Bernd Barde (4.10.1952 – 14.1.2021)

Kunst & Ausstellungen // Artikel vom 31.01.2021

Ich bin immer noch geschockt von Bernd Bardes plötzlichem Herztod am Donnerstag vergangener Woche.

Bernd hatte einen Lymphdrüsenkrebs überwunden, und – okay – er war Herzpatient. Aber dass dieses große Herz einfach so zu schlagen aufhörte, mag man nicht fassen und glauben. Weder seine langjährige Lebensgefährtin, die Pfälzer Künstlerin Natascha Brändli, noch seine Familie, an die mein großes Beileid geht.

Ein Nachruf von Roger Waltz

Er hatte Stil und Geschmack, und er liebte Kunst und Design: Bernd Barde war von INKA-Beginn 2004 an „unser Mann“ bei Nino Druck, er beriet uns in Sachen Format, einem A5-Überformat, half wo er konnte, und gab dem damals in Sachen Druck eher ahnungslosen Kulturtexter väterliche, künstlerische, redaktionelle und natürlich auch technische Tipps. Großzügig und umfassend, fast als sei er selbst der Verleger und INKA sein Baby. Was es ja auch war. Bernd glaubte an mich und meine Idee, in INKA Kunst und Ausstellungen zum steten redaktionellen Hauptthema zu machen. Unausgesprochen konsequent vermittelte er all die langen Jahre den Eindruck, das Projekt und dessen Wohlergehen sei sein eigenes. Seine ruhige, warmherzige empathische Art – er konnte durchaus auch anders, wenn etwas schieflief oder seinen Qualitätsansprüchen in puncto Druck nicht genügte – spiegelte sich in seiner sonoren, eindringlichen Stimme und Art. Meist sprach er leise. Auch wenn wir uns eher privat zum Essen trafen.

Unser großes verbindendes Thema war die Kunst, die bei INKA wegen des Fehlens von Geisteswissenschaften, aber gleich zwei Kunsthochschulen in Karlsruhe, dauerhaft den redaktionellen Schwerpunkt bilden sollte. Was bis heute – bundesweit einzigartig – so ist. Letztlich „überredete“ er mich, ihm den Druckauftrag für INKA zu geben, sanft durch ein Geschenk: Er wollte uns, solange er bei Nino das Sagen hatte, kostenlos eine Sonderfarbe für unserer in der Regel künstlerisch gestaltetes Cover des Stadtmagazins zur Verfügung stellen.

Als langjähriger Geschäftsführer des renommierten Stuttgarter Kunstbuch-Verlages Hatje Cantz, den er erst zu dem machen sollte, der er war, der Nummer eins am Kunstbuchmarkt, war er in vielen großen, aber auch feinen kleinen Museen und Ausstellungshäusern zu Hause, und befreundet mit KünstlerInnen wie Marina Abramovic, Rebecca Horn und Franz Erhard Walther. Dass Nino, eine kleine Druckerei in Neustadt, Häuser wie das Museum Frieder Burda, das ZKM oder das Museum of Modern Art in New York, aber auch zahllose andere wichtige Kunst-Player mit Büchern und Ausstellungskatalogen versorgte, war nahezu ausschließlich sein Verdienst. Daneben beriet er junge wie arrivierte Künstler bei ihren Publikationen, was der oft idealistische Netzwerker mit der Entwicklung der „Edition Cantz“ schon ab 1990 begann. Ihren weltweiten Durchbruch hatte die „Edition Cantz“ 1992 mit der „Documenta IX.“

2003 verließ er den da längst renommierten Stuttgarter Verlag nach seiner schweren Erkrankung und ging in seine Heimat zurück, um es „etwas ruhiger“ angehen zu lassen. Was den unermüdlichen Kunstnetzwerker und -Förderer natürlich nicht davon abhielt, bei Nino Druck sofort wieder Vollgas zu geben. Nach seinem Ausscheiden bei Nino reaktivierte er 2017 sogar die „Edition Cantz“ innerhalb der Esslinger Wurzel-Gruppe mit einem Porträtband von Roman Novitzky, Erster Solist und Choreograf des Stuttgarter Balletts. Von „seinen“ weiteren Projekten wollte er mir bei unserem nächsten Treffen erzählen. Ich traf ihn zum letzten Mal mit Natascha Brändli bei der Eröffnung des stilvollen Ladens von Monika Assem, Moswelt, in der Südlichen Waldstraße im Herbst 2020, wo Brändli Teile der Schaufenstergestaltung übernommen hatte. Es war – nach längerer Pause – wie immer und jetzt für ewig: herzlich, vertraut. Ruhe in Frieden, Bernd.

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