10 Tage – 10 Räume
Kunst & Ausstellungen // Artikel vom 27.06.2019
Im Rahmen der bisherigen Ausgaben des UND-Festivals für Kunstinitiativen aus Karlsruhe und Gäste konnte nur eine Auswahl der Arbeiten der in Karlsruhe ansässigen Projekträume und Initiativen vorstellig werden.
Das von der UND-Plattform präsentierte Festival „10 Tage – 10 Räume“ soll dieses für Karlsruhe und auch global einzigartige Phänomen der Dichte freier nicht-kommerzieller künstlerischer Arbeit sowie die Modelle der Vernetzung und Kooperation in seiner gesamten Vielfalt zeigen und erlebbar machen. An zehn Tagen öffnen ab dem 27.6. viele langjährige sowie neue Projekträume und Independent-Spaces ihre Türen. Die Veranstaltung eines dezentralen Festivals im Jubiläumsjahr der UND-Plattform ist weniger aus der Not geboren, geeignete Räume für eine zentrale Ausstellung dieses Ausmaßes zu finden; viel mehr orientiert sie sich an dem Phänomen der bundesweit einzigartigen Fülle und Dichte von Independent-Spaces, Produzentengalerien und Artist-Run-Spaces in Karlsruhe – proportional zu ihrer Einwohnerzahl. Diese sich kontinuierlich und nachhaltig entfaltende, stetig wachsende freie Kunstszene prägt ganz wesentlich das Bild von Karlsruhe als Stadt der Kunst. Die interdisziplinären Kunstwelten, die sich an den „10 Tagen“ dem Publikum präsentieren, bestechen nicht allein durch Innovation und Vorausschau; sie sind fassbare Beispiele einer humanistischen Vision der gerechten, friedlichen, generationsübergreifenden Solidarität und Zusammenarbeit, die real existieren und erlebt werden können. Die spannenden Erfahrungsräume vermitteln brisante, hochaktuelle Positionen in der zeitgenössischen Kunst und laden zum Dialog mit dem Publikum ein. Die Auftaktveranstaltung des Festivals auf dem Windmühlenberg der Stadtwerke soll das durchgängige, nachhaltige Engagement der Künstler in Sachen Umwelt-und Naturschutz versinnbildlichen und darüber hinaus die kreativen Energieressourcen für ein gutes, menschliches Stadtklima, die die Arbeit der Independent-Kunsträume darstellt, in den Vordergrund rücken. Eine „Artists For Future“-Position der Forderung nach Einhaltung der Ziele des Pariser Klimaschutzabkommens wird als Auftakt der „10 Tage – 10 Räume“ symbolisch und solidarisch eingenommen. Gleichzeitig bietet der Ort eine konkrete Aussicht auf die Stadt, deren kulturelle Landschaft – vor allem die der Independent-Spaces – auch als großer Generator von zukunftsweisenden Energien, der an den folgenden zehn Tagen zu erkunden ist. Die Abschlussveranstaltung auf dem Turmberg bietet nach dem Erlebnis der zehn Tage Festival die Gelegenheit eines Rückblicks auf die Erfahrungen und sinnbildhaft eine Perspektive auf die Zukunft der Spaces und ihre Funktion im Stadtbild
Ondine Dietz, UND-Plattform
Das Kunstfestival „10 Tage – 10 Räume“, vom Windmühlenberg – offiziell-dem „Energie-Berg“ – durch ungeahnte Stadtlandschaften zum Turmberg wandeln, einen Stadtteil nach dem anderen, mit je einem Kunstfestival, von Nachbarn für Nachbarn, für Miteinander, geschenkt, das ist Land-Art (Kunstrichtung, bei der Aktionen im Freien im Mittelpunkt stehen, durch die die Landschaft künstlich verändert wird) und dem liegt ein architektonisches, ein städtebauliches Gerüst zugrunde, das der Stadtteilbelebung und Identifikation dienen soll, wie Ausstellungsarchitektur, für Künstler und Nachbarn. Die Projekträume beziehen das kreative Potenzial ihrer Umgebung ein und sind fußläufig in zehn Minuten erreichbar.
