Kreative Rand­erscheinung

Kunst & Ausstellungen // Artikel vom 16.02.2011

Walter Benjamin schrieb einmal, das Kunstwerk sei die Totenmaske des Konzepts.

Selbiges sollte man beim Besuch des aktuellen Ausstellungsprojekts aus der Kreativschmiede HfG im Hinterkopf behalten. „Ohne Titel – eine Ausstellung grafischer Randerscheinungen“ richtet den Fokus auf die Nebenprodukte des Kunstalltags, jene Zwischenstationen und Geistesblitze, alles Vernachlässigte, Fragwürdige und Undefinierbare, das für gewöhnlich ungesehen bleibt. Die Kuratorinnen Anne Horny (Kunstwissenschaften) und Silvia Posavec (Kommunikationsdesign) wissen aus eigener Erfahrung um solche „Abfallprodukte“ jenseits von Seminar- oder Auftragsarbeiten.

Oft fließen aber genau diese später unbewusst oder zufällig in umfangreichere Konzepte ein und bilden so unentbehrliche Zeugnisse kreativer Intuition. Für Außenstehende bieten die Arbeiten einen reizvollen, raren Einblick in den kreativen Schaffensprozess. Zum eintägigen Ausstellungsereignis versammeln die Kuratorinnen Illustrationen, Collagen, Zeichnungen und grafische Spielereien, Plakate, Unikate, Fotoserien und Texte aller Kaliber von gut einem Dutzend Studierenden und Absolventen des Kommunikationsdesigns und anderer Fachbereiche.

Der schwer zu verortende Charakter der Werke manifestiert sich auch in der Wahl des Ausstellungsortes: In Anlehnung an den etablierten Atelier-Rundgang werden sie in den privaten Wohnräumen, WGs und Ateliers ihrer Urheber gezeigt. Nicht nur die unkonventionelle Ortswahl verspricht intime Einblicke: „Einige Arbeiten sind ein regelrechter Seelenstriptease“, finden die Veranstalter. Und da sich diese eben konzeptfrei präsentieren, müssen sie auch „Ohne Titel“ gezeigt werden. -fb

Sa, 19.2., 16-22 Uhr, in den Wohnräumen der Ausstellenden, Adressen siehe Website:
www.ohnetitel.tk

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