9. Karlsruher Stummfilmtage

Kino & Film // Artikel vom 02.03.2011

Karlsruhes Cineasten steht ein expressionistischer März-Beginn ins Haus.

Schon am 5.3. findet im Studentenhaus die „Lange Georg-Kaiser-Nacht“ statt, deren Höhepunkt der um 22.30 Uhr zu sehende Film „Von morgens bis mitternachts“ (D 1920) ist. Der radikal inszenierte Film zeigt den Ausbruchsversuch eines Bankkassierers aus seiner bürgerlichen Existenz.

Mit „Einbruch des Fantastischen“ folgen dann die 9. Karlsruher Stummfilmtage von 10.-13.3. einem Motto, das eine moderne Gesellschaft, die alles zu kennen und zu beherrschen glaubt, mit nicht mehr bewussten Unmöglichkeiten konfrontieren könnte – wenn sie sich denn auf diese einlässt.

Die Veranstaltungsmacher von Déjà Vu–Film und der Kinemathek Karlsruhe starten das Festival am 10.3. um 19 Uhr im Studentenhaus am Adenauerring mit dem Eröffnungsfilm „Der Student aus Prag“ (S. Rye/H.H. Ewers, D 1913, Musik von KraussFrink Percussion), in dem die Titelfigur den selbstverschuldeten Verlust des eigenen Schattens hinnehmen muss.

Auch „Schatten“ (A. Robison, D 1923, Musik: Helga Betsarkis & Ensemble), der im Medientheater des ZKM am 11.3., 17 Uhr gezeigt wird, greift in Erotik und Psychoanalyse auf dieses Phänomen zurück. Wiederum im ZKM läuft um 19.30 Uhr der Klassiker „Der Untergang des Hauses Usher“ (J. Epstein, F 1928, Musik: Karlsruher Improvisationsensemble), dessen Natur- und Wasseraufnahmen legendär sind und noch immer Beklemmung hervorrufen.

Den zweiten Tag beschließt um 22 Uhr im Studentenhaus die vom Ensemble Amorph musikalisch begleitete Doppelvorführung von „Dr. Jekyll & Mr. Hyde“ (J.S. Robertson, USA 1920) und „Dr. Pyckle & Mr. Pride (S. Pembroke/J. Rock, USA 1925). Die Hauptrolle in der 21-minütigen Parodie spielt übrigens Stanley Laurel. „Der Mantel“ (G. Kosinzew/L. Trauberg, UdSSR 1926, Musik Wilfried Kaerts) sowie neue Stummfilme aus der Klasse Thomas Heises (Musik von der Hochschule für Musik) läuten im Medientheater um 17 Uhr den 12.3. ein. Grotesk übersteigert agiert hierbei der sowjetische Film, in dem ein Kleidungsstück beginnt, eine Art Eigenleben zu führen.

Ebenfalls im Medientheater und musikalisch jeweils von Frieder Egri untermalt geht es um 20 Uhr mit „The Thieving Hand“ (J.S. Blackton, USA 1908) und „Orlacs Hände“ (R. Wiene) weiter. Während Blacktons Werk mit seinen frühen Trickeffekten überrascht, ist „Orlacs Hände“ ein bis zum Ende spannender Science-Fiction- und Horrorfilm. Murnaus „Nosferatu“ von 1921 (Musik vom Ensemble Aljoscha Zimmermann, Studentenhaus, 20 Uhr) beschließt dann den Tag.

Am 13.3. wird das Finale um 14 Uhr vom „Programm für Menschen ab zehn“ eingeleitet. Die Kurzfilme (u.a. Alice im Wunderland) im Medientheater werden vom Saitenwind und dem Schlagzeugensemble musikalisch untermalt. Ebenfalls im ZKM folgen anschließend um 14 Uhr (im Vortragsraum) „Muta Passione“ vom hierbei anwesenden Regisseur Pasqualino Suppa sowie um 17.30 Uhr „The Cat & The Canary“ (P. Leni, USA 1927), eine Horrorkomödie unter Begleitung von Andreas Benz.

Zum Abschlussfilm „Der müde Tod“ von Fritz Lang (D 1921, Musik Günter Buchwald, 20 Uhr) kehrt das Festival wieder in das Studentenhaus zurück. Lang inszeniert in diesem Film eine Abendgesellschaft, zu der der personifizierte Tod hinzutritt. Ein unheimlicher Abschluss eines hoffentlich nur wenig heimlichen Festivals! -madr

Sa, 5.3., 20 Uhr, Studentenhaus, sowie Do-So, 10.-14.3., Studentenhaus und ZKM, Karlsruhe
karlsruher-stummfilmtage.de

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