Hannes Jung, Künstlerischer Leiter „10 Tage – 10 Räume“
TAG 1 | Donnerstag, 27.6., 17-19 Uhr
Energie-Berg-Sonnenpavillon (Wikingerstr. 36, KA-West)
„Synergie der Kunst“ (griechisch „die Zusammenarbeit“)
17 Uhr Empfang und Begleitung zum Sonnenpavillon mit Vortrag
17.30 Uhr Begrüßung und Eröffnung des Kunstfestivals „10 Tage – 10 Räume“
18 Uhr Filmvorführung „Rindertotenlieder“, elf Minuten zur Ausstellung Weltentheater, 2007 „Der letzte Tanz“, Schlachthof, Georg Schalla, Jung+
18.30 Uhr Bläserquintett mit Musikern der Raum-Musik für Saxophone und des Forums Freier Musik Karlsruhe, Zugang von 17 bis 17.30 Uhr, da das Gelände umzäunt ist. Rauchverbot, Explosionsgefahr, nur für teilnehmende Initiativen und Gäste. www.energieberg.de
TAG 2 | Freitag, 28.6., ab 16 Uhr
A-Haus (Hardtstr. 37 a, Bau 4, Rückseite)
Im A-Haus wird eine Dokumentation der bisherigen „4 Säulen im Westen“-Ausstellungen präsentiert, die seit 2009 stattfanden. Gleichzeitig wird die sechste Ausstellung mit den Künstlern Jost Schneider und Bert Kirner auf und an den Säulen eröffnet. Im Rahmen der Eröffnung spielen „Jost Schneider und Freunde“ eigene Stücke und Improvisationen. Beginn der Eröffnung: 28.6., 16 Uhr, Konzert um ca. 18 Uhr
Projektraum Why Yes (Rheinstr. 101)
Why Yes ist ein Projektraum von Johanna Broziat und Maria Tackmann. Seit 2015 sind in unregelmäßigen Abständen Künstler eingeladen, mit und in den Räumen eine Ausstellung zu erarbeiten. Am Fr, 28.6. ab 17 Uhr kann man den Büchertisch von Markus Grob und die Bar von David Heitz besuchen. www.johannabroziat.org
TAG 3 | Samstag, 29.6., Vernissage: 18 Uhr
Projektraum Y-Acht (Yorckstr. 8, KA-Weststadt)
Ein vielfältiges Programm bietet Hannes Jung, der künstlerische Leiter von „10 Tage - 10 Räume“ in seinem Projektraum für zeitgenössische Kunst. Jung selbst „malt bildhauernd“; gezeigt werden analoge Arbeiten wie Malerei, Bildhauerei, Fotografie und Architektur des vielseitig aktiven Künstlers, der auch zu den Gründern der Improgruppe Raum-Musik für Saxophone zählt. Mit dabei sind Jean Dejasmin, Jürgen Endler, Jost Schneider und Jürgen Zimmermann. Neben der Stummfilmvertonung „Neighbours“ (Kanada), die 1952 den Kurzfilm-„Oscar“ erhielt, durch Jung+ gibt’s Wein und Brezeln. www.projektraum-y-acht.de
TAG 4 | Sonntag, 30.6.,14–22 Uhr
Projektraum Rochade: Lea Gocht (14-18 Uhr)
Der Projektraum Rochade des Künstlers Wolfgang Rempfer im Südwesten öffnet die aktuelle Ausstellung von Lea Gocht „Pur ist Saft fast Sirup“ am 30.6. zwischen 14 und 18 Uhr nochmals. Sie zeigt in Szene gesetzte Skulpturen aus unterschiedlichsten Materialien, gemixt mit Fotografie und Malerei. www.wolfgangrempfer.de
V8 Plattform für Neue Kunst (15-19 Uhr)
Seit ihrer Gründung 2005 und mit bisher über 110 realisierten Ausstellungen und Projekten ist die V8 Plattform für Neue Kunst ein fester und wichtiger Bestandteil der Karlsruher Kunst- und Kulturszene. Die V8 beteiligt sich mit einem Tag der offenen Tür. Gezeigt werden Arbeiten von Miriam Schmitz und Johannes Bierlein, Eröffnung ist am Fr, 28.6., 19 Uhr, bis 2.7., Sa-Di 15-19 Uhr, Viktoriastr. 8, www.viktoria8.de
Poly Galerie: „Polymaths und Polymorph“ (ab 19 Uhr)
