Einfach brillant
Kunst & Ausstellungen // Artikel vom 27.03.2021
Der Schmuck der 1960er und 70er war revolutionär, die Schmuckdesigner und -hersteller in ihrer Vision kompromisslos.
Sie brachten den Schmuck auf ein neues künstlerisches Niveau, das mit den radikalen Veränderungen der Gesellschaft in diesen Jahrzehnten einherging. Während in den 1950ern Zurückhaltung vorherrschte, wurden die 60er zu einer Ära der jugendlichen Rebellion und des radikalen kulturellen Wandels – und ein neuer Schmuckstil war Teil dieses Zeitgeistes. Rock'n'Roll, der Vietnamkrieg, die Kennedy-Attentate, die Bürgerrechts- und Frauenbewegung, der weit verbreitete Gebrauch halluzinogener Drogen und das Konzept der freien Liebe werden alle mit diesen turbulenten Jahrzehnten in Verbindung gebracht. Von Kunststoff-Creolen des Weltraumzeitalters bis zu den Glas- und Holzperlenketten der Hippies drückten Schmuckstücke Individualität, Nonkonformität und die ästhetischen, politischen und intellektuellen Werte der Person aus, die sie trug.
Neben diesen Ausdrucksformen in preiswertem, für alle erhältlichen Modeschmuck nahmen die feinen Schmuckstücke in gleicher Weise die Stimmung der Zeit auf. Junge Schmuckdesigner wollten nicht mehr nur unoriginellen Tand als Ergänzung der aktuellen Mode kreieren; sie betrachteten sich in erster Linie als Künstler, in zweiter Linie als Juweliere und näherten sich ihrem Werk wie jeder Maler oder Bildhauer. Sie arbeiteten in Gold, konzentrierten sich auf organische Designs, bevorzugten abstrakte Formen und Konzepte mit Bezug zu den Trends des Weltraumzeitalters. Sie verwendeten unkonventionelle Materialien und entwarfen Schmuckstücke mit einzigartiger Struktur und beispielloser Gestaltung.
Die aus einer der wichtigsten Privatsammlungen der Welt stammende „Wanderausstellung Einfach brillant – Künstler-Juweliere der 1960er und 1970er Jahre“, kuratiert von Kimberly Klosterman und vom Cincinnati Art Museum als Leihgabe zur Verfügung gestellt, zeigt die Arbeiten einer Reihe internationaler unabhängiger Juweliere sowie bedeutender Juweliersäuser wie Cartier oder Van Cleef & Arpels. Nach dem Diva in Antwerpen ist Pforzheim der zweite europäische Museumsstandort, an dem diese prachtvollen Kreationen gezeigt werden, bevor sie wieder in die USA reisen. -ps/pat
Sa, 27.3.-27.6., Schmuckmuseum Pforzheim
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