Globale

Kunst & Ausstellungen // Artikel vom 16.06.2015

Mit Kunst gegen die Baustellen-Ödnis!

Schöner soll Karlsruhe werden, was nicht schaden kann angesichts der zahlreichen das Bild prägenden Baustellen. Nach „Kunst am Bau“ kommt jetzt also „Die Stadt ist der Star – Kunst an der Baustelle“. Zum Beispiel wird der Argentinier Leandro Erlich auf dem Marktplatz mit „Pulled by the Roots“ einen Kunst-Kran installieren, an dem ein ganzes Haus hängt. Weitere international renommierte Künstler tragen zwischen Ettlinger Tor und Marktplatz mit Großskulpturen, Performances und Interventionen die „Globale“ in die Stadt hinein. Damit wird das ZKM seinem Anspruch gerecht, in Zeiten globaler Vernetzung die Kunstsphäre mit der Stadt und von dort aus mit der Welt zu verbinden.

Dabei wäre das ZKM nicht die Institution, die wir kennen, wenn „think big!“ nicht auch bei dem 300-Tage-Event „Globale“ das zugrunde liegende Prinzip; wenn nicht ein universeller Anspruch aus den Ausstellungen, Veranstaltungen und Interventionen ableitbar wäre. Während als Prolog im ZKM dem Menschen im Allgemeinen mit dem Tribunal gegen die Verfehlungen des 20. Jahrhunderts der Prozess gemacht wird, bespielen zeitgenössische Künstler die Baustellen und die barocke Schlossfassade wird zur Projektionsfläche für die „Schlosslichtspiele“, die aber mit Video-Mappings und Projektionen weit entfernt sind von Public Viewing und Freilichtkino.

Derweil machen im ZKM die Cloudscapes von Transsolar und Tetsuo Kondo die „Cloud“, in der zunehmend mehr Daten gespeichert werden, haptisch erlebbar. Und Ryoji Ikeda spielt mit der Ausstellung „Micro - Macro“ nicht zuletzt auch mit unseren Assoziationen. Denn es geht mitnichten um den nur durchs Mikroskop sichtbaren Mikrokosmos der Natur, sondern vielmehr darum, das, was die digitale Welt zusammenhält – die Bits und Bytes des Binärcodes –, sicht- und erlebbar zu machen. Töne werden visualisiert, indem er die Prinzipien der Klangkunst offenlegt. Ikeda selbst wechselt damit immer wieder zwischen Mikro und Makro, fokussiert auf das Klitzekleine, um es im Auge des Betrachters, in seinem Erleben, auf sichtbare Dimensionen zu vergrößern.

Global dachte der Künstler HA Schult bereits 1970 mit seiner Aktion „70.000 km“, die er nun von Paris bis Peking mit dem Elektroauto in zeitgemäßer Form als „Action Blue“ wiederholt. Halt macht er auf dem ZKM-Vorplatz zum Jubiläumswochenende, zeitgleich zeigt Schrade den Aktionskünstler mit einer Querschnittsschau durch sein Werk. -ChG

Prolog zur „Globale“: 19.-21.6., Tribunal im ZKM; Baustellen-Kunst: Fr, 19.6., 17.30 Uhr, bis 27.9., Innenstadt; Eröffnungsfeier Schlosslichtspiele und „Globale“: Sa, 20.6., 19.30 Uhr, Bühne vor dem Karlsruher Schloss; Ikeda/Kondo: Eröffnung: So, 21.6., 14 Uhr, Ikeda: bis 9.8., Kondo: bis 27.9., HA Schult: Eröffnung: So, 21.6., 16 Uhr, ZKM-Vorplatz, bis 7.8., Galerie Schrade, Karlsruhe

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