Glanzstücke der Wiener Werkstätte

Kunst & Ausstellungen // Artikel vom 26.04.2009

Wollte man den Schmuckstücken der Wiener Werkstätte einen Stempel aufdrücken so könnte er heißen: Radikal modern und ausnehmend individuell.

Die Künstler der 1903 gegründeten Wiener Werkstätte stehen für einen Paradigmenwechsel im Schmuckdesign. Keine industrielle Massenproduktion, keine Kopie von Vergangenem, lauteten ihre Prämissen. Der kreative Entwurf stand im Zentrum: Ihr Schmuck wurde von Architekten oder Künstlern konzipiert und in enger Zusammenarbeit mit Kunsthandwerkern umgesetzt. Die individuelle Zeichnung und Farbigkeit von Schmucksteinen wie Lapislazuli, Malachit oder Opal zogen sie der lupenreinen Perfektion von Brillanten vor.

Die Ausstellung „Glanzstücke – Schmuck der Wiener Werkstätte“ im Schmuckmuseum Pforzheim präsentiert seltene Spitzenstücke dieser Produktionsgemeinschaft von 1903 bis 1920. Joseph Hoffmann, Architekt, Designer und Mitbegründer, ging beispielsweise vom Quadrat aus und machte dieses zu seinem Gestaltungsprinzip. Die Entwürfe für seine Schmuckstücke gliederte er streng tektonisch, ordnete die Elemente meist symmetrisch an und verband sie durch einen Rahmen zu einer Einheit. Anders als Hoffmann ging der Grafiker und Maler Koloman Moser intuitiver vor.

Er ließ sich vor allem von der Natur inspirieren und integrierte sowohl geschwungene Jugendstillinien als auch die geordnete Formensprache des Art&Crafts in seine Arbeiten. Eine besondere Rolle im Wiener Kunstfrühling nahm Emilie Flöge ein – Lebensgefährtin und Muse von Gustav Klimt. Die emanzipierte Frau trat als „Fotomodell“ und Mittlerin für den Schmuck der Wiener Werkstätte in Erscheinung.

Die gezeigten Entwurfszeichnungen und historischen Fotografien geben darüber hinaus Einblick in Umfang und stilistischen Wandel des Schmucks dieser Jahre. In Kooperation mit dem Wien Museum und der Neuen Galerie New York ist eine einzigartige Schau entstanden. -ub

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