Kaiser und Sultan

Kunst & Ausstellungen // Artikel vom 12.11.2019

Kaiser und Sultan, das waren die großen Gegner im 17. Jahrhundert.

So das herrschende Bild, das von der Gefahr aus dem Osten spricht, der Angst vor dem Islam, der das Abendland zu überrennen drohte. Die Realität hatte aber neben den Kriegen zwischen den islamischen Osmanen und den christlichen Europäern noch eine andere Seite: den kulturellen und wissenschaftlichen Austausch, eine Art Verschmelzung.

Zum 100. Jubiläum zeigt das Landesmuseum die Verflechtungen in Ost- und Südosteuropa. Ungarn, Siebenbürgen und der Balkan wurden ab 1600 nicht nur Schauplatz großer Schlachten, sondern auch zu einem Tor zwischen den Zivilisationen. Hier haben sich die Heere nicht nur bekämpft, hier haben die Völker auch miteinander gehandelt und ihr Wissen geteilt.

Innovationen in Architektur und Kunst, Mode und Technik waren die Folge: zu dieser Zeit wurden Kaffee und anatolische Gebetsteppiche im Westen und der Buchdruck im Osten eingeführt. Ausgehend von der „Karlsruher Türkenbeute“, die von Mitgliedern der badischen Markgrafenfamilien nach Baden gebracht wurden, und ergänzt aus den Sammlungen der bedeutenden „Türckischen Cammer“ der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden dokumentiert die Ausstellung mit vielen hochkarätigen Leihgaben von osmanischen oder osmanisch beeinflussten Artefakten den gegenseitigen fruchtbaren Austausch.

Die Erzählung von den damaligen Flucht- und Migrationsströmen ist dabei auch ein Spiegel unserer Zeit, sie bietet Anknüpfungspunkte zur gegenwärtigen Globalisierung und hinterfragt Stereotypen über den Islam und das vermeintlich Fremde. -gepa

bis 19.4., Badisches Landesmuseum, Karlsruhe

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