Nina Laaf, Künstlerin
Porträt
„Skulpturen, die Räume beschreiben, Bewegungen sichtbar machen und begangen werden wollen“ – so beschreibt Nina Laaf ihre Kunst und das trifft den Nagel auf den Kopf. Seit Ende ihres Studiums arbeitet sie in einem Gemeinschaftsatelier in einem Hinterhof der Augartenstraße. Hier sieht man gut, mit was sich die Karlsruher Künstlerin aktuell beschäftigt: dem Biegen, Falten und Knicken von Metall. Bei den großformatigen Skulpturen ist das schon lange ihr charakteristisches Thema, das sie mittlerweile jedoch auch auf kleinere Wandobjekte übertragen hat. „Ich arbeite eher abstrakt und nur selten figurativ. Mein Lieblingsmaterial ist Metall – ich mag aber auch gerne Kombinationen mit Gips oder Textil. In meiner Arbeit geht es oftmals um Materialeigenschaften, die ich im Prozess spielerisch herauskitzle, aber auch um die Inszenierung einer gewissen Materialverwirrung“.
Mit einer großen Prise Ironie entstehen so Objekte, denen man die ausgiebige Auseinandersetzung mit dem Material ansieht; die neugierig machen und nach einem zweiten Blick verlangen. Besonders spannend ist hierbei vor allem die Ambivalenz der Arbeiten, die auch schon im Herstellungsprozess zum Tragen kommt: Aus etwas Kräftigem und Starkem wird allmählich etwas Feines, stellenweise fast schon Zartes, wobei die Spuren der Bearbeitung deutlich sichtbar bleiben. Die Begeisterung für den Werkstoff Metall wird sofort deutlich: „An Metall fasziniert mich, dass es so widerstandsfähig ist und doch so gut formbar. Das ist für mich auch der Grund, warum ich immer zum Metall zurückkehre. Das ist gerade das Schöne im Gegensatz zu Papier: Ich kann es formen und dann bleibt es auch so!“
Auf einem Werktisch im Atelier stehen kleine Figuren aus dünnem Blech, die von der Künstlerin bereits geformt wurden und Vorentwürfe für spätere Skulpturen darstellen, die es noch umzusetzen gilt. Für die Fertigung ihrer größeren Objekte begibt sich Laaf ins Atelier für Kunstformung nach Stutensee, kleinere Arbeiten entstehen in der Augartenstraße. Aktuell bereitet sie sich hier auf ihre zwei großen Einzelausstellungen vor, die dieses Jahr in der Galerie Burster sowie im Kunstverein Wilhelmshöhe in Ettlingen stattfinden. Ein besonderer Blickfang sind ihre „Circles“; eine Serie, mit der sie während der Corona-Zeit begonnen hat. Hierbei handelt es sich um minimalistische Gipskreise mit Profilen, die von ihr handgedreht und mit einer raffinierten Metallhängung versehen wurden.
Auch hier wird das für Laaf charakteristische Spiel mit den Eigenschaften der unterschiedlichen Materialien deutlich: Das Metall wird nicht nur geformt, sondern erhält durch die Bearbeitung mit Hitze oder das Besprühen mit Lack eine vollkommen neue Farbigkeit. Laafs Humor bei der Namensgebung ihrer Objekte verleiht den Arbeiten zusätzlich eine neue Konnotation. Hier tauchen Titel wie „Lauser“, „Am Städel telefoniert“ oder „Wenn die Achterbahn am höchsten Punkt verweilt“ auf, die die Auseinandersetzung der Werke gezielt beeinflussen sollen: „Wenn man ein Kunstwerk betrachtet und bereits Assoziationen hervorgerufen wurden, sollen meine Titel gerne nochmals in eine andere Richtung führen“ – und dies gelingt ihr auf ganz besonders charmante Art und Weise. -sab