Mein Freund aus Faro

Kino & Film // Artikel vom 20.11.2008

Miguel ist ein ziemlich hübscher Junge, ausgesprochen jung aussehend und nach eigener Aussage doch schon 22.

Er arbeitet in einem Cateringbetrieb am Flughafen, das ist zwar öde, reicht aber trotzdem zu lockerem Umgang mit Geld und einem Gebraucht-BMW. Miguel muss aber auch keine Miete bezahlen, denn er wohnt bei seinem etwas schrulligen Vater und seinem Bruder in einer Späthippie-WG. Beim Car-Cruising durch das Münsterland liest Miguel eines Abends die minderjährige Jenny auf, die nicht nur reichlich Küstennebel oder Ähnliches konsumiert, sondern den Volljährigen auch dazu nutzt, Zugang zur örtlichen Disco zu erlangen – obwohl das auch mit Bernd ginge, dem „Freund“.

Aber Miguel ist halt irgendwie anders, er ist nicht gleich scharf auf Sex, sondern schaut mit Jenny lieber den Sputniks nach und ist auch sonst ganz sanft und einfühlsam. Und Portugiese ist er auch noch. Zuhause bei Miguel ist das jedoch ganz anders. Da ist Miguel nämlich auch irgendwie anders, Vater und Bruder hoffen aber dennoch, dass Miguel eines Tages eine Bekanntschaft mitbringt. Das geschieht dann zu einer Grillparty, und die Bekanntschaft ist nicht nur Portugiese, sondern heißt auch Miguel. Miguel 1 ist nämlich realiter Melanie und stünde erkennbar auf Beziehungen zu Frauen, wenn es denn schon ginge.

Miguel 2 heißt eigentlich Nuno und ist ein regelrechter Scheinliebhaber, der auch die entsprechenden Noten gerne nimmt, die zum Zwecke der Vorspiegelung einer Beziehung überreicht werden. Das wäre für Miguel 1 ja eventuell noch steuerbar, als sie/er aber in den Dünen Jenny auf eine Art und Weise näherkommt, die sie bisher noch nicht gekannt hatte und nunmehr herauskommt, dass sie nicht nur 14 ist, sondern Miguel 2 daraufhin den Ruf des Kinderschänders bekommt, spätestens dann werden auch die Verhältnisse für eine 22-jährige unüberschaubar.

„Mein Freund aus Faro“ ist wie so viele auch einer dieser TV-Filme mit Kinoambitionen, in diesem Fall sind sie aber berechtigt, denn die Story ist originell, ungewöhnlich und sehr tiefschichtig, die Darstellung heutiger Adoleszenz genau (ohne gleich dramatisch zu werden), die jugendlichen Darsteller agieren ausgesprochen gut. Allein der Umstand, warum eine vom Äußeren als Wildfang zu bezeichnende Melanie sich in ein zöpfeflechtendes Bauchfrei-Girlie verliebt, ist ein wenig befremdlich. Aber Gegensätze könnten ja zueinander passen. -A.O.F.

Mein Freund aus Faro, BRD 2008, Buch/Regie: Nana Neul, mit Anjorka Strechel, Lucie Hollmann, Manuel Cortez, Florian Panzner, Tilo Prückner; So, 23.11., 13 Uhr,  Schauburg
www.schauburg.de
www.meinfreundausfaro.de

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