INKA Stadtmagazin #166
Inka Ausgaben // Artikel vom 29.09.2022
In kaum einem Sommer zuvor war das Erholungsbedürfnis so groß.
Man musste nicht in den äußersten Süden fahren, um den Klimawandel so heftig wie nie zu erleben. Kein Wasser, auch in den Supermärkten, mit Kohlensäure sowieso nicht, ausgetrocknete Bäche und Flüsse, eine leere Loire, Waldbrände am Atlantik und Insektenplagen. Zurück in Karlsruhe erwartete uns eine versteppte Landschaft. Die Bäume nicht gewässert, obgleich ihr Verdursten ökologisch katastrophal ist und es alle Experten für unabdingbar halten – sofern Wasser zur Verfügung steht. Der Stadt und ihrer grünen BM ist das zu teuer, zu personalkostenintensiv. Verrückt. Florian Kaufmann war dem „Schatten in der Stadt“ auf der Spur. Als wir abfuhren, funktionierten die U-Strab-Aufzüge nicht. Der KVV verwies in einer ersten Stellungnahme darauf, Temperaturen von über 32 Grad seien nicht vorhersehbar gewesen. Die Fachfirma aus Berlin konterte, der Bauherr habe einen Hitzeschutz aus „architektonischen“ Gründen abgelehnt. Der KVV? Antwortet nicht mehr dazu (auch den BNN nicht).
Ganz schwach agiert auch die neue Kultur-Staatsministerin Claudia Roth, die bei der „Documenta“-Krise und der Reduzierung der Goethe-Instituts-Mittel durch das Auswärtige Amt eine katastrophale Figur abgab. Okay, die Hilfen für die Kulturveranstalter laufen bis Mitte 2023 weiter. Mit rund einer Mrd. aus nicht abgerufenen Kultur-Corona-Geldern soll der Kultur bei den Heizkosten geholfen werden. Das wird kaum reichen. Mit einer (geschätzten) Vervierfachung der Energiepreise kann man sich ausrechnen, wie lange das gut geht; bei den Kleinen sind das schon gut 10.000 Euro mehr pro Jahr. Der Kulturhaushalt soll aber weiter gekürzt werden. Gleichzeitig bleibt – aus Infektionsschutz- wie Spargründen wegen der hohen Inflation durch die Energiekrise – das Publikum aus. Hinzu kommt das neue Infektionsschutzgesetz, das einen Flickenteppich an Länderregelungen vorsieht, wodurch Tourneeplanungen erschwert bis unmöglich werden.
Die guten Zahlen z.B. der „Schlossfestspiele Ettlingen“ oder der „Schlosslichtspiele“ sind Ausreißer, indoor kleine Clubs und Theater von Rückgängen von 70 Prozent und mehr betroffen. Das Theaterhaus reagiert mit einer Herbstaktion: Außer bei Premieren und Gastspielen gibt’s jedes Oktober-Ticket für zehn Euro. Aber auch neue Ideen müssen her: Warum keine Subventionierung der kleinen Kulturlocations durch die Stadtwerke mit gedeckelten Sonderpreisen? Diese erhalten im Gegenzug dort Werbung. Tja, Frank, bitte übernehmen, Chefsache würde ich sagen. Die ersten Vorboten: In Kirchenkreisen wird überlegt, Kirchen nach Weihnachten bis Ende der Heizperiode für sämtliche Nutzungen aufgrund der gestiegenen Energiekosten zu schließen und Veranstaltungen in die Gemeindesäle zu verlegen. In Straßburg wurden die Öffnungszeiten der Museen schon drastisch reduziert, gegen heftigen Widerstand der Stadtgesellschaft, dafür dort rund 120 Mio. in die neue Messe investiert. Ob das so schlau ist? In Offenburg und Karlsruhe wird man sich dennoch nicht freuen. Freuen darf sich aber Heidelberg: Ende Oktober wird dort der neue Karlstorbahnhof eröffnet.
Auf sehr positive Resonanz stößt der „Werkstattpalast“ im Rheinhafen an der „MS Karlsruhe“-Anlegestelle. Der Mix aus Kultur und Wissenschaft, Kunst, Musik und Gastro läuft noch bis 15.10. – Sabine Adler und Friedemann Dupelius waren dort. Fortsetzung? Für die OrganisatorInnen denkbar, Alternativstandorte im Rheinhafen wären vorhanden. Positives gibt’s auch vom „Proberaum-Notstand“: Durch den Kauf mehrerer Gewerbeimmobilien der Gröner Group/GEM waren Hunderte Musiker ohne Übungsraum. Nun gibt es Abhilfe. Patrick Wurster sprach mit dem Macher des Bandprojekts übers neue Kulturzentrum West.
Die Gröner Group widmet sich derweil einem der schönsten Flecken der Stadt, der Majolika. Die Stiftung verkaufte das Unternehmen, das sie einst für einen symbolischen Euro übernahm, will aber den Preis nicht nennen. Dubios und zu hinterfragen, schließlich erhielt man beständige städtische Hilfen. Gröner will nun natürlich auch die Immobilie dazu, Nachbargrundstück inklusive? Aber okay: Es fehlten Alternativen und wenn der Investor seine ersten öffentlichen Aussagen auch einhält, könnten hier durchaus Kunst und Keramik zu neuer Blüte geführt werden und sich alle in der schönen Cantina zum Dealen treffen. Florian Kaufmann liefert eine Bestandsaufnahme. Ach so, im Sportteil aufgeschnappt: Martin Müller (SPD, GEM-GF, KSC-Vize) und KSC-Finanzier und Metallmilliardär Pilarsky haben laut BNN eine gemeinsame Immobilienfirma gegründet. Tja, die KSCler wissen eben, wo’s schön ist. Bei Gründung der Cantina Majolika war dort übrigens eine ganze Reihe an Fußballern als Gesellschafter beteiligt, u.a. auch Clemens Fritz und Marco Engelhardt. In diesem Sinne: Einen schönen Herbststart, support your Locals!
Roger Waltz & das INKA-Team
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