2009 für die sehr subtile, beeindruckend mit der Architektur und dem Tanz korrespondierende musikalische Konzeption bei der „Dialoge 09“-Bespielung des Neuen Museums in Berlin durch Sasha Waltz und ihre Tanzcompany.
70 Musiker und Tänzer bespielten die neuen wie restaurierten Räume, musikalisch perfekt abgestimmt mit loopartigen, repetitiven Klängen zwischen Neuer und Alter Musik. Ein Gesamtprojekt wie geschaffen für den jungen Künstler, denn ihn interessiert besonders „die Auseinandersetzung mit zeitgenössischer Musik, historischer Aufführungspraxis sowie die Suche nach alternativen Aufführungsformen von klassischer Musik durch genreübergreifende Projekte.“ Man darf also gespannt sein! -hs/rowa
www.staatstheater.karlsruhe.de
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