Durch Adlers Augen – Eindrücke aus der Kunstlandschaft (Oktober 2023)
Kunst & Ausstellungen // Artikel vom 01.10.2023
Elf Prozent Frauen
Eine Kolumne von Sabine Adler. Die freiberufliche Kunsthistorikerin arbeitet beim BBK und ist als Moderatorin und Kunstakteurin im Südwesten und in ihrer Heimat, der Pfalz, aktiv.
Müssen Frauen nackt sein, um ins Museum zu gelangen? Unter diesem provokanten Slogan machten in den 80er Jahren bereits die Guerilla Girls auf das Problem unterrepräsentierter Frauen in der Kunst aufmerksam. Doch wie sieht es aktuell aus mit der Repräsentation von Frauen in der Kunst? Führende Museen in den USA kauften im Jahr 2019 immer noch nur etwa elf Prozent Kunstwerke von Künstlerinnen an.
Die aktuelle Ausstellung „Der König ist tot, lang lebe die Königin“ im Museum Frieder Burda möchte wieder mehr Künstlerinnen präsentieren und nimmt damit Bezug auf eine Ausstellung, die bereits vor 80 Jahren stattgefunden hat: „Exhibition By 31 Women“ von Peggy Guggenheim, bei der es sich wahrscheinlich um die erste Werkschau in den USA handelte, die nur „Female Artists“ zeigte. Und so werden auch in Baden-Baden ausgewählte Werke von 31 Künstlerinnen verschiedener Generationen und kultureller Einflüsse präsentiert, die auch mit alten, weißen Superhelden umzugehen wissen. Deshalb wird Superman ausgebremst; fliegt in der Arbeit von Patricia Waller aus Wolle, Styropor und Draht direkt in eine Wand. Sein Unterkörper verbleibt auf dem Ausstellungsplakat. Die Themen der Ausstellung sind genauso vielschichtig wie die ausstellenden Personen: Malerei und Skulptur treffen auf Film und Soundinstallationen, dazu kommt viel Humor. Ich freue mich besonders darüber, die „Kitchen Pieces“ von Karin Sander einmal live zu sehen. Echtes Obst und echtes Gemüse hängen an einer Museumswand und verwandeln sich in unserer Wahrnehmung in abstrakten Objekten. Wer die Ausstellung noch sehen mag, muss sich beeilen. Im November ist bereits wieder ein Mann mit von der Partie – Nicolas Party.
Gleiches gilt für die Städtische Galerie in Karlsruhe. Hier wird noch bis in den Oktober hinein der Lichthof zur Bühne für Ulla von Brandenburg. Auf meinem Rundgang begegnen mir mehrere Videos, viel Tanz und Gesang, der einem schon im Eingangsbereich gleich auffällt. Dazwischen Theaterrequisiten und vor allem jede Menge großformatige Textilien. Doch nicht nur ein Besuch der Sonderausstellungen (im Erdgeschoss lädt Tenki Hiramatsu zur „Zigarettenpause“ ein) lohnen sich – mir gefällt auch die Neupräsentation der Sammlung, die unter dem Titel „Update!“ steht, wirklich gut. Auf den in zarten Pastelltönen gestrichenen Wänden entstehen spannende Gegenüberstellungen und vor allem neue Nachbarschaften. Sigmar Polke trifft auf Simone Demandt, Peter Dreher auf Mona Breede und im Schaudepot hängt Karl Hubbuch neben Katja Colling. Ein Raum ist hier übrigens auch alleinig den Frauen gewidmet. Denn für die Städtische Galerie gilt wohl das Gleiche wie für die großen New Yorker Museen: Lediglich elf Prozent aller Werke stammen von Frauen. Nun ergeben sich im Dialog der Werke wichtige Fragestellungen zur eigenen Identität als Künstlerin, der Auseinandersetzung mit Körperlichkeit oder dem Verhältnis von öffentlich und privat. Bravo!
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