Schult bei Schrade

Kunst & Ausstellungen // Artikel vom 16.05.2015

Die legendäre Rallye Peking-Paris ist die „Mutter aller Autorennen“.

1907, als das Auto noch eine recht neue Erfindung war, rief die französische Zeitschrift „Le Matin“ zu dem gewagten Unternehmen auf. Die Strecke führte durch Orte an Zentralasien, wo ein solches Fahrzeug noch gänzlich unbekannt war. Der Aktionskünstler HA Schult, der bereits 1970 mit der „Aktion 20.000 km“ das Auto als Ursprung und Spiegel gesellschaftlicher Veränderung begriff, greift diesen Aspekt mit „Aktion Blue“ neuerlich auf: Dieses Mal ist es ein Elektroauto (das ist heute wahrscheinlich auch nicht überall bekannt), mit dem Schult am 18.6. in die entgegengesetzte Richtung, also von Paris nach Peking, losfährt – live ist sein Start bei Ewald Schrade zu sehen, weshalb die Ausstellung in Karlsruhe dann schon vor der eigentlichen Vernissage zu besichtigen sein wird. Schult macht auf seiner Kunstrallye Station in Kunst- und Kulturinstitutionen, u.a. auch in Karlsruhe, wo dann die Eröffnung in seinem Beisein stattfindet.

Auf dem Weg nach China entnimmt er Wasser aus Flüssen und Seen und fertigt aus den mikroskopischen Aufnahmen „Biokinetische Bilder“. Wasser und Luft werden auf diese Weise zu Bestandteilen seines Kunstwerks. Den Gedanken der „Globale“, die als 300 Tage währendes Kunst- und Kulturereignis die Welt nach Karlsruhe holt und von hier aus in sie ausstrahlt, überträgt Schult damit auf eine Kunstaktion. Diese wird bei Ewald Schrade mit Arbeiten von HA Schult aus 50 Schaffensjahren verortet. Dass es Schult ernst meint mit seiner Aktionskunst, wird nicht zuletzt in diesen Arbeiten deutlich: Mit den „Trash People“ fokussierte er auf den Müll unserer Wohlstandsgesellschaft, während seine Portraitserie auf die Politiker hinzudeuten scheint, die die Richtung des Dialogs der Kulturen und Völker wesentlich mitbestimmen – oder einschränken.

Seine Autofahrt nach Peking ist so verstanden auch ein Anstoß zum Dialog und damit eine Fortsetzung der legendären Autofahrt von 1970, bei der Gesprächsrunden bereits zum Kunstevent gehörten. Vielleicht haben sich die Themen und die Materialien ja geändert – da geht HA Schult mit der Zeit –, die Kunst-Aktion bleibt aber nach wie vor sein Mittel, auf Missstände hinzuweisen. -ChG

18.6.-7.8. Eröffnung: 21.6., Galerie Schrade, Karlsruhe

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