INKA Stadtmagazin #163
Inka Ausgaben // Artikel vom 01.06.2022
Nach fast drei Monaten Ukraine-Krieg ist Corona fast vergessen.
Auch wenn die reale Inzidenz in Karlsruhe immer noch bei rund 500 liegt – mit sehr hoher Dunkelziffer, also eher bei 1.000 bis 1.500 – ist Corona nicht mehr. Wenn man schon endlich wieder unter Leute gehen kann, dann enthemmt. Die Auswirkungen aber sind derzeit in der Kulturszene unabsehbar. Von Punkrock bis Oper, sprich sogar altersunabhängig, bleiben selbst prominent besetzte Konzerte, Premieren oder rare Aufführungen bei Auslastungen von max. 50 Prozent. Manche Konzerte werden trotz nahezu null Vorverkauf durchgezogen in der Hoffnung auf eine gute Abendkasse, viele andere abgesagt. Ohne Stütze – ohne Kulturhilfen – geht es derzeit nicht. Denn gleichzeitig sind die Preise für die Produktionen, PA und Equipment und das schwer dezimierte Spezialistenpersonal sprunghaft in die Höhe geschnellt. So bleibt für viele die Hoffnung auf kleine wie große Open-Air-Events aller Art und den Sommer.
Auch wir von INKA machen mit und haben zwei Events in Planung, die beide auch oder ganz im Freien stattfinden: Am Do, 16.6., Fronleichnam, präsentieren wir daher einen ungewöhnlichen „Day Rave“ mit Lesung: Ab 16 Uhr legen die Selectas Roger (INKA Afro Tunes), Martin (Zapata Soundz/Querfunk) und Salaman aus Stuttgart Afrobeats auf, zu Kaffee oder Sekt, mit dabei ist das Espresso Bienchen, die Pâtisserie Ludwig und Ana & Anda liefern die besten Gebäcke der Stadt. Los geht’s schon ab 13 Uhr, von 14 bis 16 Uhr lesen die FinalistInnen des Paul-Celan-Lyrikwettbewerbs mit dem Thema „Exil und Vertreibung“ zum 100. Geburtstag des großen deutschsprachigen Lyrikers. Die von INKA und Ondine Dietz (Die neue Fledermaus) initiierte Lesung war für den Totensonntag 2020 im Topsy geplant; nun ist der schöne neue Innenhof des Clubs Die Stadtmitte der Schauplatz, die Veranstaltung kann wegen der guten Überdachung bei jedem Wetter stattfinden.
Dietz ist auch im Vorstand der UND Plattform, außerdem selbst Schriftstellerin, und als Künstlerin mit einer „Neue Fledermaus“-Installation auf der Kunstschau „ZART“ von INKA und der UND Plattform im Juli im P8 vertreten. Die „ZART“ parallel zur „art Karlsruhe“ ist unsere zweite Veranstaltung im Sommer. Schauplatz ist vom 8. bis 10.7. das neue Kulturzentrum P8 in der Schauenburgstraße, das zwei Wochen zuvor mit dem Festival „Hereinßpaziert“ von Die Anstoß und P8 eröffnet wird.
Wie und was und warum die Kunstschau „ZART“? Angesichts der Atelier- (und Proberaum-)Situation in Karlsruhe und der wenigen Ausstellungsmöglichkeiten der durch Corona gebeutelten Künstlerszene, die ohnehin finanziell nicht auf Rosen gebettet ist, wollen wir eine Verkaufsplattform schaffen, die auch dem Austausch dient und im Idealfall ein paar Sammler anlockt, die während der „art Karlsruhe“ in der Stadt sind. In Joachim Hirling, Künstler und Organisator der UND Plattform der vergangenen Jahre, war ein kuratorischer Mitstreiter schnell gefunden. Durch die Versteigerung mit Finissage am letzten Tag (10.7.) möchten wir erreichen, dass möglichst viele Künstler auch etwas verkaufen – etwaige Erlöse für INKA fließen in die Kunstszene zurück. Musikalisch verbunden wird die „ZART“-Kunstschau, die man früher vielleicht auch Happening genannt hätte, von Afrobeats, Amapiano-Sounds, Afro-Reggae, R’n’B und natürlich auch Dancehall. Der derzeit aufregendsten Groovemusik des Planenten, wie ich finde. Jedenfalls lässt es sich auf dem P8-Gelände mit Künstlerinnen-Café und inmitten von Skulpturen trefflich herumlungern bei cooler Musik, Espresso vom Bienchen, Winzersekt und Weißwein. Ana & Anda sowie die Pâtisserie Ludwig sorgen abermals für die veganen wie vegetarischen Gebäcke. Mehr zur Kunstschau „ZART“, deren Logo, die „KunstFaust“, ebenso wie der Tubenschriftzug von Jochen Schambeck stammt, gibt’s im Kunstteil dieser Ausgabe, wo auch erste KünstlerInnen vorgestellt werden.
Großer Dank geht an unsere beiden Coverkünstlerinnen: Das Stadtmagazin-Cover stammt von einem „Sozpädal“-Kunstprojekt, das von der Karlsruher Künstlerin Tanja Schneider betreut wird. Das Kunstprojekt ist mit dieser Arbeit aus über 1.000 Vögeln ebenso wie die Künstlerin selbst auch auf der Kunstschau „ZART“ vertreten. Von der in München lebenden Fotografin Sylwia Makris stammt das Cover unserer „INKA Regiomagazin“-Ausgabe. Sie stellt im Kunstdorf Unterjesingen bei Tübingen aus, dem wir seit unserem „Super INKA #1“-Cover, das eine Familie aus Beton auf einer Parkbank zeigt, verbunden sind. Für ihr aufwendiges Fotoprojekt hat die Fotografin bekannte Bildikonen der Kunstgeschichte neu inszeniert.
Wir wünschen allen einen wunderbaren Frühsommer und freuen uns auf zahlreichen Besuch unserer LeserInnen!
Roger Waltz & das INKA-Team
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