Das Venedig Prinzip

Kino & Film // Artikel vom 04.12.2012

Die Romantik ist in der Lagunenstadt nur noch Fassade.

Wenn am Abend die 60.000 Touristen aus aller Welt abgezogen sind, wird Venedig zur Geisterstadt. Denn das urbane Eigenleben existiert kaum noch. Lediglich 58.000 Einwohner trotzen dem Besucherstrom - so wenige wie nach der großen Pest von 1438. Der Dokumentarfilm von Andreas Pichler zeigt, was vom venezianischen Leben übrig geblieben ist: eine Subkultur touristischer Dienstleister.

Und er lässt die letzten Venezianer erzählen: den alten Gondoliere Giorgio, Tudi Sammartini, die erst weit nach Mitternacht einen Fuß auf den Markusplatz setzt und Lastenfahrer Flavio, der auf seinem Boot immerfort die Möbel und Umzugskartons derer transportiert, die sich ihre Stadt nicht mehr leisten können und aufs Festland ziehen. Wegen Menschen wie Signor Codato, der leergeräumte Wohnungen und alte Palazzi verkauft.

Pichlers Doku ist Requiem wie Liebeserklärung; und nicht zuletzt auch eine Mahnung an Städte von Berlin bis Heidelberg, in denen zusehends Immobilienspekulanten und Infrastrukturen im Dienste des Massentourismus die Oberhand gewinnen. -pat

Sa/So/Mi, 8./9./12.12., 19 Uhr; Di, 11.12., 21.15 Uhr, Studio 3, Kinemathek Karlsruhe
www.venedigprinzip.de

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