INKA Stadtmagazin #185
Inka Ausgaben // Artikel vom 01.08.2024
Eigentlich schreiben wir ja keine Rezensionen von Kulturevents außer im Kunstbereich.
Ist auch keine. Aber es darf schon mal gesagt werden, dass es einzigartig ist, wenn eine Stadt innerstädtisch regelmäßig ein fettes Kultur-Open-Air mit 250.000 Besuchern wie das „Das Fest“ auf die Beine stellt, das sogar die viel beschworenen kulturfernen Schichten erreicht. Für kleinen Eintritt, vieles ist kostenfrei zugänglich. Klar bekommt vor allem die Südweststadt wegen der vorherrschenden Windrichtung „Das Fest“ auch akustisch voll mit. Der DJ-„Fest-Floor“ liefert dieses Jahr einen unermüdlichen Bollertechno-Background, über dem Rock-Pop-Punk-Bands rumschreien. Sind die fertig, bollert es weiter, und man merkt erst, dass die ganze Zeit zwei Sounds übereinanderwaberten.
Die passende Klangkulisse für den Kiez in der Südweststadt mit seinen großen „Plattenbauartigen“, die sich von der Ebertstraße aus erstrecken. Im Sommer ist hier Rummel, ein rappelvoller Campingplatz, jeder Balkon ein eigener Kosmos, und beim „Fest“ wird voll aufgedreht! Gegenüber läuft der pakistanische Radiosender ab 22 Uhr so heiß am Telefon auf, dass es eine Freude ist. Pakistan ist auch weit. Da muss man ordentlich laut schreien, sonst kommt ja nix an. Offenbar sind die Schreitarife äußerst günstig am späten Abend. Das spanisch-italienische Ehepaar zwei Balkone weiter, das sich auf Deutsch verständigt, ist voll in Wallung: „Wenn du mit meine Bruder fickst“, schallt es in den Hinterhof… Worauf von mehreren Balkonen prompt als Antwort kommt: „Ruhe – halt’s Maul!“ Auf der anderen Seite renkt sich eine der beiden aktiven Observierungseinheiten fast den Hals aus, um durch den Sichtschutz zum Nachbarbalkon zu gelangen, wo ein paar Hippienerds auf Balkonien chillen. Die Lieblingsstalkerin gegenüber hat die Deutschlandfahnen widerwillig abgehängt. Der steinalte Topbesamer mit seinem roten Alfa fällt da gar nicht weiter auf. Beim „Fest“ steht er wieder auf Zehenspitzen am Straßenrand, um Radlerinnen besser in den Ausschnitt stieren zu können.
Samstags ist es nicht nur beim „Fest“ so richtig schräg abends und nachts: Anfangs dachte man an eine Notschlachtung. Jodeldiplom XXXL. Nach zehn Minuten Restart. Alle zehn Minuten. 90 Minuten, als würde eine Muttersau abgestochen. Keine Ahnung. Ist jedenfalls lauter als der Fernseher, den die alte Dame nebenan später mördermäßig aufdreht, weil sie sonst nix hört. Los geht „Das Fest“ ja so am frühen Abend. „Freibad“, ein weiterer Bewohner der großen Häuserblöcke, ist da schon total voll. Er wird Freibad genannt, weil er Wichtiges immer laut und immer dreimal blökt, also z.B. „Freibad, Freibad, Freibad!“. Sonst eigentlich eine ruhige Gegend. Man lebt gerne hier. Finden nahezu 70.000 Karlsruher, die in der Südstadt leben, auch. Man kommt mit dem Rad überall hin.
Womit wir beim anderen Thema wären außer Fernwärme: Die für Radfahrer lebensgefährliche Kriegsstraßenquerung der Hirschstr., wo auf nördlicher Seite Autos mit 50 km/h auf den Zebrastreifen zurollen, die Radfahrer aber eine Furt vor dem Zebrastreifen nutzen müssen und teils mehrere Lastenräder die ganze Straße verstopfen – ist aufgelöst. Nein, nicht für immer. Kommt wieder. Nun wird die Furt zur Leopoldstraße verlegt mit Ampel. Wegen Fernwärmeleitungen. Bis wohl Frühjahr 2025 gelten neue Routen für den Radverkehr. Um die städtischen „Gebührenerhöhungen“ zur „Haushaltssicherung“ wie Kita-Erhöhungen, Fernwärme und Co. kümmert sich einmal mehr Florian Kaufmann.
Wir verabschieden uns mit diesen Doppelausgaben für August und September in unsere Sommerpause. Redaktionsschluss für Oktober ist der 9.9., Anzeigenschluss der 19.9.
Happy Summer & don’t forget the Groove: Die „INKA Afro Tunes“ mit Selektor Roger Waltz und Moderatorin Julia Heiß laufen am Sa, 3.8. und 7.9.
Roger Waltz & das INKA-Team
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