Die Poly Produzentengalerie ist quasi die Mutter der UND-Plattform-Kunstinitiative, und einige der hier teilnehmenden Mitglieder haben aktiv die vergangenen UND-Schauen konzipiert und durchgeführt. Mit dabei sind Susanne Balweg (Fotografie), Joachim Hirling (Malerei/Objekte, Pseydologe), Jean-Michel Dejasmin (Objekte/Malerei, Pseydologe), Andrea Interschick (Malerei/Objekte), Cosima Klischat (Objekte/Malerei), Renate Schweizer (musikal. Performance/Installation), Andreas Wenz (musikal. Performance-Fotografie), Bettina Yaghoubi-Amann (Eat-Art-Performace/Fotografie: 10 Tage, 10 Torten, 10 Räume, Pseydologin), Mahmoud Yagoubi (technische Installation/Zeichnung/Fotografie), Melanie Temme (Malerei/Objekte) und Jürgen Reuter. Er zeigt seine Objekt-Installation „Paint It Yourself“, einen Automaten als interaktiven digitalen Bilderrahmen, der z.B. mit berühmten Gemälden korrespondieren kann. Zur Eröffnung performen auch die Pseydologen, eine Künstlerband voll purem Improgeist. www.poly-galerie.org
TAG 5 | Montag, 1.7., ab 16.30 Uhr
Bar Rosa (Werderplatz 33)
Vernissage 17 Uhr, Baustellenausstellung, Malerei, Musik, mit Sarah Kirsch (www.sarahkirsch.de), Hannes Jung, Silke Stock und Tinka Stock.
Projektraum Schützenstr. 37
Adrian Peters, Material Flight, Zeichnung, Installation, 17-20 Uhr, www.adrian-peters.net
Showroom Schmitt
Luisenstr. 44, 3. OG, Vernissage 1.7. ab 17 Uhr mit den Künstlern Jan Konieczny und Senna Geramanis, geöffnet nach tel. Anfrage über den Zeitraum der gesamten zehn Tage (0157/32 50 47 19), www.auf-der-suche-nach-colorado.de/showroom.html
Projektraum Mold (Augartenstr. 6, 16.30 Uhr)
Der Projektraum Mold (Alexander Blum, Nina Laaf, Aleschija Seibt, Sebastian Wiemer, Verena Wippenbeck) in der Südstadt wird meist als Atelier und teils auch als Galerie genutzt. Die Künstler Clarissa Schnitzer und Robert Utech aus Freiburg zeigen als Videoinstallation den Film „C‘era una volta“. Eröffnung: So, 30.6., 12 Uhr, geöffnet auch Montag 1.7. ab 16.30 Uhr, www.facebook.com/mold.projektraum.1, www.clarissaschnitzer.com
Rotten Bar (Augartenstr. 32, Hinterhof)
Die Rotten Bar des Künstlers Benno Blome, einem Aktivposten der Karlsruher Künstlerszene, der zuletzt in der Städtischen Galerie ausstellte und derzeit auch eine Installation im Kohi zeigt, ist eine klassische „Künstler für Künstler“-Plattform. therottenbar.blogspot.de
TAG 6 | Dienstag, 2.7., 18-22 Uhr
Die Neue Fledermaus (Am Künstlerhaus 20)
18 Uhr Opening Ausstellung Matthias Schleifer: „Normale Kunst!“-Fotografien, 19 Uhr Performance Robert Freitag: „Fotoperformance“, 21 Uhr Gig mit den Eingeschnappten
Was für manche wie Ramsch erscheint, sind für den Fotografen Matthias Schleifer Kleinode, die in den für ihn richtigen Kontext gestellt ihre ganze Kraft und Ausdruck lebendig werden lassen. Dazu zeigt Robert Freitag eine neue seiner intensiven Performances, in der Sofortbildkameras eine tragende Rolle spielen. Freejazz und Krautrock in einer neuen Verbindung von schönen Melodien, Trash, Lärm und Stille präsentieren im Anschluss Die Eingeschnappten. www.facebook.com/Die-neue-Fledermaus-185339665150613
TAG 7 | Mittwoch, 3.7., ab 18 Uhr
Schrifthof – Werkstatt für experimentelle Kalligraphie (Gerwigstr. 34, KA-Oststadt, 17-20 Uhr)
Der Schrifthof ist ein Ort und Raum für freies Arbeiten, für Workshops und Kurse. Experimentieren mit Handschrift, Lettering und Kalligrafie, Buchgestaltung und Typo. Hier finden auch kleine Konzerte, Lesungen und Ausstellungen eigener Werke oder regionaler Künstler statt. Heute kann man von 17 bis 20 Uhr unter dem Motto „Hand – Auge – Ohr“ sehen, schauen, experimentieren und selbst gestalten. Leonhard & Leonhard spielen dazu „Musik aus dem Stedl“.
