Op Art & Wunderkammer

Kunst & Ausstellungen // Artikel vom 18.05.2015

Gerade ziemlich en vogue sind zwei Themen, in die sich der Besucher der Kunsthalle Würth in den nächsten Monaten vertiefen kann, die aber unterschiedlicher nicht sein könnten: die Op Art (wobei die 1960er Jahre gerade insgesamt ins öffentliche Bewusstsein rücken) und die Wunderkammer.

Letztere war zu Zeiten der Fürsten und Monarchen ein probates Mittel der Geldanlage, bediente aber gleichermaßen auch die Neugierde und den Forschergeist. Außerdem war es eine wunderbare Möglichkeit, die eigene Vielseitigkeit unter Beweis zu stellen, denn gesammelt wurde alles, was besonders, merkwürdig, wertvoll oder einfach „nur“ hübsch war.

Die Zusammenstellung in den Wunderkammern war aus heutiger Sicht betrachtet entsprechend eigenwillig: Muscheln, Straußeneier und Korallen fanden sich neben wissenschaftlichem Gerät, Globen und Atlanten, diese wiederum neben Büchern, Münzen und Medaillen und natürlich auch Kunstgegenständen. Obwohl dieser umfassende Anspruch mit dem Niedergang der Monarchie als Regierungsform ins Abseits rückte, ist die Wunderkammer immer wieder auch für den heutigen Betrachter reizvoll – und so wundert nicht, dass die Sammlung Würth ebenfalls Teile einer Wunderkammer beinhaltet, die nun mit ausgewählten Stücken aus der National Collection of Silver des Victoria & Albert Museums in London in Schwäbisch Hall gezeigt werden.

Wem dies gedanklich doch zu fern ist, dem sei die Op Art – die kinetische Kunst – anempfohlen. Von Josef Albers und Victor Vasarely bis zu Patrick Hughes reicht die Bandbreite der Kunstwerke, die ein echter Angriff auf die Wahrnehmung und das Auge sind. Ausgehend von optischen Phänomenen wirkt das Kunstwerk scheinbar bewegt (oder tut dies tatsächlich), wobei manchmal zusätzlich auch das Licht Regie führt. Der Betrachter kann dabei vor so unterschiedlichen Kunstwerken ins Staunen kommen wie ein Rotor von Heinz Mack, eine jener Nonsense-Maschinen von Jean Tinguely oder ein Mobile von Alexander Calder. Und oft muss sich der Betrachter selbst bewegen, um das Bewegungselement des Kunstwerks zu entdecken. -ChG

18.5.-10.1.16, Kunsthalle Würth, Schwäbisch Hall

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