Pia Fries: „Krapprhizom Luisenkupfer“

Kunst & Ausstellungen // Artikel vom 28.02.2011

Mit der Schweizer Künstlerin Pia Fries setzt die Kunsthalle den 2010 mit Miroslaw Balka begonnenen Dialog zeitgenössischer Künstler mit der eigenen Sammlung fort.

Damit macht die Kunsthalle aus der Not, keine eigenen Räumlichkeiten für Sonderausstellungen zu besitzen, eine Tugend. Folgerichtig hat sich Fries des rund 90.000 Blätter umfassenden Kupferstichkabinetts bemächtigt. Im Vorlegesaal sind entsprechend die Stiche ausgestellt, auf die sie explizit reagiert. Mit ihren kleinformatigen, in den Magazinkästen präsentierten Kammerstücken näherte sie sich der Kunsthalle.

Für die Serie der „Fahnenbilder“ war zudem ein Kupferstich von Goltzius wesentlich; entsprechend passte sie ein Bild der Serie der Höhenausdehnung des Ausstellungsraums an. Die Freude an der unkonventionellen Materialbearbeitung spricht deutlich aus den Gemälden von Pia Fries.

Da passt der eigenwillige Titel durchaus, der sich in lautmalerischen Wortschöpfungen der Gemälde fortsetzt. Scheinbar abstrakt und doch poetisch wirken sie und haben dennoch eine sehr gegenständliche Bedeutung: „Loschaug“ – löschen, was das Auge sieht, um mit „Weisswirt“ Weiß als Wirkungsstätte für die Farbe zu thematisieren.

Und immer wieder „Merian’s surinam“: Maria Sybilla Merians Zeichnungen der Pflanzenwelt von Surinam, die Pia Fries nicht nur in dieser Serie als Motive einbringt, die die Struktur des Gemäldes beeinflussen und die Wahl der Farben bedingen können. Bei „Bolted“ nietet sie Metallplatten auf Gemälde, die – so scheint es – vormals Merian für ihre Kupferstiche dienten. Mit den Farben führt die Künstlerin ein Zwiegespräch, wobei der Untergrund – meist ein Holzträger – mit der Maserung als malerisches Element einkalkuliert ist.

Großformatige Siebdrucke der Merian’schen Zeichnungen bringt sie darauf ebenso auf wie zerrissene Originalfaksimiles und hochvergrößerte Details aus Kupferstichen von Goltzius und von Stefano de Bella, die ihr Anlass sind, Bewegung nachzuvollziehen.

Dafür drückt sie Farbstränge auf, lässt sie verfließen, kratzt sie hinterher wieder ab oder bemalt sie weiter, wodurch ein dreidimensionaler Eindruck entsteht, bei dem man sich bei dem Wunsch ertappt, in die tiefen Furchen hineingreifen zu wollen, um die Bilder haptisch zu erfahren. Zur Ausstellung ist ein reich bebilderter Katalog erschienen. -ChG

bis 27.3., Kunsthalle Karlsruhe

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