Kunstrauschen Karlsruhe 2025

Kunst & Ausstellungen // Artikel vom 21.02.2025

Studio Hö (Foto: Felix Grünschloß)

Zum zweiten Mal sorgen Offspaces an der „Langen Nacht der Projekträume“ für ein stadtweites „Kunstrauschen“ während der „art Karlsruhe“ (Do-So, 20.-23.2.).

Die rund 20 Locations bilden eine Plattform für experimentelle Arbeiten, selbstbestimmte Prozesse und außergewöhnliche Perspektiven – ob in der Hinterhofwerkstatt, einem improvisierten Keller, einer alten Industrieanlage, der Privatwohnung oder im professionellen Atelier. Das vom Kulturbüro der Stadt und der Geschäftsstelle Unesco Creative City Of Media Arts mit den Projekträumen organisierte „Kunstrauschen“ schafft eine einzigartige Gelegenheit, in die unabhängigen Karlsruher Kunstszene einzutauchen! Cola Taxi Okay (Kronenstr. 25) ist ein ehrenamtlich organisierter Begegnungsort, der durch Kunst, Tanz und Musik kulturelle und sprachliche Barrieren überwindet; im Kontrast dazu steht der minimalistische acht Quadratmeter kleine Free Port Purgatory (Karlstr. 159), der in einem Holzbeschlagkellerabteil Kunstwerke in ihren Lagerzuständen zeigt – auch via Bildschirm im angrenzenden Innenhof: verpackte Skulpturen, halbfertige ortsspezifische Installationen und Transformationen im Werden.

Am westlichsten Ort der Offspaceszene, dem Nordbecken, verschmelzen seit 2013 Bildende Kunst, Video, Performance und Musik. Gleich drei Anlaufstellen bietet die Viktoriastr. 12: Mit einem Fokus auf gesellschaftliche Randbereiche bringt der Projektraum Kunstperipherie/n Outsider Art und Art Brut in den Diskurs; im Hinterhofstudio führt die thematische Gruppenausstellung „Lunatique“ Irma Chacall, Sarah Kungl, Anna Tekampe, Hanna Held und Andrea Kößler zusammen – mit feinen Tüllinstallationen, Fotografien, Zeichnungen, Collagen und Performances, inspiriert von der Phänomenologie und der Frage nach dem Zusammenspiel von Wahrnehmung und Wirklichkeit in Anlehnung an Merleau-Pontys Konzept des „Sichtbaren und Unsichtbaren“; dazu kommt noch das Atelier des Künstlerkollektivs V12. Im Showroom Schmitt (Luisenstr. 44) stehen regionale Künstler aus dem Südwesten im Mittelpunkt: Die ausgestellten Werke von Lorenz Bögle, Kai Fischer, Judith Lindner, Christian Schmid, Marcel Vangermain und Georg Vesper reflektieren die Realitäten der Kunstproduktion wie auch die Herausforderung, sich abseits des Kunstmarkts zu behaupten. Der Projektraum Rochade (Putlitzstr. 14) zeigt mit „I Would Prefer Not To“ (Vernissage: Fr, 14.2., bis 23.2., Fr-So 16-18 Uhr u.n.V.) eine Ausstellung der beiden Kunstaka-Studenten Leon Fraunholz und Yannick Schwendemann, dessen multimediale Arbeiten gesellschaftliche Realität und Mechanismen des Kunstmarkts kritisch betrachten.

Die neue Fledermaus (Am Künstlerhaus 20) verbindet in „Stern und Satellit“ (Vernissage: Fr, 21.2., 19 Uhr, mit Performance von Heike Pitschmann: „Ich wäre so gerne berühmt, berühmt wäre ich so gern“, bis 26.4.) Film, Objekt, begehbare Installationen und Zeichnung von Eckbert Lösel, Deborah Wikitsch und Marcel Lhome in einer komplex-verschachtelten Ausstellungssituation. Gezeigt werden außerdem Indiekunstfilme als inszenierte Hommage an die Karlsruher Filmschaffenden wie Michael Prokscha, Tom Martus oder Boris Heese. Das Atelierhaus (Alter Schlachthof 13 a) als künstlerisches Zentrum des Schlachthof-Geländes eint der Aspekt „…auf der Haut, in der Haut, unter die Haut“; die Bandbreite reicht von Malerei, Bildhauerei, Zeichnung, Keramik, Schmuckdesign, Drucktechnik und Film, Objektkunst und Installation bis hin zu interdisziplinären Arbeiten. Ein Highlight des Abends ist das in einem Jugendstil-Gebäude befindliche Studio Hö: Das 2024 eröffnete Schaufenster der Medienkunst mit seinen großzügigen Rundbögen präsentiert in offener Raumgestaltung die Gewinner der „Sprint 1“-Ausschreibung für Studenten Karlsruher Hochschulen, die innovative und interdisziplinäre Ideen entwickeln. Der Projektraum Spektrum (Gebhardstr. 19) zeigt neue Arbeiten von Marianne Schliwinski, bei denen sich Schmuckstück und Bild ergänzen, aber jeweils eigenständige Kunstwerke bleiben.

Carol Neuber präsentiert in ihrem Schauraum B9 (Beiertheimer Allee 9) Max Goemann, Kunstakademie-Meisterschüler bei Franz Ackermann (Ölmalerei). Nach seinem Diplom 2023 reiste er in die USA, wo er auf das für seine neue Werkserie „Monkey Wrench“ (Vernissage: Fr, 21.2., 19 Uhr; Sa, 22.2., 15-19 Uhr; So, 23.2., 11-15 Uhr) ausschlaggebende Buch gestoßen ist: den Romanklassiker der Umweltliteratur „The Monkey Wrench Gang“ von Edward Abbey aus dem Jahr 1975, in der Umweltaktivisten gegen die Zerstörung der Wildnis durch Staudämme und Straßen im amerikanischen Südwesten rebellieren. Weitere „Kunstrauschen“-Stationen sind der mit Fokus auf Ausstellungen von Flinta-Personen gegründete, rein weiblich geführte Artist-Run-Space CU (Maria-Alexandra-Str. 17), Luis Leu (Luisenstr. 32), Mold (Augartenstr. 6), ßpace (Fritz-Erler-Str. 7), die Produzentengalerie V8 (Viktoriastr. 8) und die dritte Ausgabe der temporären Kunstbar Artini (Mi-So, 19.-23.2., Ort & ÖZ eine Woche vor Messebeginn auf www.ato.vision) – allesamt verbunden durch einen Shuttlebus. -pat

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