Nähbar & Bottéga 151

Porträt
Nähbar

Wenn sich zwei exaltierte Ladys zusammentun, entsteht im besten Fall eine echte Kiezikone. Ein rennendes Auge mit einer Nähnadel im Arm bildet das Logo der Schneiderei von Birgitt Dietrich, die zusammen mit Nadine Mauceri ein sehr spezielles Ladenduo auf der westlichen Kriegsstraße bildet. Diese ist ab dem Weinbrennerplatz inzwischen auf Tempo 30 runterberuhigt, aber echte Kieztreffpunkte sind nur die Rote Taube und eben die Nähbar mit Bottéga 151. Denn der Verkehr rollt durch den schlauchartigen Straßenabschnitt; beidseits sind mit die schönsten Stadthäuser der Weststadt zu finden. Der leicht raue Charme des Ladengeschäfts passt zu Dietrich, die immer etwas zu erzählen weiß und eigentlich unablässig am Talken ist, während sie gleichzeitig noch mehrere andere Sachen macht. Telefonieren und Bedienen geht auch. Nur gleichzeitig nähen kann sie noch nicht.

Dafür gibt’s hier jede Menge Flyer in der Auslage – und natürlich auch INKA. Mit ihrer Schneiderei Nähbar war Dietrich lange Jahre ein Fixpunkt in der „kleinen“ Rheinstraße nahe dem Lameyplatz. Seit 2017 ist sie in der Kriegsstraße die Geschäftspartnerin von Nadine Mauceri. Ich kenne sie noch aus den goldenen Gotec-Zeiten Anfang der 2000er, wo sie mit im Orga-Team war oder jedenfalls mit dem Orga-Team abhing. Seit rund 20 Jahren ist sie als Schneiderin selbstständig und erledigt cool und professionell so ziemlich alles, was in Sachen Ändern, Kürzen, Reparieren so anfällt. „Schneidern ist schon mein Ding, ich habe sogar noch Bekleidungstechnikerin gelernt“, erzählt sie lachend. „Natürlich habe ich auch andere Jobs gemacht, aber letztlich bin ich schon seit bald 40 Jahren in diesem schönen Metier unterwegs.“ Da verwundert es nicht, dass man beim Hemdenholen manchmal den Eindruck hat, man störe grade ein längeres Gespräch, weil einsame Gestalten gerne in dem stilvoll mit Malerei und Objekten eingerichteten Lädchen in der „Warteecke“ sitzen.

Warum es hier so gemütlich ist, wird im hinteren Bereich des Ladens klar, wo Nadine Mauceris Haarstube Bottéga 151 eingerichtet ist. Sie gründete das Wohn-Arbeits-Projekt nach einem zweijährigen Rom-Aufenthalt 2010. „Wohnen und arbeiten, das war mein lang gehegter Wunsch und Traum.“ Sehr stilvoll ist es hier, mit Malerei, coolen Lampen, großen Spiegeln. Weil sie als Friseurin ohnehin komplett ausgebucht ist, wollte sie auch nicht abgebildet werden. Da half auch nicht, dass ich ausufernd erklärte, dass dies ausdrücklich kein PR-Text sei. „Ich bin ein wenig das Berghain unter den Friseuren. Keine Fotos, kein Instagram, keine Werbung, keine Webpage, kein Tamtam mit viel Fassade. Der Arbeitsraum ist mein zweites Zuhause. Ein sehr intimer Ort mit null Marketing. Einfach nur zu 1.000 Prozent Friseurin mit Leidenschaft, einfach nur Nadine, Bottéga 151. Klein, bescheiden, arrogant.“ -rowa


Kontakt

Kriegsstr. 151
76135 Karlsruhe

Mo/Di/Do/Fr 10-18 Uhr

0721/55 10 84
www.naehbar.de


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