Durch Adlers Augen – Eindrücke aus der Kunstlandschaft (Februar 2023)

Kunst & Ausstellungen // Artikel vom 01.02.2023

Eine Kolumne von Sabine Adler. Die freiberufliche Kunsthistorikerin arbeitet beim BBK und ist als Moderatorin und Kunstakteurin im Südwesten und in ihrer Heimat, der Pfalz, aktiv.

Roboter in der Kunst sind prinzipiell nichts Neues: Längst haben Maschinen Einzug gehalten in einen Bereich, der als Domäne der menschlichen Kreativität galt. Durch Künstliche Intelligenz werden auf Basis von gut gefüllten Datenbanken Bildwelten erschaffen – als bestes Beispiel könnte hier die App „Lensa“ genannt werden, die aus Selfies kreative Meisterwerke entstehen lassen soll. Auch ich folge mehreren Personen, die bereits den Filter genutzt und das daraus resultierende Endergebnis in ihrer Timeline hochgeladen haben. In der Ausstellung „Transformers. Meisterwerke der Sammlung Frieder Burda im Dialog mit künstlichen Wesen“ wird die Beziehung von BesucherInnen des Museums, verschiedenen Menschmaschinen und Künstlicher Intelligenz genauer beleuchtet. Ich bin neugierig – auf nach Baden-Baden! Jede der drei Ebenen der Ausstellung wird durch eine Installation ergänzt, die künstliche Wesen zur Schau stellt. Der Opener im Erdgeschoss stimmte mich jedoch eher skeptisch: Drei Androiden wurden hier platziert, die als Chatbots mit dem Publikum interagieren sollen. Auf den ersten Blick sehen sie erschreckend menschenähnlich aus und die Bewegungen des Kopfes tragen ihr Übriges zum realistischen Erscheinungsbild bei. Dennoch leider ernüchternd, dass der erste Roboter ohne Strom war, der zweite ein Netzwerkproblem hatte und der dritte zwar Antworten gab, die allerdings redundant waren. Ein Fauxpas, der vielleicht noch mal deutlich macht, dass Künstliche Intelligenz und eben auch Roboter in der Kunst nun mal auf Technik basieren, die funktionieren muss. Viel erfrischender empfand ich die Begegnung mit einer Maus des Künstlers Ryan Gander eine Ebene weiter oben, die zwar nicht direkt mit den Besuchern interagiert, aber einen humorvollen kleinen Monolog vorträgt, der mein Herz hat höher schlagen lassen. Getoppt wurde das Ganze von einer Performance von Jordan Wolfson: Ein tanzender humanoider Roboter in einem kleinen White Cube, der seine Gäste mit den Worten „My mother is dead. My father is dead. I’m gay. I wanna be a poet. This is my house“ begrüßt, um dann eine Performance zur Musik von Lady Gaga hinzulegen, die mich fasziniert und begeistert. Verrückt, was alles möglich ist! Verrückt, wie unterhaltsam und interaktiv diese Maschinen sein können!

Auch ein Besuch der Ausstellung „Ole Scheeren: Space Of Life“ lag im Januar für mich nahe. Zum einen, da der in Karlsruhe gebürtige Scheeren zu den bekanntesten deutschen Architekten zählt und ich mit einigen seiner Gebäude bereits vertraut bin; zum anderen, weil mich tatsächlich auch eine persönliche Geschichte mit ihm verbindet: Während meiner Tätigkeit in der Kunstsammlung der Deka Bank durfte ich als frisch gebackene Absolventin den Stararchitekten im Aufzug zur Jurysitzung des „Internationalen Hochhaus Preises“ begleiten. Damals eine aufregende Sache für mich, an die ich mich beim Besuch der Ausstellung direkt erinnert habe. Auch hier baut man auf den Einsatz von Apps: Wer Snapchat nutzt, kann einige der skulpturalen Modelle im Lichthof auch um eine Augmented-Reality-Ansicht ergänzen. Nett, aber nicht zwingend notwendig. Am beeindruckendsten für mich ist die ansprechend gestaltete Timeline, die anhand von kleinen Modellen und dazugehörigen Informationen einen wunderbaren Überblick über das bisherige Lebenswerk Scheerens gibt. Ohne viel technischen Schnickschnack. Manchmal braucht es den nämlich auch gar nicht.

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