Open Codes

Kunst & Ausstellungen // Artikel vom 15.11.2017

„Karlsruhe ist die Hauptstadt der BRD, der Bildungsrepublik Deutschland“, lässt der künstlerische Leiter des ZKM, Peter Weibel, mit einem Zwinkern verlauten.

Bestätigt sieht er diese Hypothese in der neuen Ausstellung „Open Codes“, einem Mammutprojekt des Zentrums für Kunst und Medien. Hier wird die Aufmerksamkeit nicht nur auf die digitale Welt, sondern auch auf Museen als neue Bildungseinrichtungen gelegt. Mit freiem Eintritt, längeren Öffnungszeiten und kostenlosen Snacks und Getränken wird der Besucher zum Arbeiten, Wohnen und Denken eingeladen. Sich bilden soll sich lohnen und belohnt werden – so das Konzept des Ausstellungsexperiments.

Als Labor, Büro und Wohnzimmer fällt schon bei der Raumausstattung ein Bruch mit dem gewohnten White Cube des Museums auf: Zwischen gesponserten Möbeln des Vitra Design Museums sitzen Studenten mit ihren Laptops und Familien spielen Tischtennis. In Kooperation mit lokalen Programmiergruppen wie dem Fablab Karlsruhe e.V., Caliope und Entropia werden bis August nächsten Jahres Workshops und Projekte in den verschiedenen Arbeitsflächen im Ausstellungsraum stattfinden. Dabei soll die digitale Welt rund ums Coden mit Besuchern erforscht und entschlüsselt werden. Selbst Berufstätigen wird dieser Einblick ermöglicht, denn donnerstags kann man bis 22 Uhr in die Ausstellung; die regelmäßige halbstündige After-Work-Führung lädt zum Feierabendgespräch ein.

Die 206 ausgestellten Werke kommen aus den Bereichen Kunst und Wissenschaft und bringen die historische Entwicklung, aktuelle Erkenntnisse, aber vor allem Zukunftsvisionen der Codierung zusammen. Wie beispielsweise in der computerbasierte Installation „Alphabet-Space“: Während sich mit dem Binärcode in den Ziffern 0 und 1 alle Zahlen schreiben lassen, wird im Werk von Adam Słowik mit einem einzelnen dreidimensionalen Objekt das Alphabet mit 26 Buchstaben darstellbar. Durch Bewegen des Objektes soll der Besucher zweidimensionale Zeichen bilden, die dann als Schriftsprache lesbar sind. Ein Entwurf, der gewohnte Zeichensysteme neu definieren könnte. Lernen Schulkinder in Zukunft Buchstaben und Ziffern mit nur zwei Zahlen oder gar einem Objekt zu lesen? Das Museum als Lernort lädt schon jetzt dazu ein. -hju

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