Archäologie in Baden – Expothek

Kunst & Ausstellungen // Artikel vom 13.07.2019

Etwas völlig Neues entsteht zurzeit im Landesmuseum.

Im Vorfeld einer Generalsanierung des Schlosses hat es eine neue Gesamtkonzeption für seine künftigen Sammlungsausstellungen entwickelt. „Museumsbesucher zu Nutzern machen“ wollen die Kuratoren und ihnen direkten Zugang zu den Beständen geben. Die Neueinrichtung der Ausstellung über die Ur- und Frühgeschichte gilt dabei als Testlauf für diese neue Konzeption, für die Ministerpräsident Winfried Kretschmann die Schirmherrschaft übernommen hat. „Archäologie in Baden – Expothek“ heißt sie und eröffnet am Sa, 13.7. im Rahmen des alljährlichen großen „Museumsfests“.

Die neue Abteilung „Archäologie in Baden“ führt die Besucher zu den Anfängen der Geschichte im badischen Raum. Präsentiert werden herausragende und einzigartige Stücke, wie ein bei Karlsruhe gefundener, in Bronzedraht gefasster Eberzahn (1200–1100 v.u.Z.) oder ein bei Altlußheim ausgegrabenes, vermutlich in Südrussland hergestelltes kostbares Schwert (1. Hälfte 5. Jhdt.). Vom Neandertaler und Faustkeil und Steinbeilen geht es über die Bronze- bis zur isenzeit. Hier ist u.a. der Heidelberger Kopf zu sehen, das Oberteil einer keltischen Grabstele aus dem 5. Jahrhundert v.u.Z. Die Ausstellung endet bei den Merowingern und Karl dem Großen.

Neuheit: Zum ersten Mal ist in einem großen kulturgeschichtlichen Museum ein Großteil der Objekte hautnah und ohne trennendes Vitrinenglas zu sehen. Rund die Hälfte der ca. 1.500 gezeigten Ausstellungsstücke werden auf Wunsch der Besucher vorgelegt, manche nicht ganz so kostbare kann man sogar selbst anfassen. Geschulte Museumsmitarbeiter – neudeutsch: „Explainer“ – erklären die Stücke und auch den recht einfachen Umgang mit den digitalen Tools der Ausstellung. Denn das ist das zweite Neue: Ausgerüstet mit Smartphones können die Nutzer die neue Expothek eigenständig erkunden und an interaktiven Medientischen Lieblingsobjekte auswählen, Quizfragen und Puzzles lösen sowie als Jäger und Sammler virtuelle Tiere verfolgen, die durch Augmented Reality sichtbar werden. Ein Roboterarm scannt live und in 3D-Originalobjekte. Die digitale Entdeckungsreise endet im Expo Lab: Mit VR-Brillen entstehen um reale Objekte herum allmählich Lebenswelten. Drei Alltagsszenen werden lebendig.

Eine schöne Ergänzung zur jetzt schon bestehenden virtuellen Reise in die Barockzeit des Schlosses. Die Sammlungsausstellung ist so Labor, digitales Spielfeld und Objektpräsentation zugleich. Über die Authentizität der Originale, aber auch über die digitalen Formate werden neue Zugänge geschaffen. In besonderen Veranstaltungen erklärt das BLM den Umgang mit dem neuen Ausstellungskonzept mittwochs und sonntags, z.B. am 17., 21., 24. und 28.7., je von 14.30 bis 15 Uhr. -gepa

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