Groesser Null (Gerwigstr. 20, 18 Uhr)
In der Plattform für neue Kunst Groesser Null, eigentlich ein sonst reines Künstleratelier, wird mit Vernissage um 18 Uhr die Ausstellung „Ein Tag drei Köpfe“ gezeigt. Ab 21 Uhr Afterparty in der Phono Bar, Karl-Wilhelm-Str. 6, www.groessernull.de
TAG 8 | Donnerstag, 4.7., 19-22 Uhr
Circus 3000 (Alter Schlachthof 13 a, Atelierhaus)
Ulrike Tillmann, Simone van gen Hassend, Herbie Erb, Marcel Vangermain, Ondine Dietz
Preview „Black Holes“ - neue Veranstaltungsreihe mit Ausstellung. Am 4.7., 19 Uhr: Happening „Armselig der Schüler der seinen Meister nicht übertrifft“, 21 Uhr: „2062 - Letzte Ruhe im Weltraum“-Performance mit anschließender Podiumsdiskussion. „Black Holes“: Die Visionen von den „Schwarzen Löchern“ der Transzendierung der geozentrischen Immanenz werden bei den Themenabenden mit Lesungen, Performances, Video-Arbeiten und Installationen für verschiedene Polaritäten aufgezeigt: z.B. Ewigkeit/Sterblichkeit, Gender/Transgender, Transhumanität, Geozentrik. Das Künstlerkollektiv Circus 3000 verbindet Bildende Kunst, Literatur und Musik in gemeinsamen Projekten. Seit 2014 veranstaltet die Gruppe in ihrem Atelierhaus interdisziplinäre Kunstsalons, Ausstellungen, Performances, Literatur- und Musikveranstaltungen - erweitert mit Installationen, Videokunst, Fotografie und Malerei. www.circus3000.com
TAG 9 | Freitag, 5.7., 17-21.30 Uhr
Zettzwo Produzentengalerie (Zunftstr. 2, KA-Durlach)
Parallel zum Fassanstich des „Altstadtfests“ findet in der Zettzwo-Galerie um 17 Uhr der etwas andere „Kunstanstich“ statt, um 17.30 Uhr liest Kunsthistorikerin Simone Dietz zum Thema der aktuellen Ausstellung Texte unter dem Titel „Die Demontage der Lauterkeit“. Im Anschluss findet die deutschlandweit einzigartige „Kunst gegen Bier“-Tauschaktion statt. Ende um 21.30 Uhr. Die Aktion lebt im Sinne von „Das Volk braucht Kunst und die Künstler brauchen Bier“. Zudem gibt es Sekt und Büfett. Mit dabei sind Alexander Koch, Karin Münch, Katja Wittemann, Pavel Miguel, Susanne Berding Thomas Leder, Vera Holzwarth und Wolfgang Kopf. www.zettzwo-galerie.de
TAG 10 | Samstag, 6.7., 18-22 Uhr
Turmbergterrasse: Abschlussveranstaltung
Konzerte, Film und Gespräch: 18.30-19 Uhr freie Musikimprovisation, 19.30-20.30 Uhr Podiumsdiskussion „Visionen Vorhaben“ mit Repräsentanten der Independent-Spaces und des Kulturamtes der Stadt Karlsruhe. Moderation: Ondine Dietz und Hannes Jung. 20.30-21 Uhr freie Musikimprovisation, 21.45 Uhr Stummfilmvertonung „Neighbours“, 22 Uhr Abflug. Die Abschlussveranstaltung auf dem Turmberg bietet nach dem Erlebnis des „10 Tage“-Festivals die Gelegenheit eines Rückblicks und einen Ausblick auf die Zukunft der Independent-Spaces und ihre Funktion im Stadtbild. www.karlsruhe.de/b4/stadtteile/osten/durlach/anmietungen/turmbergterrasse.de
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