INKA Stadtmagazin #186

Inka Ausgaben // Artikel vom 01.10.2024

INKA Stadtmagazin #186

Der Versuch eines eher lustigen Edits stieß im Sommer auf solch großartigen Anklang, dass es erst mal mit der Südweststadt und Balkonien weitergeht.

Also so halb. Die wahre Essenz des Lebens liegt auf dem Balkon. Nur nutzen die Allermeisten diesen eher zum Abstellen von Bierkästen als für schöne Läbben. Die letzten Duftrosen blühen – und wie, fast ein kleines Rosengärtchen! Der Rosenhofstand, von dem sie stammen, wurde derweil leider freitags auf dem Stephanplatz schon länger nicht mehr gesichtet. Ist es die krasse Rezession oder sind die Blumen (wie die Kräuter) dieses Jahr im heißesten Sommer aller Zeiten abgesoffen? Wo aber noch Betrieb ist, ist so richtig was los, nämlich Livekabarett.

Laut hallt es durch den riesigen Hinterhof: „Wos moinsch’n du, wegge morge?“ Freibad antwortet: „Ha, Salami. Salami.“ Unschlagbar. Muss man sich um die junge Dame mit dem extensiven Jodel-Stöhn-Diplom Sorgen machen? Seit zwei Wochen ist Ruh. Auch der pakistanische Phone-Radiosender gegenüber hat sich weitgehend ins Haus verzogen. Da kommt noch ein philosophischer Nachtrag. Wenn Freibad was getankt hat, wird er so richtig energisch laut: „Metzga, Mola un Bägga die verdiene so zwoi- oder droidausend Oiro. Stroßebohnfahrer nur, weil se koine henn, die kriege jetzt zehndausend. Woisch wie i moin?“

An einem der letzten richtig lauen Sommerabende bevor der Winter mit Schulbeginn hereinbrach, machten wir einen Abendspaziergang im Beiertheimer Wäldle. Bei der Rückkehr schaute mich eine Radlerin böse von der Seite an. Es war: „Was macht denn eigentlich Frau Lisbach“ (BNN). Einige Meter weiter konnte man sie sitzen sehen beim Kolpingplatz-Griechen. Nachtblau leuchtete der Lachgaskiosk und die Gärtner leisten am Kolpingplatz ganze Arbeit mit stets variantenreichen und innovativen Blumenmeeren. Ein schöner Anblick.

Stichwort Blau: „…damit wir nicht unser blaues Wunder erleben“ ist der Gottesdienst zur „Fairen Woche“ mit Kanzelrede von Lisbach am So, 29.9. um 10.30 Uhr in der Ev. Stadtkirche betitelt, wo ihre Scheinheiligkeit vermutlich wieder grüne PR-Sülze predigen wird. Wie Frau Leidig bei der „Gaia“-Eröffnung offensiv grüne Landesregierungs-PR von Fotovoltaik bis Bekämpfung von Kinderarmut präsentierte. Die Kunstinstallation der blauen Weltkugel des Künstlers Luke Jerram – eine Idee von Pfarrerin Claudia Rauch – lockte bereits zwei Wochen nach Start über 30.000 Besucher in die Kirche. „Gaia“ ermöglicht einen distanziert-faszinierenden Blick auf den Planeten, für den die Menschheit in Verantwortung ist.

Ein Tipp für alle grünen Baumfällerinnen: Die Workshops „Bäume – einheimische Arten kennenlernen“ im Naturkundemuseum (Mi, 16.+23.10., 15 Uhr). Die sind zwar für Kinder, aber wer kein blaues Wunder erleben möchte sollte sich kundig machen. Was noch fehlt: Der Umbau des Schandflecks Durlacher Tor und des Bernhardusplatzes verzögert sich erneut um Monate bzw. Jahre: Das Gartenbauamt in der Zuständigkeit von – Frau Lisbach – stellte fest, dass die Kosten der Bepflanzung um 20 Prozent zu hoch ausgefallen sind. Horch, horch! Die Arbeiten werden daher neu ausgeschrieben, mit den Ergebnissen ist erst Ende 2024 zu rechnen. Preisfrage: Warum wurde nicht früher gegengesteuert, um die vglw. kleine Summe, die nun einen hohen Flurschaden bei Anwohnern und Gewerbetreibenden bewirkt, auszugleichen?

Was noch fehlt in der Ausgabe und letzte Meldungen: Es gibt eine neue Outdoorfläche bei der Messe, für auch größere Events. Mein Schwesterherz Sasha Waltz wird am Sa, 12.10. mit dem „Deutschen Tanzpreis“ 2024 ausgezeichnet. Die Kunsthalle Baden-Baden soll nach dem Willen des Kunstministeriums ab 2025 zur „Interimsspielstätte“ für das Badische Landesmuseum werden, weil in KA nichts zu finden sei.

Wenn man sich aber als Kulturjournalist so richtig grün und blau ärgern will, muss man auf eine andere Grüne schauen, die ewige „Ton Steine Scherben“-Managerin: Roth hat – trotz Erhöhung ihres Budgets – die Freie Kulturszene drastisch eingekürzt. Statt 32 Mio. sollen die Kulturfonds „Übersetzung“, „Musik“, „Darstellende Kunst“, der „Literaturfonds“ und auch der superwichtige Fonds „Soziokultur“ nur noch 18 Mio. Förderung erhalten. Fast eine Halbierung. Der zweite kulturelle Offenbarungseid der Grünen nach der Schließung der Goethe-Institute in Frankreich durch Baerbock.

Ein tollen Start in den Herbst wünschen Roger Waltz & das INKA-Team

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