Schon einmal gesehen
Kunst & Ausstellungen // Artikel vom 15.05.2012
„Das teuerste Kunstwerk ist eine Kopie“, schmunzelt die Kuratorin der Ausstellung „Déjà-vu?“, Ariane Mensger.
„Es sieht aus wie ein van Gogh, ist auch einer, aber van Gogh hat hier einen echten Delacroix kopiert.“ Spannend an dem Kunstwerk, in dem tatsächlich das Thema der Ausstellung kulminiert, ist der Ansatz des niederländischen Künstlers: Van Gogh hat zwar das Motiv getreu der Vorlage übernommen, aber diese war in ihrer Farbigkeit sehr verhalten. Van Gogh hat daraus ein ziemlich knalliges Gemälde gemacht, das in seinem Pinselduktus gänzlich unverwechselbar ist. – Was nun? Ist es jetzt ein Original? Oder doch „nur“ eine Kopie?
Dieser Frage ist die gesamte Ausstellung gewidmet, was nicht etwa ermüdend ist (dauernd Dürer, Duchamp und Warhol, so könnte man zu denken versucht sein...), sondern äußerst unterhaltsam. Denn da hängen plötzlich fast gleiche Kupferstiche und Gemälde nebeneinander und als Betrachter fängt man unwillkürlich an, nach den Gemeinsamkeiten und den Unterschieden zu suchen. Ganz nebenbei ist die Ausstellung so eine echte Sehschule. Das, was die Maler im 19. Jahrhundert machten – im Louvre vor den Originalen zu sitzen und diese zu kopieren –, das können wir jetzt in den Sälen der Kunsthalle nachempfinden und erhalten gleichzeitig noch eine äußerst lebendig inszenierte Lehrstunde darin, wie sich das Verhältnis von Original und Kopie über die letzten Jahrhunderte änderte.
Denn die Kunsthalle bietet einen Parforceritt durch die Kunstgeschichte, quer zu den Stilen und Schulen, immer entlang der Meister, die gern kopiert wurden (und werden) – und die selbst gelegentlich im wahrsten Sinne „abkupferten“, manchmal aber auch nur Teile des Motivs übernahmen und damit die Aussage änderten. Natürlich haben wir nicht zuletzt bei den Arbeiten von Elaine Sturtevant und Cindy Sherman, jenen Grand Dames des Reenactments, Déjà-uu-Erlebnisse, denn sie spielen mit unserem kulturellen Gedächtnis, mit den großen Künstlernamen und bekannten Arbeiten, die sie neu in Szene setzen.
Die Ausstellung beginnt bei Dürer und endet im 21. Jahrhundert bei einer Arbeit von Florian Freier, der wie selbstverständlich Google Earth mit einbezieht. Bei ihm dient die Vorlage von Andreas Gursky als Blaupause für einen Film, der dem Entstehungsprozess der fotografischen Arbeit nachspürt. Grandios, manchmal leicht verstörend, aber wirklich genial, wie hier Kunst gänzlich neu in Szene gesetzt wird! -ChG
bis 5.8., Kunsthalle Karlsruhe
WEITERE KUNST & DESIGN-ARTIKEL
Kunstraumexpress
Kunst & Ausstellungen // Artikel vom 17.01.2025
Vier Ausstellungen in vier Wochen.
Weiterlesen … KunstraumexpressHeilende Kunst
Kunst & Ausstellungen // Artikel vom 12.01.2025
Raus aufs Land, Ruhe im Kopf, der Hände Arbeit schätzen und von der Erde leben.
Weiterlesen … Heilende Kunst40 Jahre Amiga – Makes It Possible!
Kunst & Ausstellungen // Artikel vom 10.01.2025
Kurz nach der Markteinführung des ewigen Rivalen Atari ST präsentierte Commodore Mitte 1985 im New Yorker Lincoln Center seinen revolutionären 16-Bit-Heimcomputer.
Weiterlesen … 40 Jahre Amiga – Makes It Possible!Surrealismus – Welten im Dialog
Kunst & Ausstellungen // Artikel vom 05.01.2025
Im Bruch mit den engen bürgerlichen Konventionen und Denkmustern und tief von Freuds Psychoanalyse und Traumdeutung beeinflusst, suchte die surrealistische Avantgarde die „absolute Realität“ (André Breton).
Weiterlesen … Surrealismus – Welten im DialogBKV-Mitgliederausstellung & -Jahresgaben 2024
Kunst & Ausstellungen // Artikel vom 15.12.2024
Am Ende des Jahres präsentiert der Kunstverein mit seiner Mitgliederausstellung regelmäßig die bunte Vielfalt seiner kunstschaffenden Mitglieder.
Weiterlesen … BKV-Mitgliederausstellung & -Jahresgaben 2024Heart Of Gaza
Kunst & Ausstellungen // Artikel vom 15.12.2024
Diese Ausstellung vermittelt via „Children’s Art From Palestine“ tiefen Einblick in die Realität in Gaza.
Weiterlesen … Heart Of GazaSabine Brand Scheffel
Kunst & Ausstellungen // Artikel vom 15.12.2024
Die Karlsruher Malerin zeigt in einer Einzelausstellung einen Überblick über Arbeiten und Serien der vergangenen Jahre, wobei ein Schwerpunkt der Werkkomplex „Über den Gärten“ und die seit 2001 bestehende Reihe der „Tag- und Nachtgedanken“ sind.
Weiterlesen … Sabine Brand ScheffelFraming Motions
Kunst & Ausstellungen // Artikel vom 15.12.2024
In der thematischen Gruppenausstellung „Framing Motions. Video. Performance. Fotografie“ widmen sich 18 Mitglieder dem flüchtigen Moment zwischen Bewegung und Stillstand, Aktion und Dokumentation, Körper im und außerhalb von Raum.
Weiterlesen … Framing MotionsWir werden bis zur Sonne gehen
Kunst & Ausstellungen // Artikel vom 15.12.2024
Mit über 200 Werken werden in einer großen Ausstellung die Pionierinnen der geometrischen Abstraktion im 20 Jh. gewürdigt.
Weiterlesen … Wir werden bis zur Sonne gehen
Einen Kommentar schreiben