Wolfgang Wegner, Mediävist & Buchautor
Porträt
Unter den Vielseitigen ist er der Produktivste und unter den Produktiven der Präziseste – dies ausdrücklich nicht nur auf Karlsruhe und Umkreis bezogen. Das glauben Sie nicht? Gut. Dann schließen Sie jetzt bitte die Augen und denken sich irgendein Thema aus. Haben Sie? Wenn Sie nunmehr auf www.wolfgang-wegner.com nachsehen, finden Sie garantiert eine bis fünf Veröffentlichungen dazu. Und wenn nicht da, dann garantiert auf seinem Youtube-Kanal „Mittel? Alter?“ (@mittelalter_w), wo der Germanist mit Schwerpunkt u.a. Mediävistik so ziemlich alles präsentiert, was zwischen 600 und 1500 los war. Ja, auch diese komische Specksoße, an die Sie gerade gedacht haben, und die ganz fürchterlich schmeckt. Ansonsten schmeckt aber alles sehr gut, was der oberhalb von Grötzingen residierende Gastrosoph so anrichtet: kulinarisch ebenso polyglott und multizellulär wie seine literarischen Arbeiten. Kinderbuch? Doch, hat er auch. Vor anderthalb Jahrzehnten schon mal („Vincent und der Waschkobold“) und neuerdings schon wieder: ein Regensburger Kinderkrimi („Cuno und das geheimnisvolle Buch“).
Über ein Vierteljahrhundert lehrt Dr. Wolfgang Wegner bereits am KIT als Dozent für Deutsch als Fremdsprache. Wir hatten das Glück, den gebürtigen Tiefschwarzwälder als Moderator kennenzulernen: bei Diakonieradio in den Christlichen Kliniken zu Rüppurr. Die Unmengen an Knete, die er dabei verdient haben muss, sind bestimmt in den Erwerb ausgefallener Genussmittel geflossen… Oder er hat sie für Reisen auf fast alle Kontinente ausgegeben. Zum Erstbeobachter der Kontinentaldrift fehlt ihm ja nur ein „E.“ In diesem Zusammenhang wollen wir auch den „Stadtführer Durlach“ erwähnen, so anempfindsam beschrieben wie gestaltet. Manchen ist Heidelberg oder Freiburg einfach zu voll; Durlach bei Grötzingen war hinsichtlich seiner Schauwerte bislang meist unterschätzt, und man findet sogar ein Plätzchen in seinen Cafés… Es entspricht der Natur Wegners, dass da selbstverständlich auch etwas gegenüberliegen muss: „Dunkle Geschichten aus Karlsruhe“ hat er gesammelt, aber auch den „Al Capone aus der Pfalz“ gestellt und höchstpersönlich überführt.
Grötzingen wäre kulturell gewiss schon längst verödet, hätte Wegner nicht auch an seinem Wohnort eine unglaubliche Umtriebigkeit entfaltet und seit vielen Jahren an den unterschiedlichsten Orten Kulturveranstaltungen mitorganisiert. Wir haben uns gehütet, ihm zum Abschluss die obligatorische Frage zu stellen, was er denn aktuell so plane; mit der Aufzählung wäre dieser Beitrag dann schon randvoll gewesen. Neben all dem Originellen und Wissenswerten ist Wegner auch ein Schreiber auf dem Gebiet der Hochliteratur: Es gibt da eine ganz neue Sammlung Short Storys in der Tradition Kafkas oder des jungen Martin Walser: „Der Mann von Timanfaya.“ -johu