INKA Stadtmagazin #181

Inka Ausgaben // Artikel vom 01.04.2024

INKA Stadtmagazin #181

Wussten Sie schon, was die Volkswohnung sowie Bernd Gnann und das Kammertheater gemeinsam haben?

Beide machen zu erfolgreiche Arbeit, daher werden ihnen städtischerseits Gelder entzogen. Erstere baut quasi als einzige in Karlsruhe nennenswert neuen und bezahlbaren Wohnraum – und mussten wegen des Spardiktats Gewinne abgeben, statt sie angesichts der Wohnungsnot für Investitionen zu nutzen. Demnächst auch in großem Stil in Daxlanden. Auf einem ehemaligen Sportgelände werden 357 Wohnungen (302 Miet- und 55 Eigentumswohnungen) gebaut. Der Mix aus Ein- bis Fünf-Zimmer-Wohnungen, einer Tagespflege, einer Kindertagesstätte, zwei Gewerberäumen und einem Servicebüro stellt eine hohe Diversität sicher.

Derweil schielt das Theaterhaus auf das Konservatorium. Als Lager. Wäre ein bisschen schade nur als Lager finde ich. Warum nicht aus der Lukaskirche eine Kulturkirche mit Theaterlager machen? Zudem gibt es in KA ja noch keine Kulturkirche. Könnte man sich auch andernorts vorstellen, es sind ja viele Kirchen in der Verlosung. Eine weitere große Citybaustelle steht demnächst neben der Kath. Stephanskirche ins Haus: Das Gebäude, in dem sich u.a. der Stephansaal befindet, wird abgerissen. Ebenso das Pfarrgebäude gegenüber, wo ein flacher Pavillon u.a. für Veranstaltungen entstehen soll. Eine neoklassizistische Fassade in Sandstein soll den Neubau optisch an die Kirche St. Stephan annähern und die „Identität der Fläche“ sichern. Der Clou dabei für die klamme Stadt: Ein Grundstückstreifen, 15 Meter breit und 35 Meter tief) soll der neuen Jugendbibliothek dienen, im Austausch für einen Anteil, den die Stadt an der Tiefgarage hält. Die neue Jugendbib wäre dann mit der Stadtbibliothek vereint – und kann dann im Prinz-Max-Palais ausziehen – dort soll ab 2031 saniert werden. Guter Deal, scheint es.

Weniger gut scheint es um die Majolika zu stehen, denn die hiesige Monopolpresse macht nicht nur aktiv Gröner-PR, indem sie fasziniert von einem Meeting mit ihm berichten darf, wo sich der Boss per Video aus dem Auto zuschaltet, weil er Verspätung hat. Schon mal toll. Unter der „Headline“ „Gefährliches Spiel“ warnt BNN-Lokalchef Proetel im Kommentar zusätzlich davor, dass die Majolika der Stadt „wieder auf die Füße fallen könnte“. „Sie müsste also erneut Geld in die Hand nehmen. Das kann niemandem gefallen“ – so das Schlussfazit. Niemand gefallen? Der Erhalt der Majolika als Ensemble überfordert die Stadtfinanzen? Wie bitte? Diese verzeichnet Gewerbesteuerrekordeinnahmen. Der Investitionsetat blieb trotz 200 Mio., die aus dem Haushalt ’24/25 rausgeschnitzt wurden, natürlich unangetastet, hier hat der OB im Gegenzug zur Reststadt – weiter komplett freie Hand. Die Majolika ist als Keramikmarke wie als Gesamtensemble ein schützenswertes Kulturgut, das nicht einem windigen Immo-Unternehmer und noch dazu für einen Appel und ein Ei in die Hände fallen darf. Weder als Erbpacht noch als Kauf. Sie gehört den Karlsruher Bürgern. Diese sollten bestimmen, was hier passiert. Auch die beständigen Behinderungen, Auskünfte über die städtischen Ämter und deren Zuarbeit für Gröner zu bekommen, sprechen Bände. Als Mediator würde ich sagen, dass hier in Konsequenz ein Bürgerentscheid angedacht werden muss.

U-Strab-News in der Kaiserstraße-West: Baubeginn für die noch ausstehende Haltestelle am Kaiserplatz ist 2025. Bis zur Hirschstraße ist dann Fußgängerzone, das kurze Stück bis zur Sparkasse nicht mehr. 2027 soll der Euro selbst umgestaltet werden, die Imbissbuden seien dann nicht mehr gewünscht, so Andrea Thielemann vom Stadtplanungsamt. Man darf gespannt sein, denn diese stehen auf einem Grundstück der Postgalerie. Ohne Zugeständnisse an diese, was dann mit Sicherheit den Stephanplatz betrifft, wird es nicht gehen.

Ach so, fast vergessen: Das Wertstofftonnenmülldesaster endet erst mal damit, dass die Stadt eine Mio. Euro zuschießt, um die Entleerungen einigermaßen so wie bisher zu erhalten. Rund 6.600 Gebäude aber verbleiben, weil die Tonnen zu weit weg oder nur über viele Treppen erreichbar sind. Hier müssen diese nun auf die Straße gestellt werden.

Einen wunderbaren Frühlingsbeginn wünschen
Roger Waltz, Patrick Wurster & das gesamte INKA-Team

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