Eine barocke Bühnenarchitektur

Kunst & Ausstellungen // Artikel vom 09.05.2015

Das hatte sich Karlsruhes Stadtgründer Markgraf Karl Wilhelm von Baden-Durlach (1679–1738) mit „Carols-Ruhe“ mitten im Hardtwald erbauen lassen.

Dabei zielt die Ruhe im Stadtnamen nur auf die Legende vom schlafenden Markgrafen, nicht aber auf die Identität der Stadt. Denn mit seiner Umtriebigkeit war Karl Wilhelm für dringend notwendige Reformen und die konsequente Sanierung der Staatsfinanzen verantwortlich und machte die junge Fächerstadt weit über ihre Grenzen bekannt. Wie schon zum Auftakt des Stadtjubiläums, als sein Traum im Waldstück im Schloss mit (lebendigem!) Pferd inszeniert wurde, lehnt sich jetzt die Ausstellungsgestaltung an die Idee der Barockbühne an.

Quasi en miniature wurde dieses legendäre Waldstück zum Mittelpunkt der Schau. Von ihm aus gehen die Strahlen der Planstadt aus, entlang derer der Besucher mehr über den absolutistischen Regenten und seine nicht einfache Stellung innerhalb einer im Umbruch befindlichen Gesellschaft ebenso erfährt wie über seine Liebe zu Wein, Weib und Gesang. Es ist eine Ausstellung, die nicht nur auf Karl Wilhelms Persönlichkeit als Figur des damaligen öffentlichen Lebens fokussiert, sondern auch den Menschen mit seinen Eigenarten und Zielen vorstellen will. Denn unbestreitbar hat Karl Wilhelm seiner Stadt bis heute den Stempel aufgedrückt, ist sein Wirken nicht nur in der Architektur und Stadtanlage zu erkennen, sondern auch an den vielen Tulpen, die gerade jetzt zum 300. Stadtgeburtstag in noch größerem Umfang sprießen.

Über 1100 verschiedene Sorten dieses raren, damals in Gold aufgewogenen Gewächses nannte er sein Eigen! Kein Wunder also, wenn im Karlsruher Schloss zum Stadtgeburtstag eine Landesausstellung über den Stadtgründer zu sehen ist, und parallel in der Landesbibliothek die beiden noch erhaltenen Tulpenbücher Karl Wilhelms (er starb übrigens beim Gärtnern im Tulpenbeet) gezeigt werden. -ChG

Karl Wilhelm: 9.5.-18.10., Badisches Landesmuseum, Schloss; Tulpenbücher: bis 25.4., Badische Landesbibliothek, Karlsruhe

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