Wahn oder Identität?
Bühne & Klassik // Artikel vom 15.10.2016
Jonas Hassen Khemiris Stück „Ich rufe meine Brüder“ handelt von „Racial Profiling“.
Nach einem Anschlag wird Amor, ein Schwede tunesischer Abstammung, mit plötzlicher Alltags-Diskriminierung konfrontiert – weil er anders aussieht. Auch seine Selbstwahrnehmung verändert sich. INKA sprach mit Regisseurin Marie Bues.
INKA: Bei Amor vermischen sich Fantasie und Wirklichkeit. Wie das?
Marie Bues: Als er am Tag nach dem Attentat durch die Stadt geht, findet er sich unvermittelt in einer Randgruppe wieder, zu der er schon gar nicht mehr zu gehören glaubte, er wird anders angesehen. Auf seine Psyche legt sich ein seltsamer Effekt: Er fragt sich, ob er nicht vielleicht wirklich dazu fähig wäre, selbst einen Anschlag zu verüben, geht sogar zum Tatort und flüchtet vor der Polizei. Offen bleibt, was wirklich real, und was Einbildung ist.
INKA: Amor ist ein ziemlicher Kopfmensch. Spricht das Stück auch für anders gestrickte Menschen, die „Racial Profiling“ ausgesetzt sind?
Bues: Dadurch, dass er mit verschiedenen Figuren in Kontakt kommt, wird es relativ allgemein. Da gibt es den Verkäufer, ebenfalls mit migrantischem Hintergrund, der sich so sehr anpassen will, dass er Amor nicht solidarisch behandelt. Eine andere Nebenfigur versucht, ihre Herkunft zu verstecken. Dadurch bekommt er stets neue Impulse. Das Stück verhandelt die Sicht der Leute, die schon länger angekommen sind und sich integriert wähnten, durch eine neue Radikalisierung der Gesellschaft aber plötzlich wieder mit ihrer Migrationsgeschichte konfrontiert sind.
INKA: Gibt es bei Amor auch Momente des Widerstandes gegen die Anpassung?
Bues: Zunächst versucht er sich an Taktiken, wie man am wenigsten auffällt. Das ändert sich aber. Er wird wütend und sagt zu seinen „Brüdern“: Ihr müsst auffallen! Ihr müsst rausgehen und dazu stehen, dass ihr anders seid! -fd
Sa, 15.10., 19.30 Uhr; Fr, 28.10. u. Do, 3.11., je 20 Uhr; Sa, 12.11., 19.30 Uhr, Badisches Staatstheater, Karlsruhe
WEITERE BÜHNE & KLASSIK-ARTIKEL
Bläserwelten: Saudade
Bühne & Klassik // Artikel vom 29.04.2025
Studenten der Bläserklassen widmen sich nach einem Konzept von Prof. Brandt Attema dem Thema „Saudade“.
Weiterlesen … Bläserwelten: SaudadeDer Waschlappendieb
Bühne & Klassik // Artikel vom 29.04.2025
Das Theater Lakritz aus Darmstadt präsentiert im Rahmen der Reihe „Kulturrausch für Kids“ eine spannend-humorvolle Detektivgeschichte.
Weiterlesen … Der WaschlappendiebItch
Bühne & Klassik // Artikel vom 28.04.2025
Der 14-jährige Itch hat ein schräges Hobby.
Weiterlesen … ItchRobin Hood
Bühne & Klassik // Artikel vom 27.04.2025
Robin Hood lebt mit ihren Kumpanen im großen Sherwood Forest.
Weiterlesen … Robin Hood4. Kammerkonzert – Fantasierend
Bühne & Klassik // Artikel vom 27.04.2025
Im 19. Jh. war es gängige Praxis, dass Virtuosen beliebte Stücke aus Opern für das eigene Repertoire fantasievoll bearbeiteten und technisch anreicherten.
Weiterlesen … 4. Kammerkonzert – FantasierendSonderkonzerte: Weingartner Musiktage junger Künstler
Bühne & Klassik // Artikel vom 26.04.2025
Mit zwei hochkarätigen Sonderkonzerten gastieren die „Weingartner Musiktage junger Künstler“ bei den „Gartentagen“ der Firma Roland Stärk Landschaftsbau.
Weiterlesen … Sonderkonzerte: Weingartner Musiktage junger KünstlerEin Fest für Johann Sebastian Bach
Bühne & Klassik // Artikel vom 26.04.2025
Zum zehnten Jubiläum präsentiert das Karlsruher Barockensemble unter Leitung von Bastian Hellinger mit zahlreichen Solisten einen Querschnitt durch Bachs Werk.
Weiterlesen … Ein Fest für Johann Sebastian BachSarah Bosetti
Bühne & Klassik // Artikel vom 25.04.2025
Für Sandra Bosetti bilden nicht Klima, Kriege und Katastrophen die größte Gefahr für die Menschheit, sondern der Populismus.
Weiterlesen … Sarah BosettiLuksan Wunder
Bühne & Klassik // Artikel vom 25.04.2025
Das Comedy- und Satirekollektiv aus Berlin und Freiburg produziert in seiner „Wunder-Tüten-Fabrik“ medienübergreifend Parodien auf alles, was nicht bei drei aus’m Netz ist.
Weiterlesen … Luksan Wunder
Kommentare
Einen Kommentar schreiben