Gisela Straehle, Sprecherin & Schauspielerin
Porträt
„Das ist ja ewig her“, sagt Gisela Straehle. Dennoch sprudeln die Erinnerungen: „‚Der Jude von Malta‘ von Christopher Marlowe, das hat total Spaß gemacht!“ Von 1981 bis ’89 gehörte die Schauspielerin und Sprecherin zum Ensemble des Staatstheaters in Karlsruhe. „Sehr gerne habe ich auch Ödön von Horváth gespielt, z.B. ‚Geschichten aus dem Wiener Wald‘, oder Brechts ‚Dreigroschenoper‘ in der Inszenierung von Istvan Bödy.“ Am Staatstheater hat sie zwei Direktorenwechsel überlebt, was im Theaterbereich durchaus ungewöhnlich ist. „Ich bin dankbar, dass ich so lang hier sein konnte.“ Die Opfer der Nichtsesshaftigkeit, die der Beruf der Vollzeitschauspielerin mit sich bringt, wollte sie aber nicht bringen, Karlsruhe war längst zu ihrer Heimat geworden. Also orientierte sich die gebürtige Schwäbin neu: „Ich habe geschaut, was ich mit meinen Fähigkeiten noch so alles machen kann.“
Bereits während ihrer Zeit am Staatstheater sprach Straehle in Hörspielen für den damaligen SWF. Diese Erfahrungen gaben ihr den Impuls, tiefer in die Arbeit als Sprecherin einzusteigen. Straehle absolvierte eine Weiterbildung in Landau zur Sprecherzieherin. „Als Schauspielerin hat man zwar viel sprecherische Erfahrung, aber für das Pädagogische braucht man nochmals andere Qualitäten.“ Mit diesem Blumenstrauß an Fähigkeiten konnte sich Straehle breit aufstellen, gab u.a. Kurse am ZAK oder wirkte an literarischen und philosophischen Lesungen mit, etwa im ZKM.
Mittlerweile ist sie im Rentenalter, doch weiterhin noch rundum aktiv: So arbeitet sie als freie Sprecherin für Arte, etwa für die Sendung „Stadt Land Kunst“. Auch in Filmsynchronisationen oder speziellen Hörfilmfassungen für Sehbehinderte, sogenannten Audiodeskriptionen, kann man ihre Stimme bei dem deutsch-französischen TV-Sender hören. Als „schöne gelegentliche Abwechslung“ bezeichnet Straehle ihre Ausflüge vor die Filmkamera: In den vergangenen Jahren wurde sie für kleinere Rollen im „Tatort“ oder bei „Soko Wismar“ gebucht. Für die ARD übernahm sie 2021 eine Rolle in einer Doku über die Rastatter Prozesse. Hier spielte Straehle die Ehefrau eines nach dem Krieg zum Tode verurteilten Nazis.
Gut zu sprechen ist nicht nur etwas für Schauspielerinnen und Hörspielsprecher. So gibt Straehle ihr Wissen auch in einem Lehrauftrag an der Hochschule für Musik weiter. Neben StudentInnen für das Lehramt sind es auch angehende Sänger, mit denen sie an guter Aussprache im Gesang feilt, zumal viele von ihnen nicht Deutsch zur Muttersprache haben. In über vier Jahrzehnten Berufsleben habe sich viel geändert: „Wenn man heute eine Schauspielkarriere machen möchte, ist es ratsam, durch eine gute Agentur vertreten zu sein, insbesondere in der Filmbranche. Alles ist disziplinierter und strukturierter geworden.“ Gisela Straehle braucht das nicht zu kümmern. „Ich arbeite nur so viel, wie mir das in meinem Alter passt, und ich tue all das gerne.“ -fd