Gabriele Köbler: Der Blick geht in die Ferne

Kunst & Ausstellungen // Artikel vom 05.12.2021

Die lebensgroße Schwimmerin im roten Badeanzug kennen die INKA-LeserInnen schon von der Juni-Ausgabe.

Diese ist 2021 Teil der Ausstellung im Skulpturengarten Schweigen-Rechtenbach. Auch beim hiesigen „Kunstparcours“ ist sie dieses Jahr wieder vertreten. Wer Gabriele Köblers kleinformatigeren Schwimmer und die Frauenbüsten in natura bei einem Glas guten Weins anschauen möchte, kann dies im Bistro des Weinguts Scheu. Die Skulpturen sehen auf den ersten Blick harmlos aus; doch wenn man sich nähert und versucht, sich auf die Gesichter einzulassen, kommt Unbehagen auf. Denn die Gesichter schauen einen nie ganz an; sie blicken ins Leere, am Betrachter vorbei und lassen nicht zu, dass man sich einbildet, ein gegenseitiges Verständnis in den Augen zu lesen. Das macht auf subtile Weise klar, wie wir ticken. Köbler war früher Krankenschwester, bevor sie sich ganz auf die Kunst einließ.

Dieser intensive Kontakt mit Menschen ist spürbar, ebenso die lange Zeit, die sie mit Aktstudien verbracht hat. Köbler ist eine ruhige Person, beobachtet die Leute um sich herum sehr genau. Lebende Personen sollen die Figuren aus Beton und Farbe jedoch nicht darstellen, verrät sie. Sie stückelt vielmehr Erinnerungen an Menschen, die sie gesehen hat, zusammen und formt daraus das Abbild eines Typus. Der Nofretete-artige, pupillenlose Blick sei ihr dabei sehr wichtig. Wie bei Modigliani, der nie die Augen malte, bleiben die Figuren damit genau das und werden nie zum Porträt – sie entziehen sich dem Betrachter auf erhabene Weise wieder. Im kommenden Jahr möchte die Künstlerin erst mal nicht in ihrer bisherigen Galerie ausstellen, sondern sich ganz ins Atelier zurückziehen. Wieder zurück zu kleinen Figuren will sie, ihren Schwimmern mehr Diversität geben und unterschiedliche Körper darstellen, nicht nur die gemeinhin als schön empfundenen. -viva

Gabriele Köbler (Plastik) & Gerhard Lämmlin (Malerei): 5.12.-9.1., Sa 15-17; So 11-17 Uhr, Zehnthaus Jockgrim !!!abgesagt!!!
www.gabriele-koebler.de

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