„Ein Schaufenster für die junge Kunstproduktion“

Kunst & Ausstellungen // Artikel vom 02.08.2023

Stefanie Patruno über die Städtische Galerie Karlsruhe.

Über zwei Jahre sind mittlerweile seit dem Amtseintritt von Stefanie Patruno als Direktorin der Städtischen Galerie Karlsruhe vergangen. Mit ihr kamen neue Impulse und Ideen in die Karlsruher Kunstsammlung. Nach den mehreren Monaten andauernden Sanierungsarbeiten zeigt das Museum demnächst gleich drei Ausstellungen und erstrahlt dabei in neuem Glanz. Sabine Adler fragte Stefanie Patruno nach geplanten und umgesetzten Vorhaben, neuen Präsentationsvorhaben und der Zukunft der Museen.

INKA: Wie war der Zustand des Hauses bei der Übernahme?
Stefanie Patruno: Als ich in Karlsruhe ankam, hatte ich das Privileg, während der Corona-Zeit in ein noch geschlossenes Haus zu kommen. Dadurch hatte ich erst mal viel Zeit, um das Haus, die Architektur und das Team kennenzulernen. Außerdem warteten fünf Ausstellungen darauf, der Öffentlichkeit gezeigt zu werden. Somit konnte ich in Ruhe ankommen und meine eigenen Ideen, Wünsche und Visionen einordnen.

INKA: Wie sehen Ihre eigenen Vorstellungen in Hinblick auf die Präsentationsmöglichkeiten im Haus aus?
Patruno: Mir war klar, dass ich die Gegenwartskunst stärken möchte und ein Schaufenster schaffen wollte für die junge Kunstproduktion. Vor allem auch den Laborgedanken zu stärken, sodass sich junge KünstlerInnen aus der Stadt oder der Region auch einfach mal in unserem Haus ausprobieren können. Im Erdgeschoss haben wir mit dem „Forum“ einen Projektraum, in dem sich Künstler austoben können. Zeitgleich möchte ich aber auch gerne die Sammlung an Gegenwartskunst in die Zukunft führen und dbzgl. auch das Spektrum weiter öffnen. Vor allem auch im Hinblick auf historische Positionen spannende Dialoge herstellen und Brücken schlagen. Das war meine allererste Idee, die nun in der neuen Ausstellung „Update – Die Sammlung neu sichten“ zu sehen sein wird.

INKA: Welche Rolle nimmt die Städtische Galerie im Karlsruher Kunstgeschehen ein?
Patruno: Wir sind sicherlich eine der jüngsten Institutionen und auch eine der kleinsten. Aber wir haben unser eigenes Profil und tauschen uns intensiv mit den anderen Kunstinstitutionen aus – vor allem natürlich innerhalb des Hallenbaus, den wir nun verstärkt auch versuchen nach außen zu bringen. Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft sind hier eng miteinander verbunden und bilden zusammen einen äußerst attraktiven Kunststandort in der Südweststadt. Die Stärken der Städtischen Galerie liegen besonders auf der Kunst nach 1945 sowie der Gegenwartskunst und der Fotografiesammlung. Das sind unsere Steckenpferde, mit denen wir punkten können.

INKA: Ist die Städtische Galerie ebenfalls von den Kulturkürzungen betroffen?
Patruno: Als städtische Institution sind wir wie alle Ämter in der Stadt davon betroffen und das ist nicht einfach. Denn neben den Kürzungen, die ja in allen Bereichen der Stadt über mehrere Jahre hinweg stattgefunden haben, ist es durch die anhaltenden Preissteigerungen schwierig, gut hauszuhalten. Man muss schon schauen, wo man seine Akzente setzt, um die Kürzungen ausgleichen zu können, sodass am Ende nicht die Qualität der Arbeit darunter leidet. Für uns bedeutet das, dass es bspw. nur noch eine Publikation im Jahr gibt, anstelle von Katalogen zu jeder Ausstellung. Stattdessen gibt es aber Audioguides zu allen Ausstellungen. Wir legen nun vermehrt den Fokus darauf, unsere Inhalte auf dem digitalen Weg zu kommunizieren.

INKA: Wie gestaltet sich Ihrer Meinung nach die Zukunft der Museen?
Patruno: Die Digitalisierung ist für Museen äußerst wichtig – einfach um auch bei jüngeren Zielgruppen dranzubleiben. In diesem Zusammenhang ist auch ein vielseitiges Veranstaltungsprogramm wesentlich. Wir haben bspw. die „Art Night“ ins Leben gerufen, die sehr gut ankommt und im Rahmen derer wir an einem Donnerstagabend bis zu 300 junge Leute hier im Haus haben. Ein Programm, das die gesamte Bandbreite unserer Bürgerschaft anspricht, ist in meinen Augen äußerst wichtig: Jeder soll sich etwas Ansprechendes herauspicken können.

INKA: Gibt es aktuell noch weitere Pläne in Hinblick auf das lockere Verweilen im Museum, wodurch die Schwellenangst bzgl. kultureller Institutionen etwas abgebaut werden kann?
Patruno: Unser Audioguide ist schon mal ein gutes Instrument, um sich von zuhause aus über Ausstellungen zu informieren; was im Übrigen auch sehr gut genutzt wird. Unsere Website ist nun niederschwelliger gestaltet, wodurch Hemmschwellen abgebaut wurden. Zudem kostet das „Forum“ im Erdgeschoss keinen Eintritt und kann auch spontan und nur mal schnell zwischendurch besucht werden. Dbzgl. möchten wir unseren Eingangsbereich noch weiter umgestalten zu einem dritten Ort, der neben dem eigenen Zuhause und der Arbeitsstätte als weiterer Aufenthalts- und Kommunikationsort fungieren kann.

INKA: Gibt es auch Ideen, um die Betonwüste, die den Hallenbau umgibt, etwas aufzubrechen?
Patruno: Das ist tatsächlich im gesamten Hallenbau ein großes Anliegen. Letztes Jahr im Oktober haben wir alle zusammen das „Hallenbaufestival“ gefeiert und auch in dieser Saison ist es unser Ziel, immer wieder auch Programm auf dem Vorplatz stattfinden zu lassen. Für mich war das schon von Beginn an ein großes Anliegen. Mit dem richtigen Mobiliar bspw. würde der Platz eine viel größere Aufenthaltsqualität bieten. Vielleicht ja in Kombination mit ein paar Palmen. Das wäre doch schön!

Update. Sammlung neu präsentiert; Ausstellungsreihe „Zwischenräume“: Ulla von Brandenburg – It Has A Golden Sun And An Elderly Grey Moon; Tenki Hiramatsu – Unendliche Zigarettenpause, Kunstpreis Werner-Stober-Stiftung, bis 22.10., Städtische Galerie Karlsruhe

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